Test one, two , three. Achtung Aufnahme!

Die Grundig erhält Kontakt zu einer Konserven-Quelle durch zwei versenkt eingebaute DIN-Buchsen an ihrer Rückseite: quasi ihre Dosenöffner. Die FonoForum berichtet, „Ein- und Ausgänge sind in Empfindlichkeit und Impedanz ausgezeichnet ausgelegt.

Die Radio-Buchse dient gleichzeitig der Aufnahme und Wiedergabe und ist auch elektrisch nach DIN-Norm konzipiert. Zwei FET-Transistoren verhindern die Verkopplung von Ein- und Ausgangszweig über den angeschlossenen Verstärker. Um der Forderung der DIN 45 511, die Kontakte 3 und 5 der Radiobuchse hätten, außer in Wiedergabe, >= 500 kOhm gegen Kontakt 2 aufzuweisen, zu genügen, wurde der Anschluß mit in lichtdichten Gehäusen untergebrachten Fotowiderständen ausgeführt, die die Forderung sogar bei ausgeschaltetem Gerät gewährleisten sollen.

Der Anschluß ist zudem mit einer Spannungs-Stromgegenkopplung ausgestattet. Sie soll das Problem kompensieren, daß die Kombination der Kabelkapazität von 250 pF und dem nach DIN 45 511 zulässigen Eingangswiderstand von 47 kOhm ohne sie eine nicht mehr ausreichende obere Grenzfrequenz von nur etwa 13 kHz zulassen würde. Die Verstärkung des Signals wird bei dieser Auslegung durch den Generatorwiderstand der Programmquelle bestimmt. Ein Nebeneffekt sind die sehr guten Geräuschspannungsabstände. Die HiFi-Stereophonie bescheinigt der Grundig „ausgezeichnete“ Dynamikwerte, die „sich auch aus der sehr günstigen rauscharmen Ausführung des DIN-Eingangs“ ergeben würden. „Auch die anderen Eigenschaften des DIN-Eingangs sind gut.

Anschlussfeld auf der Rückseite: (von oben nach unten: Dia – Radio – Universal – Monitor-Buchse) (c) Matthias Madsen

 

Nicht ganz so gut mochten die Tester den als „Universal“ bezeichneten Hochpegel-Eingang mit DIN-Buchse bewerten, der um „gute 10 dB rauschärmer sein“ könne, weshalb die Grundig „an manche Cinch-Verstärker nicht optimal anschließbar“ sei. Diese Kritik bezieht sich allerdings auf die frühe Ausführung der TS1000. In der Serie hat es Veränderungen gegeben.

Ein Quellwahl-Schalter erlaubt die Wahl zwischen den Eingängen Mikrofon, Radio / Universal, sowie der Stellung Mix, in der die Eingänge stufenlos gemischt werden können. Der Spurwahlschalter erlaubt das Umschalten zwischen Stereo- und Mono-Betrieb, zudem die gezielte Ansteuerung einer der beiden Spuren bei der Aufnahme (und später auch bei der Wiedergabe).

VU Meter mit indirekter Beleuchtung. (c) Matthias Madsen

Die beiden großen, nebeneinander gelegenen und immer beleuchteten Aussteuerungsinstrumente zeigen bei der Aufnahme den Vorband-Pegel in Spitzenwert-Charakteristik, und per LED, für jeden Kanal getrennt, den Aufnahme-Betrieb an. Die AUDIO hält die Aussteuerungs-Anzeige für „gut gelöst: Da sich die beiden Zeiger wie bei der Uher-Maschine gegenüberstehen, können auf einen Blick beide Kanäle überwacht werden.“ Die FonoForum macht unter anderem an den „sehr gut ablesbaren Spitzenwert-Instrumenten“ den professionellen Charakter der Grundig fest.

Der angezeigte Pegel wird, wie in der professionellen Studiotechnik üblich,  vor der Aufnahmeentzerrung abgegriffen und berücksichtigt also nicht die Höhen- und Tiefenanhebung. Das Risko der Übersteuerung, insbesondere in den Höhen, soll durch eine kurze Ansprechzeit (<= 5 ms) und eine relativ lange Abklingzeit (>= 1,5 s) kompensiert werden. Zudem sind die Anhebungen gering gehalten um die Impulstreue (Rechteckverhalten) nicht zu belasten, was nach Messungen des Autors in der Funkschau von 1977 gut gelungen sei. Mitten und Tiefen werden in festen Verhältnissen verstärkt, der „Saugkreis“ für die Höhen ist abhängig von der Bandgeschwindigkeit. Der Umpolfehler der Anzeige ist laut HiFi-Stereophonie „gering“.

Da die Ausgangsspannung des Mischverstärkers von 675 mV nicht ausreicht, die beiden Drehspul-Instrumente mit einem Anzeigenbereich von 20 dB anzutreiben, kommt eine Verstärkerschaltung zum Einsatz: Die „Spannungsverdoppelung wird deshalb angewendet, weil in der Musik stark unsymmetrische Signalamplituden vorkommen, was bei Einweggleichrichtung  zu Fehlaussteuerung führen kann“ (Funkschau). Die Instrumente schwingen jedoch über, was, wie die HiFi-Stereophonie bemerkt, „bis zu 3,2 dB betragen kann. (…) Es empfiehlt sich daher, bei hochtonreicher Musik nur bis -11 dB bei 4,8 cm/s, bis -6 dB bei 9,5 cm/s bzw. bis -1 dB bei 19cm/s auszusteuern.“ Die FonoForum stellt, die „ausgezeichnete Aussteuerbarkeit“ fest, die für 19 cm/s erst bei 12 kHz um 1 dB abnähme.

