Drei Motoren

Das Tapedeck ist auf dem Aluminium-Druckgußchassis aufgebaut und mit drei Motoren ausgestattet: Ein vierphasiger kollektorloser Gleichstrommotor, der über Hall-Generatoren elektronisch kommutiert wird, treibt über einen Vierkant-Riemen eine etwa einen Kilo schwere, ausgewuchtete Schwungscheibe mit der Tonwelle an. Zwei tachogeregelte, kugelgelagerte Wechselstrom-Asynchron-Außenläufermotoren von Papst geben ihre Kraft direkt an die Spulenteller weiter.

Die Regelelemente der Laufwerkssteuerung verbergen sich in den beiden Umlenkrollen und den ausbalancierten Fühlhebeln, in die die Rollen montiert sind. Bei stehendem wie liegendem Gerät sollen sie die gleiche Regelcharakteristik gewährleisten.

Zuverlässige und starke Papst Aussenläufer. (c) Matthias Madsen

Die Umspulgeschwindigkeit ist tachogeregelt. Als Tachogenerator dient die rechte Umlenkrolle: Eine Segmentscheibe an ihrer Unterseite wird mit Hilfe einer LED beleuchtet und von einem Fototransistor abgetastet, die Elektronik ermittelt die Umdrehungsgeschwindigkeit der Rolle. So entsteht über die gesamte Bandlänge eine gleichbleibende Umspulgeschwindigkeit.
Die TS1000 startet das Umspulen immer in ihrer Höchstgeschwindigkeit. Diese läßt sich jedoch mit Hilfe eines Knebelschalters (VarSpeed) an der Front der Maschine von Hand stufenlos reduzieren (ca. 3 bis 8 m/s). Mit der individuellen Einstellung der Geschwindigkeit kann nicht nur das Wickelverhalten (Wortschöpfung!) der Grundig dem verwendeten Bandmaterial angepaßt, es können vor allem bestimmte Bandstellen gezielt angesteuert werden, ohne daß die Gefahr besteht, aus hoher Geschwindigkeit über das Ziel hinaus zu schießen. In Verbindung mit der Cueing-Funktion (Mithören beim Umspulen) eine ausgesprochen sinnreiche Einrichtung.

Der Tachogenerator dient auch als Bandlaufsensor. Er signalisiert der Steuerelektronik den Stillstand des Bandes nach einer Funktion und ermöglicht damit den Übergang vom Stillstand zu einer anderen Funktion ohne störende Zeitkonstante. Ich habe inzwischen sowohl Maschinen mit nur einer, aber auch mit Stroboskop-Zeichung unter beiden Umlenkrollen gesehen.

Die Umdrehungsgeschwindigkeit des Capstan wird unabhängig von der Netzfrequenz gebildet und der Gleichlauf durch die Masse der Schwungscheibe stabilisiert. Eine proportional-differenzierend arbeitende Regelelektronik, die beide Wickelmotoren individuell mit einem weitgehend sinusförmigem Strom ansteuert, hält den Bandzug konstant. Die Regelung wird durch an den Fühlhebeln sitzende Lichtschranken bestimmt: Je mehr Licht der LE- oder IR-Dioden auf die Sensoren fällt, desto langsamer werden die Motoren. Einerseits wird die Stromzufuhr gesteigert, umso weiter die Fühlhebel nach unten gleiten und die Sensoren verdecken. Wenn sich die Fühlhebel ganz in Ruheposition befinden, gelangt kein Licht mehr auf das photoelektrische Element, das Band scheint schlaff zu hängen, die Umdrehungsgeschwindigkeit wird angezogen, was nach dem Auslaufen des Bandes aus der Spule regelmäßig zum Hochfahren der Motoren führt. Um zu vermeiden, daß das Band gänzlich aus der Trägerrolle gespult wird, verfügt die Grundig über eine automatische Abschaltung, die mit Hilfe von Schaltfolie erreicht werden soll. Die Versorgungsspannung der Wickelmotore wird abgeregelt, wenn die Fühlhebel durch das gespannte Band nach oben geschoben worden sind und die Sensoren nicht mehr verdecken: Die Motoren werden langsamer.

Im Umspulbetrieb sind die LE- bzw. IR-Dioden des aktiven Wickelmotors abgeschaltet, damit das straff gespannte Band und die damit hochgezogenen Fühlhebel nicht die Stromzufuhr des ziehenden Motors abregeln.

Die TS1000 bildet mit 4,76, 9,5 und 19 cm/s die unter den für den Heimanwender konzipierten Geräten verbreitetsten Arbeitsgeschwindigkeiten. Sie behält so die Kompatibilität zu vorhandenen Bändern, die mit der langsamen Geschwindigkeit aufgenommen worden sind, erlaubt extrem lange Spielzeiten und ermöglicht gleichzeitig höchste Klangqualität. Dabei erreicht die Grundig als eines der weniger Bandgeräte nach Meinung der Tester der HiFi-Stereophonie auch bei 4,76 cm/s HiFi-Qualität und eine Gleichlaufleistung (noch ’ne Wortschöpfung!), die anderen Geräten bei 19 cm/s gut zu Gesicht stünde.

Kommandozentrale – Geschwindigkeit, Spurwahl, Variable Geschwindigkeit und Cueing. (c) Matthias Madsen

Um diese Kompatibilität noch zu erhöhen, läßt sich die Grundig gehörmäßig mit anderen Bandmaschinen synchronisieren, selbst wenn diese bislang die standardisierte Arbeitsgeschwindigkeit eher frei interpretiert haben sollten: Der Regler VarSpeed erlaubt in Stellung „VarSpeed“ des Geschwindigkeits-Wahlschalters nicht nur eine Tonhöhenkorrektur (Pitch) auf der Basis einer vorgewählten Arbeitsgeschwindigkeit, wie sie bei Plattenspielern oder besseren Kassettenrecordern (z.B. ASC AS 3000) möglich ist: Die Arbeitsgeschwindigkeit der Grundig kann in dieser Schalterstellung stufenlos zwischen allen erreichbaren Drehzahlen, von 4 bis 22 cm/s, variiert werden.

 

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