Kopfarbeit: 2 und 4 und Reverse

Das Gros der Großspuler stellt ihrem Einfädler eine fest definierte Anzahl und Art von Tonköpfen zur Verfügung. Mindestens zwei, selten mehr als vier. In der Regel für den Halb- oder Viertelspurbetrieb. Wer eine solche Maschine putzen darf und dazu inkompatible Bänder gehortet hat, der putzt bald eine zweite Maschine.

TS1000 wechselbarer Kopfträger (c) Matthias Madsen

Wer eine Grundig als Mitbewohner genießt, der geht im Falle der Entscheidung für ein alternatives Format in den Laden, legt 300 (Halbspur Typ 435 oder Viertelspur Typ 436) oder 380 Mark (Viertelspur mit Wiedergabe-Reverse Typ 437) auf den Tisch, und nimmt einen alternativen, aufsteckbaren Kopfträger mit nach Hause. Zumindest hätte man das früher so gekonnt, als es Mark und Kopfträger noch neu gab.

Die Kopfträger aller TS1000 sind untereinander austauschbar. Zum Betrieb des Reverse-Kopfträgers ist zusätzlich eine kleine Platine (39300-670) von Nöten, die bei abgenommener Rückwand anstelle einer Steckerbrücke auf die „Motorsteuerungsplatte“ gesteckt wird. Sie kann auch im Gerät verbleiben, wenn die TS1000 mit einem anderen, als dem Reverse-Kopfträger, zum Einsatz kommen soll.

Steuerplatine für den Reverse-Kopfträger – wird auf die Motorsteuerung aufgesteckt. (c) Matthias Madsen

Möglich wird der Kopfträgerwechsel ohne Neuabgleich der Maschine durch die in den Kopfträger integrierten Einstell-Trimmer für den Aufsprechpegel und die Vormagnetisierung; diese sind übrigens doppelt vorhanden, so daß für die langsame Bandgeschwindigkeit von 4,75 cm/s eine individuelle Einstellung vorgenommen werden kann.

Kopfträger mit entfernter Abdeckung. (c) Matthias Madsen

Im Kopfträger sind ein Doppelspalt Ferrit-Löschkopf, Widerlager für die Bandberuhigungsrolle, Aufnahmekopf und Wiedergabekopf aus nicht-magnetischem Anoxinstahl, hinter der Tonwelle der Dia-Impuls- oder der Reverse-Wiedergabekopf, sowie insgesamt sechs Bandführungen hängend montiert. Übrigens obacht bei der Bauteil-Identifikation: Zumindest in der Service-Anleitung 3/77 ist die Kopfträger Skizze falsch beschriftet.

Kopfträger mit den sichtbaren Vortrimmern. (c) Matthias Madsen

Die Vierspurköpfe sind mit einer Bandkantenverstärkung versehen, die dem bei Vierspur-Köpfen typischen ungleichmäßigen Abschliff vorbeugen sollen. Der neu entwickelte Wiedergabekopf ist sehr aufwendig, doppelschalig magnetisch geschirmt und schickt sein Signal zur Entzerrung in ein RC-Netzwerk in der Gegenkopplung des Wiedergabeverstärkers. Bemerkenswert ist der Zweispur-Löschkopf: Auch wenn sich die Spalte nicht überlappen, so sind die Systeme doch schmetterlingsförmig ausgebildet, so daß in der Bandmitte ein ungelöschter „Rasen“ von nur noch 0,2mm Breite verbleiben soll, anstatt der üblichen 1,3mm Rasenbreite, bei der zumindest Vierspur-Bänder oft nicht ausreichend gelöscht werden können. Der gleiche Löschkopf kommt übrigens in der Grundig TS-925 zum Einsatz.

Da beim Kopfträgerwechsel die Vormagnetisierungsfrequenz von 105 kHz und die Spannung von 44 Volt konstant bleiben muß, kommt ein Übertrager zum Einsatz, dessen Induktivität 1/10 der Löschkopf-Induktivität beträgt und durch Schleifen des Schalenkernes eng toleriert ist. Das Zusammenspiel des Übertragers mit einem Kondensator bestimmt dann auch die Frequenz des HF-Oszillators, der übrigens über eine Verzögerungsschaltung angesteuert wird, um ein schnelles Aufschwingen und damit Knackgeräusche zu vermeiden.