Eingangskanäle und Kopfhörerausgang vie Schieberegler (c) Matthias Madsen

Für die Aussteuerung glaubt der TS1000-Besitzer zunächst, eine ganze Batterie an Flachbahnregler zur Auswahl zu haben. Tatsächlich lassen sich die Eingänge Radio/Universal nur mit einem gemeinsamen Summenregler aussteuern. Eine Kanal-Balance läßt sich von außen nicht einstellen. Die Audio wirft dem Stereo-Potentiometer zudem einen hakeligen Lauf vor, der das Aussteuern zur Glücksache mache. Tatsächlich ist es nicht einfach, während einer Aufnahme gleichmäßig auf- oder auszublenden. Das jedoch trifft auf andere Bandgeräte prominenteren Namens gleichsam zu, ist schon ein generelles Problem der Ergonomie von Schiebereglern bei stehendem Betrieb. Ob sich ein Drehregler über einen größeren Pegelumfang bei einem stehenden Gerät wirklich gleichmäßiger drehen ließe, möchte ich bezweifeln. Nicht zufällig führte Grundig bei seinen jüngeren Recordern ein automatisches Fading VAT („Variable Ausblend Technik“) ein.

Zudem ist die Auslegung der Regler ungünstig. Zwar scheinen die Schiebepotentiometer über einen, absolut gesehen, recht langen Regelweg zu verfügen, doch ist ihre Auflösung leider zu gering, weil ihre Länge nicht effektiv ausgenutzt wird. Das führt dazu, daß ein Versuch einer Fehlerkorrektur leicht in einer alternativen Fehl-Aussteuerung endet. Besser, aber nicht perfekt, geht das bei liegendem Gerät.

Im Normalbetrieb – Aufnehmen tue ich eigentlich nur noch vom Radio – stellt man die Regler sowieso auf einen festen Wert ein und läßt sie während der Aufnahme unbewegt, benutzt vielleicht den Limiter, um das Übersteuerungsrisiko bei unerwarteten Lautstärkesprüngen zu begrenzen.
Zudem besitzt die Grundig eine ausgefeilte Aussteuerungsautomatik mit getrennten Programmen mit unterschiedlichen Zeitkonstanten für Sprache und Musik, wie sie auch schon vom CN1000 bekannt ist: Die Automatik verfügt über einen eigenen Verstärker, so daß beliebig und knackfrei zwischen manueller und automatischer Aussteuerung umgeschaltet werden kann. Das Signal durchläuft einen mehrstufigen Aufsprechverstärker, bevor es in den Sprechstromkreis gelangt. Für den manuellen und den automatischen Betrieb sind die Regelstufen getrennt ausgelegt. Hinter jener für die Automatik liegt der Bezugpunkt für die automatische Pegelreglung. Das hier entnommene Signal wird gleichgerichtet und einer Schwellstufe zugeführt, die entsprechend dem Wert für Vollaussteuerung voreingestellt ist. Überschreitet das Aufnahmesignal die definierte Schwelle, so steuert die Schwellstufe einen Speicher an und regelt über das Stellglied den Verstärkungsgrad des Aufnahmeverstärkers auf den entsprechenden Sollwert herab. Damit nun nicht jedes Signalbestandteil, das die Schwelle übersteigt, den Speicher ansteuert und damit den Verstärkungsgrad beeinflußt , was zu einem dauernden Nachregeln führen würde, gibt es eine zweite Regelleitung, die als Zeittorschaltung ausgelegt ist, die aperiodische Störsignale von den periodischen Nutzsignalen unterscheiden kann und den von einem Störimpuls verursachten Ladungszufluß durch eine gezielte Entladung im Speicher kompensiert. Impulse aus Netzstörungen, Schallplatten-Knacksen oder Fehlhaltung eines Mikrofons sollen auf diese Weise nicht zur Nachregelung und damit Reduzierung der Dynamik einer Aufnahme führen.
Trotzdem stellt eine Automatik natürlich den Pegel nach, neigt zum Beispiel dazu Musik mit vielen leisen Passagen grundsätzlich zu hoch auszusteuern und später bei einem Lautstärkeanstieg mäßigend abzupegeln, was auf Kosten der Dynamik einer Aufnahme geht.

Übrigens kann die Grundig in nahezu jeder Betriebslage, außer bei Wiedergabe, Vorband ausgesteuert werden. Hat man also mal wieder zu spät daran gedacht, daß gleich eine interessante Radiosendung beginnt, und beschäftigt die TS1000 mit dem Rangieren, läßt sie sich doch zumindest für die Aufnahme vorbereiten, zum Beispiel mit einem Pegelsignal des Tuners korrekt aussteuern. Dazu wird zusätzlich zur aktuellen Laufwerksfunktion (Stop oder Umspulen) die Aufnahme-Taste gedrückt und die Aussteuerungsinstrumente werden aktiv.

Das Vorband-Signal wird dann über den Kopfhörer (Würfelstecker) und die Monitor-Buchse ausgegeben. Der Lautstärke-Pegel des Kopfhörers läßt sich mit Hilfe zweier Schiebepotentiometer kanalgetrennt einstellen. Ein Knebelschalter „Contour-Linear“ schaltet bei Bedarf auf eine phyisiologische Lautstärkeanpassung für den Kopfhörerbetrieb um.

Während der laufenden Aufnahme kann mit Hilfe eines anderen Knebelschalters zwischen dem Vor- und Hinterband-Signal umgeschaltet werden, das wiederum im Aufnahmebetrieb über den Kopfhörer und die Monitor-Buchse ausgegeben wird. Nicht über die Radiobuchse, solange diese das Eingangssignal leitet. Die Aussteuerungsinstrumente zeigen bei Aufnahme immer den Vorbandpegel an, bei Wiedergabe (nicht bei Hinterbandkontrolle!) den Bandpegel.

 

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