TS1000 spielt auf SONOS

TS1000.DE Grundig TS1000 spielt auf SONOS

Es könnte natürlich auch heißen, REVOX B77, TANDBERG TDA 20, u.v.a Tonbandgeräte aus der goldenen Ära der analogen Audio Welt spielen auf SONOS.

Im Laufe der Zeit hat sich mein Hörverhalten im Haus verändert. Die Kinder sind längst ausgezogen, die großen Boxen von POLK, Wigo, Electro Voice und JBL sind verkauft oder tristen Ihr Schattendasein im Hobbyraum, der Garage oder stehen gut verpackt irgendwo.

Seit gut 5 Jahren ist mein Haus mit SONOS unter Sound gestellt. Im Wohnzimmer regieren zwei Play 3 und der SONOS Subwoofer als Tonlieferanten. Im Fernsehzimmer eine SONOS Beam und in den übrigen Räumen entweder SONOS Play One oder Play 5. Im Dachstudio heizt der SONOS AMP zwei meiner alten POLK Standlautsprecher an.

Gesteuert wird die Anlage mit dem Smartphone. Meine Streaming-Dienste sind TIDAL-HiFi, Apple Music, Amazon Music und ein knapp 1 Terrabyte Festplatten-Sammelsurium von digitalisierten, eigenen CD’s und vielen Original Aufnahmen. Darunter auch Startgeräusche meiner 20 Jahre alten Harley Fat Boy oder das 31 Jahre alte Baby-Geplappere meiner beiden Söhne.

Jedoch hatte die gesamte Konstellation mit SONOS einen entscheidenden Haken:

 

Was mache ich mit meiner Bandmaschinen oder dem Plattenspieler?  Beide Geräte stehen bei mir im Dachstudio und sind weit entfernt von den „Hörplätzen“ die ich inzwischen neu entdeckt habe.

 

SONOS und Raspberry Pi

Ich war schon immer fasziniert von dem kleinen Rechenwunder Raspberry PI, hatte aber außer der Haussteuerung keinen wirklichen audiophilen Bedarf. Ein Projekt auf „Instructables“ hat mich bewegt an das Projekt heranzugehen. Hier findet Ihr auch eine ausgezeichnete Schritt-für-Schritt Anleitung zum Software-Setup.

Zielsetzung

Meine GRUNDIG TS1000 soll über das SONOS System hörbar werden. Insider werden anmerken, dass man dies natürlich mit einer SONOS Play 5 mit analogem Stereoeingang oder einem SONOS Connect realisieren kann, das hätte aber eine zusätzliche Anschaffung der SONOS Komponenten bedeutet. Zudem steht die Bandmaschine derzeit nicht neben einer dieser SONOS Bausteine.

Ich wollte aber, wenn ich mich schon an ein solches Projekt heranmache, eine Lösung die einfach, robust und auch die Fernsteuerbarkeit der TS1000 ermöglicht. Folgende Funktionen sollten in der Lösung vorhanden sein.

Remote-Steuerung

  • Ein/Ausschalten der Bandmaschine via Smartphone
  • Start / Stop und Pause, Vor- und Zurückspulen

Audio-Qualität

  • Streaming in HiFi Qualität an SONOS
  • Streaming in HiFi Qualität an jedes beliebige Soundsystem
  • Streaming auch außerhalb meines Hauses, z.B. am Urlaubsort oder im Hotel via Internet
  • Sampling Frequenz 44.1 Khz bei 16 Bit in Stereo
  • Streaming 320 Kbps Stereo-MP3-Stream

Design

  • Kein externes zusätzliches Gehäuse oder Steckernetzteil
  • Einbau in die TS1000

Investitionssumme

  • Maximal 150 EUR

 

Diese “Pflichtvorgaben” waren nicht ohne. Aber mit etwas elektronischem und programmiertechnischen Aufwand lösbar.