Anlass zur Kritik bei einem Testgerät fand die HiFi-Stereophonie an der absoluten Justage des Wiedergabekopfes, sowie ebenso an der relativen Einstellung der Tonköpfe zueinander, zudem an einer nicht hinreichend ausgerichteten Bandberuhigungsrolle in einem Kopfträger. Trotzdem lägen die erreichten „Werte doch deutlich über denen der Konkurrenz“. Mit anderen Worten: Stört nicht soviel, wie man nach dem Lesen des Testberichtes vermuten sollte, bzw. die anderen machen es in der Summe – wie auch immer – noch schlechter. Trotzdem mehr als ärgerlich.
Leider hatte Grundig in den Siebziger Jahren die Endkontrolle in der Produktion reduziert, um Kosten zu sparen, was solche Ausreißer möglich gemacht haben dürfte; auch in Kassettenrecorder-Tests der HiFi-Stereophonie fiel eine bedenkliche Serienstreuung bei Grundig auf (Bsp. CN 730). Also erst schauen, dann kaufen.
Oder nachstellen! Der selbe Testbericht warnt jedoch ausdrücklich davor, die Köpfe eines Wechsel-Kopfträgers selber einstellen zu wollen: „Die Nachjustage des Wiedergabekopfes mit dem beiliegenden Grundig-Justierband laut Gebrauchsanleitung führt zu katastrophalen (!) Ergebnissen.“ Die ebenfalls aufgestellte Behauptung, die Justage sei in der Service-Anleitung nicht beschrieben, ist jedoch zumindest nicht vollständig: Zugegebenermaßen gibt es unterschiedliche Ausgaben. In der Version 3/77 sind „Montage und Justieren der Tonköpfe“ beschrieben. Vielleicht eine Konsequenz der Kritik?

Auch die besten Köpfe sind irgendwann einmal am Ende. Wer im Fernseh-Laden um die Ecke noch alte Tütchen mit aufgedruckter Typennummer findet, hat’s dennoch nicht einfach. Verwirrung hat Methode:

DerAufnahmekopf in 4-Spur-Ausführung wurde zunächst mit der Sachnummer 39512-650.01 angegeben, ab der Ausgabe 1979 des grünen Büchleins „Grundig Service“ mit der Sachnummer 31022-359.99 (HF 105 kHz, HF-Arbeitspunkt 11,9V an rot, 13,1V an weiß, 14,3V an schwarz, 15,5V an gelb und 16,6V an grün).

Der Wiedergabekopf der 4-Spur-Ausführung wurde zunächst mit der Sachnummer 39512-750.01 bezeichnet, ab 1979 dann mit 31022-363.00
Ab dem Jahrgang 1980 werden Aufnahme- und Wiedergabekopf nur noch im Set unter der Sachnummer 72004-930.00 angeboten

Der Autoreverse-Kopf der 4-Spur-Ausführung wurde zunächst unter der Sachnummer 39512-750.02, ab 1979 unter  31022.372.00 verkauft.
Ab dem Jahrgang 1980 ist der Reverse-Kopf nur noch zusammen mit dem Aufnahme- und Wiedergabekopf im Set zu bekommen: 72004-931.00

Der Löschkopf der 4-Spur-Ausführung ist zunächst unter der Sachnummer 07489-122.00 zu kriegen, ab 1979 unter 97489-122.00 (HF-Strom 45 mA). Im Jahre 1980 wechselt die Sachnummer zurück: 07489-122.00. Der gleiche Kopf kommt auch in der TK/TS600 und der TS945 zum Einsatz.

Der Aufnahmekopf in 2-Spur-Ausführung wird zunächst mit der Sachnummer 39512-670.01 bezeichnet, ab 1979 dann mit 31022-375.00 (HF 105 kHz, HF Arbeitspunkt 16,8V an rot, 19,3V an weiß, 21,8V an schwarz, 24,3V an gelb und 26,9V an grün)

Der Wiedergabekopf in 2-Spur-Ausführung kann unter der Sachnummer 39512-770.01, ab 1979 unter 31022-376.00 bezogen werden.
Ab 1980 sind Aufnahme- und Wiedergabekopf nur noch im Set erhältlich: 72004-912.00

Der Löschkopf der 2-Spur-Ausführung hat die Sachnummer 39502-570.00 (HF-Spannung 45 mA) und passt ebenfalls in die TS925.

Der Pilottonkopf ist in 2- und 4-Spur Version identisch. Sachnummer 39512-379.00

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