Touch me – Feel me

„Wir können das“ hätte ich als Begründung dem Max Grundig in den Mund gelegt, wäre ich dabei gewesen, als Grundig Anfang der Siebziger Jahre eine Reihe von Komponenten mit Sensortasten-Bedienung vorgestellt hatte.

Eine Sensortaste ist „eine elektronische Schaltvorrichtung ohne mechanisch bewegte Teile, die durch Fingerberührung betätigt wird. Ausgelöst wird der Schaltvorgang z.B. durch eine Kapazitätsänderung beim Berühren oder durch den zusätzlichen Hautwiderstand, der den Übergangswiderstand einer dünnen Schicht verändert“ (wissen.de).

Neben dem vermeintlichen Vorteil, auf bewegte und somit verschleißanfällige aber auch teurere Bauteile und deren Zusammenbau verzichten zu können, mag der Grund für die Einführung der Berührungssensoren in der Unterhaltungsindustrie vor allem ein Trend gewesen sein: Mal was neues, des Neuen wegen. Und Grundig konnte das und zeigte es an diversen Geräten. Doch während zum Beispiel Braun noch Ende der Siebziger Jahre Sensortasten in eine neue Plattenspieler-Generation einbaute (PDS 550), erkannt man bei Grundig schnell, daß der Sensor auch Nachteile barg. Auf dem Wege der Modellpflege verschwand diese Bedienungsform daher schnell wieder aus den Grundig Pre- und Receivern (z.B. X55a für X55 und R48 für R45). Die neuen Bandgeräte erhielten elektronische Tipptasten (TS 925/945). Doch die TS 1000 behielt ihre Sensor-Steuerung.

Sensortastenfeld – zuverlässig! (c) Matthias Madsen

Was an dem Gerät nicht gefällt sind die Sensortasten. Will man z.B. eine Aufnahme machen, dann möchte man nicht auf eine Taste schauen müssen, sondern man hat häufig auf andere Dinge zu achten. Um den Sensor zu finden, muß man aber hinschauen. Den Finger kann man auch nicht vorher drauf legen, weil sonst das Gerät sofort anläuft.“ Dieses Argument aus einer Vorstellung in der Funkschau scheint mir eine der wenigen sinnvoll vorgetragenen Kritiken an der Bedienungsform der Laufwerkssteuerung der TS 1000 zu sein. Ansonsten wurde viel in der Form „Mag ich nicht“ geschwafelt. Tatsache ist, die Finger auf die Tastatur legen, um im Bedarfsfall schnell zudrücken zu können, ist dem Drück-Assistenten der Grundig nicht möglich. Die Tasten blind fühlend zu suchen, ebenfalls nicht.

Die TS 1000 schaltet manchmal schon, wenn sich der Finger auch nur in der Nähe der Tastatur befindet. Oder eben – heute, leider – auch nicht. Aber das geht vielen gebrauchten Bandmaschinen mit manchen Funktionen heute so. Meine TS1000 reagiert in einwandfreier Weise auf die Anforderungen an die Sensorsteuerungen.

Abgesehen von ihrer Eigenart ist die elektronische Laufwerks-Bedienung der Grundig luxuriös: Von allen Funktionen kann in jede andere umgeschaltet werden, ohne das zwischendurch „Stop“ gewählt werden müsste. Die Ausführung der gewählten Funktion wird mit Hilfe von LEDs sofort gemeldet. Die Pausen-Funktion ist doppelt ausgeführt: Einmal als Sensortaste und einmal mechanisch mit Hilfe der Cueing-Wippe.

Die AUDIO warf der TS 1000 vor, sie lasse sich „recht umständlich bedienen“ und rechtfertigte den Vorwurf damit, beim Umschalten zwischen Vor- und Hinterband müsse „ein Schalter gedreht werden; eine Taste oder ein Kipphebel wären schneller zu betätigen.“ Statistisch läßt sich feststellen, das andere Hersteller deutlich mehr in der Audio inseriert hatten, als Grundig. Allerdings besaßen auch die schmalen Kassettenrecorder der CN-Reihe zum Teil diese Schalter: Zumindest nicht eben Image-fördernd. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß die Knebelschalter der Grundig TS1000 (genauso am CN1000 oder an den TS 925/945) sich bedienen lassen. Schnell. Eindeutig. Sicher.

Andere Berichte als der der AUDIO fanden übrigens keine funktionale Kritik an den Drehschaltern. Kritik hingegen gab es an der Qualität der Flachbahnregler, die nicht studiomäßig sanft und gleichmäßig laufen. Stimmt. Die FonoForum befand, sie „haken leicht“, Verhakt sind sie mir noch nie.

Neben den Berührungssensoren läßt sich eine TS1000 auch über die kabelgebundene Fernbedienung Typ 439 in allen Laufwerksfunktionen fernsteuern.

Fernbedienung 439 zur Steuerung aller Laufwerkfunktionen – (c) Heinz D. Schultz

Der aus früheren Zeiten bekannte Fußschalter Typ 225 funktioniert ebenso an der TS1000.

Da die Grundig zwei Fernbedienungsbuchsen besitzt, können gleichzeitig zwei Geräte für die Fernsteuerung angeschlossen werden, ohne daß die Maschine zum Umstöpseln hervorgeholt werden müsste.

 

…. weiterlesen : „Drei Motoren“