TS1000 – Im Waschsalon

TS1000 im Waschsalon

Wie bereits in meinem letzten Blogbeitrag angekündigt, beginne ich heute mit der ersten Grundreinigung der Grundig TS1000 im Waschsalon. Nach langer Recherche und Interviews mit „Alten Hasen“ habe ich mich für den Lösungsansatz von „Pitti“ – dem alten Kollegen von Uwe Beis – entschieden. Die Grundreinigung der Elektronik wird mit Ultraschall und einer speziellen Tinktur vorgenommen.

Viele Tonbandfreunde werden mich für verrückt halten, das stört mich nicht. Wasser an Platinen? Der frühe Tod der Schaltung und Bauteile?

Heinz D. Schultz

Nicht verrückt, wenn man bestimmte Regeln befolgt.

Folgendes Setup ist nötig um bestückte Platinen gründlich zu reinigen und anschließend elektronisch fit zu bekommen:

  • Anschaffung eines Ultraschallreinigers mit Heizung und Zeitschaltuhr und mind. 3 Liter Fassungsvermögen. Einlegekorb und Deckel sind sehr wichtig.
  • Platinen Reiniger TICKOPUR RW77 als Konzentrat. Bei normaler Verschmutzung 5% von 2,7 Liter Füllvermögen des Ultraschallreinigers. Das sind ca. 135mL RW77. Normales Leitungswasser einsetzen! Messbecher (150ml, zur exakten Einhaltung des Konzentrat Verhältnisses ist wichtig.
  • Gummihandschuhe und Augenschutz, Arbeitskittel
  • Zur Spülung nach dem Ultraschallbad ca. 5 Liter VE-Wasser. (Demineralisiertes Wasser)
  • Trockenschrank oder Heißluft Fön zur Trocknung und vollständigen Feuchtigkeitsentfernung.

Ultraschallgerät 3L, Tickopur RW77, Messbecher, Einlegekorb und Deckel (c) Heinz D. Schultz

 

Und los geht es!

Zur Vorbereitung des Ultraschall-Bades habe ich Wasser mit Wasserkocher auf ca. 60 Grad erhitzt. Ich gebe ca. 2.7 Liter Leitungswasser aus dem Wasserkocher bis zur Wannenmarkierung in den Ultraschallreiniger und setze die Ist-Temperatur des Bades auf 60 Grad. Heizung sofort einschalten. Natürlich hätte ich auch das Wasser vom Ultraschallreinger aufheizen lassen können, mit dem Wasserkocher geht es jedoch viel effizienter, denn die Heizung im Gerät hat nur 140 Watt und die Erwärmung auf 60 Grad hätte ne Stunde gebraucht.   Um das Wasser zu entgasen, lasse ich den Ultraschallreiniger 5 Minuten ohne Einlegekorb und Elektronik mit geöffnetem Deckel laufen.

Handschuhe und Augenschutz!

Das Konzentrat TICKOPUR RW77 stammt von der Berliner Chemie-Manufaktur Dr. H. Stamm und wird über diverse Großhändler in größeren Gebinden angeboten. Zu beachten sind dabei die Sicherheitsvorschriften und das Sicherheitsdatenblatt. Ich hatte früher im Fach Chemie durch Unwissen geglänzt und mich im Bereich einer „Langzeit Dunkelrote Fünf“ bewegt, dafür aber bis zum Abitur in Physik und Mathematik über Jahre mit einer 1.0 geglänzt.

Seltsamerweise hat mich das Thema Ultraschall so fasziniert, dass ich mich in die Anwendung der Tinkturen und Konzentrate wieder intensiv mit der Chemie auseinandergesetzt habe. Nicht zuletzt wegen des Selbstschutzes.

Die TS1000 Entzerrerplatine liegt im Ultraschallbad (c) Heinz D. Schultz

Ich setzte zum Abfüllen immer eine Schutzbrille auf und trage einen alten Kittel. Sehe aus wie mein alter Chemielehrer Haydn. Gummihandschuhe sind obligatorisch. Tickopur enthält Ammoniak und riecht streng und stechend. Eine Anwendung im Freien ist deshalb dringend anzuraten. Eine Anwendung in geschlossenen Räumen ein absolutes NO-GO!

Das TICKOPUR Konzentrat – 135 ml – kommt nun in das Ultraschallbad. Es vermischt sich sofort mit dem entgasten Wasser. Nun werden zwei bis drei TS1000 Platinen in den Einlegekorb gegeben und dieser wird in das Ultraschallgerät gelegt. Deckel drauf und ca. 8 Minuten Ultraschall behandeln.

