Über mich

„Das Wirtschaftswunderkind Jahrgang 1955 mit der TS 1000 großgezogen worden.“

So oder so ähnlich könnte meine Biographie beginnen, wenn nicht mein Vater einen sehr großen Einfluss auf mich gehabt hätte. Mit 7 Jahren ist bei uns zuhause eine Blaupunkt Fernseh- & Musiktruhe eingezogen.

Das Eingebaute Radio und der Plattenspieler waren die ersten elektrischen Audioquellen in unserem Haus. Hier hat alles angefangen. Mein erstes Tonbandgerät habe ich von meiner Oma zum 9. Geburtstag (1964) geschenkt bekommen. Es war eine Privileg 100.

Privileg 100 – Tonbandgerät aus den 60zigern.

Damals für 98 DM ein Freibrief für mobile Aufnahmen. Als Zubehör gab es ein Mikrofon (Kristall) und einen Ohrhörer gegen 16,50 DM Aufpreis.

Ursprüngliche Anzeige im Quelle-Katalog 1960. (c) radiomuseum.org

Die Herausforderung das kleine Gerätchen an die Blaupunkt-Musiktruhe anzuschließen, hat mich mehrere Tage beschäftigt. Ein Diodenanschluß – so hieß das damals – war die Lösung. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen.  Die 60ziger vergingen wie im Flug und ich war riesig gespannt auf unseren ersten großen Fernseher. Die Musiktruhe war in die Jahre gekommen, der Fernseher darin defekt. Das Jahrzehnt der großen Schrankwände mit eingebauten Bars war angebrochen. Ein adäquates Stereo-Radio war angesagt und nach sehr langer Überzeugungsarbeit konnte ich meinen Vater überreden, einen Neckermann 821 Receiver anzuschaffen. Neckermann deshalb, weil der Katalog Tag und Nacht neben meinem Schreibtisch lag und ich die Seiten zur Unterhaltungselektronik auswendig gelernt habe. Natürlich einschließlich aller technischer Eckwerte.

Neckermann hat seinen 821 Receiver von JVC bezogen. Für die damalige Zeit ein futuristisches Gerät. (c) good-old-hifi.de

Der Neckermann Receiver wurde 1970 aus der Schrankwand verbannt. Ich hatte damals übersehen, daß der Schalldruck und die Frequenzen der eingebauten Lautsprecher durch den Einbau noch verstärkt wurden. Die 8 Sektkelche, 2 Cognac-Gläser und ein Martini-Glas in der Bar waren dahin. Der Song der dafür verantwortlich war muss von den Rolling Stones gewesen sein. Mein Mutter hatte die Kommunikation mit mir für 8 Tage unterbrochen.

Heinz vor seiner Stereoanlage um 1970 (mit 15 Jahren) – (c) Heinz D. Schultz

Schnell war der Anspruch zur Tonaufzeichnung gestiegen und das kleine Privileg (besitze ich noch heute) musste einer SABA Hi Fi TG 546 G Stereo automatic weichen.  Der Plattenspieler, ein Lenco L75 APCO mit einem Shure M95, hat mich ein Schüler-Vermögen gekostet. Der Lenco dreht heute noch neben dem DUAL 721 mit dem legendären Shure V15III  meine besten Scheiben. Das Saba ist bei einem Umzug verschwunden. Hier auf dem Bildchen sieht man noch eine Philips Cassettenrecorder 2209 automatic. Der gehörte eigentlich meiner Schwester. Dieser wurde aber von selbiger okupiert 🙂 Nachdem meine Eltern nach der Musiktruhe von Blaupunkt die erste Genration der schönen Nordmende SW-Fernseher erlebt hat, strebten wir alle anläßlich der Fussballweltmeisterschaft nach einem Farbfernseher. Ich musste auf Weisung meines Vaters nach einer sechsmonatigen Episode in Irland, eine Lehre aufnehmen. Bewerbungen wurden geschrieben, streng unter Kontrolle der Eltern. Mehrer Angebote von heute Weltmarktfirmen wie Pfauter, Mann&Hummel und Standard Elektrik Lorenz lagen vor. Ich habe mich dann aber in eine Lehre bei einem Elektro-Großhändler geschmuggelt. Vermutlich muss ich mich bei den Giganten zu blöd angestellt haben. Mein Traum in der Elektrogroßhandlung Berger KG in Ludwigsburg unterzukommen war erfüllt. Radios, Fernseher, Lautsprecher und Tonbandgeräte waren nun 2 1/2 jahre mein Reich. Rechtzeitig zur Fussballweltmeisterschaft habe ich dann dort einen Telefunken PalColor 984 superconic gekauft. Hatte damals so 2500 Mark gekostet. Das war mir egal, meinen Eletern nicht.

Der Telefunken PALcolor 984 supersonic von 1974 – (c) Heinz D. Schultz

Da die Cassetten immer populärer wurden, schaffte ich mir noch einen richtig coolen Telefunken C3300 an.

Mein erster HiFi Cassettenrecorder. Telefunken C3300 HiFi. – (c) Heinz D. Schultz

Den Telefunken C3300 habe ich dann während meiner Wehrzeit bei den Fallschirmjägern in Nagold & Calw an einen befreundeten Führungsoffizier verkauft. Ein Dual C901 war auf dem Radar aufgetaucht.

Das Dual C901 war zur damaligen Zeit schon mit Autoreverse, Dolby B und 400Hz Messton zum Einpegeln auf spezifisches Bandmaterial ausgestattet. High End für mich.

Unmittelbar nach Rückkehr aus dem Wehrdienst musste eine richtige Maschine her. Die Grundig Revue von 1976 lag sowieso unter meinem Kopfkissen.

Die Grundig Revue 1976 – Das BRAVO der HiFi Freaks.

Und ein paar Monate später habe ich mir vom Ersparten dann eine Grundig TS1000 gekauft.

Meine Grundig TS1000
Meine TS1000 – modifiziert mit einem PCM (peak program meter), DOLBY B und Bandeinmessung mit Generator. (c) Heinz D. Schultz

Diese ist nunmehr 41 Jahren in Betrieb und läuft mit viel regelmäßiger Pflege wie am Schnürchen. Meine TS1000 wurde in vielen Elementen modifiziert. Ein PPM wurde eingebaut. Das Dolby ist ein Original Grundig Bauteil. Eine Einmesshilfe mit Tongenerator zur Anpassung an unterschiedlichen Bandtypen wurden im Laufe der Zeit professionell verbaut. In den nächsten Tagen bekommt sie noch einen Digitaleingang- und Ausgang mit 32-192Khz 24Bit Sampling gemäß den Spezifikationen des SSB-AUDIO ADICON, Platz dafür hat es auf der Service-Platine 🙂 Erst im Jahr 2017 habe ich im Bandmaschinenforum einen Bericht zur TS1000 von Matthias Madsen aus Hamburg gelesen. Er spiegelt exakt das wieder, was ich auch von meiner TS1000 halte. Diesen Text aus dem Jahr 2009 möchte ich niemandem vorenthalten.