Von Links nach rechts: (Klicke auf ein Bild um es zu vergrößern) 1.Die Platinen vor der Reinigung.  2. TS1000 Platine im 60Grad Ultraschallbad.  3. Es brodelt ganz schön!  4. Ganz schön dreckige Brühe. (c) Heinz D. Schultz

Spülen und Trocknen

Nach Ablauf der 8 Minuten nehme ich den Einlegekorb mit den Platinen heraus und spüle alles in einem Baumarkteimer (10 Liter Fassungsvermögen mit ca. 5 Liter VE Wasser) gründlich ab. Die Platinen werden zum Abtropfen abgelegt. In der Zwischenzeit lege ich 3 weitere Platinen in das Ultraschallbad und starte den Reinigungsprozess für weitere 8 Minuten. Mit insgesamt 6 Platinen in 2 Durchläufen ist die Leistungsfähigkeit des Reinigungskonzentrates erschöpft. Die bräunliche Färbung im Ultraschallbad zeugt von starker Verunreinigung durch Staub, Fett, Bandabrieb und ggf. Nikotin.   Die abgetropften Platinen föhne ich nun mit meinem Industriefön aus ca. 30 cm Abstand staubtrocken. Mit meinem Pressluft-Kompressor werden die Steckverbinder (Steckerleisten) und Schalter ausgeblasen. Fertig!

(Klicke auf ein Bild um es zu vergrößern) Die Platinen nach dem Ultraschallbad und dem Föhnen!

Wie man auf den Bildern erkennen kann, sind die Platinen optisch in fast neuwertigen Zustand. Fettreste in der Mechanik werden fast vollständig entfernt. Hartnäckige Verklumpungen sollte man im Nachgang mit einem Wattestäbchen und einem Tickopur Tropfen lösen.

The Day after!

Heute behandle ich die Steckkontakte und Schalter mit einer Kontaktkonservierung. Das Wasser ist vollständig verschwunden, rate aber dennoch mindestens 48 Stunden mit der weiteren elektronischen Bearbeitung zu warten. Schon wenig Restfeuchtigkeit in den Trimmern und Induktionen könnte zu falschen Messergebnissen führen. Zur Schmierung und Langzeitkonservierung der Steckkontakte und Schiebschalter verwende ich ausschließlich Electrolube CG60. Mit einer feinen Spritze werden die Kontakte hauchdünn eingefettet. Ich möchte noch in Erinnerung rufen, dass die Widerstandsbahnen der Trimmer und Potis durch den Einsatz der Ultraschallreinigung in Mitleidenschaft gezogen werden. Der dünne Schutzfilm wird abgetragen und unverhofft könnte der Trimmer ausfallen. Deshalb messe ich den Stellwert des Trimmers vor der Reinigung durch, ersetze den Trimmer, bringen diesen auf den annährend gleichen Stellwert und habe somit eine vernünftige Ausgangsbasis für die elektronische Aufarbeitung. Eine vollständige Einmessung der TS1000 ist sowieso obligatorisch.

Inventar, Equipment und Wunschliste

Nach mehreren Restaurationen hege ich nun den Wunsch mir einen größeren Ultraschallreiniger anzulegen. Die Firma Bandelin in Berlin hat sich seit 1955 auf die Produktion von Ultraschallgeräten im professionellen Bereich spezialisiert. Die Geräteserie SONOREX mit einer Ultraschall-Leistung von bis zu 1200 Watt hat es mir angetan.   Bandelin ist auch eine ideale und seriöse Informationsquelle für den Einstieg in de Ultraschallreinigung. Hier gibt es eine gute Einstiegsseite.

Leider sind die Geräte sehr teuer aber dafür hochwertig, langlebig, leistungsfähig, sicher und was mir sehr wichtig ist: „Made in Germany“!   Ein kleiner Video-Clip von Bandelin hat mich überzeugt. Die Tinkturen wie TICKOPUR RW77 und TICKOPUR TR14 sind nicht billig und zudem in großen Gebinden abzunehmen. Hierzu lasse ich mir aber noch etwas einfallen.

Das Trocknen mit dem Fön ist sehr effizient, aber ich möchte das Föhnen lieber dem weiblichen Geschlecht an deren Haarpracht überlassen. Also wird demnächst ein Dörrgerät (richtig gelesen: Dörrobst-Maschine) oder ein kleiner Trockenschrank angeschafft. Vielleicht gebraucht und aus einer medizintechnischen Einrichtung.

Mister Mechanic

Im nächsten Blogbeitrag werde ich einige mechanische Komponenten der TS1000 reinigen und mit Spezialfetten behandeln.

Dran bleiben!

Bildrechte des Titelbildes: (c) Averie Woodard on Unsplash

Bildrechte der Damen im Haarsalon:  (c) The Atlantic

Bildrechte von dem Ultraschall-Prozess und den Platinen: (c) ich selber.