Raspberry Pi 3+, Schaltnetzteil, und Relaisbaustein  (c) Heinz D. Schultz

 

Folgende Komponenten habe ich angeschafft respektive werden benötigt

  • Raspberry PI 3 Modell B+ (1,4 GHz 64-Bit ARM Cortex-A53 Quadcore  CPU, 1GB RAM, WLAN, Blutooth)
  • Speicherkarte 8 GB microSDHC Class 4
  • Ein Desktop oder Laptop-Computer mit microSD-Kartenleser
  • Monitor oder TV mit HDMI-Eingang (nur für die Erstinstallation)
  • USB oder Bluetooth-Tastatur und Maus (nur für die Erstinstallation)
  • Behringer U-Control UCA202 externe USB-Soundkarte (hat Stereo-RCA-Eingänge kostet ca. 35 Euro)

Für den Einbau in die TS1000

  • Schaltnetzteil mit stabilisierten 5 Volt Ausgang und gute Abschirmung
  • Raspberry Schalt-Relais 1 Kanal
  • Raspberry GPIO-Erweiterung mit Optokopplern und galvanischer Trennung zur Fernsteuerung der Laufwerkfunktion

Software

NOOBS, Darkice und icecast2 sind Open Source, die TS1000 Steuersoftware läuft auf dem Raspberry FLASK Webserver. Programmiert unter Phyton und kostenpflichtig. Die Programmierung hat mir allerdings sehr viel Zeit gekostet, Phyton und die Ansteuerung der GPIO Ports musste ich erst erlernen.

 

Umsetzung

Ich habe in der Umsetzung des Projektes die Anleitung des Autors auf Instructables gehalten. Installation, Feinabstimmung und das Erstellen der Konfiguratioinsdatei für den Streamingserver haben mit allen Vor- und Zurück-Aktionen ca. 5 Stunden verschlungen.

Danach war die TS1000 schon auf SONOS im ganzen Haus zu hören. Da mein Router (Fritzbox) über eine DYNDNS Adresse auch von außerhalb zu erreichen ist, wollte ich das auch gleich im Büro ausprobieren. Dort habe ich noch kein SONOS. Aber mit der Eingabe der IP Adresse: http://meine-fritzbox.de:8000/ts1000.mp3 kann man die Bandmaschine auch außerhalb meines Hauses hören.

Das funktioniert übrigens auch im Auto mit Carplay.

Bei der TS1000 ist die Dokumentation zur Fernsteuerung #439 im Servicemanual vorhanden. Diese ist recht einfach mit einer GPIO Lösung mit Optokopplern zur galvanischen Trennung umsetzbar. Die Ansteuerung erfolgt über ein kleines Web-Interface mit den Tast-Funktionen:

  • TS1000 an/aus
  • > Start
  • Pause
  • Stop
  • >> Vorspulen
  • << Rückspulen

Die Fernsteuerung der TS1000 ist jetzt mit dem Aufruf der Webapplikation via URL: http://meine -fritzbox.de:8080/TSremote ansteuerbar. Die Rückmeldung des Betriebszustandes wird im Web-interface angezeigt.

Meine Lösung setzt natürlich voraus, dass der Webserver respektive der Raspberry immer an und erreichbar ist. Durch die geringe Leistungsaufnahme des Raspberrys betrieben am Schaltnetzteil stört mich das auch nicht.

 

 

Zusammenfassung

Nach der Umsetzung des Projektes stellen sich immer wieder neue Herausforderungen. So bin ich heute noch nicht ganz mit der Fernsteuerung zufrieden. Eine Integration in die SONOS App dem SONOS Controller wäre ein Punkt auf meiner Wunschliste.

Die Behringer Soundkarte ist auch nicht unbedingt der Hammer. Diese möchte ich mit einer Lösung von Uwe Beis (beis.de) AD24QS und DA2USB ersetzen und der TS1000 dadurch auch gleichzeitig einen Digitalen Ausgang (TOS, RCA und USB) verbauen.

Das Sounderlebnis und das gute Gefühl meine analoge TS1000 ins digitale Streaming Zeitalter mitgenommen zu haben ist schon überwältigend. Es hat sich gelohnt!

Viel Spass beim Nachmachen.

P.S.: Ich habe die Anleitung von Instructables ins Deutsche übersetzt. Auch wurde das Config-File auf meine Qualitätsansprüche angepasst und optimiert. Falls Ihr Interesse an einem vollständigen Software-Setup (außer der TS1000 Steuerung) habt, kann ich das gegen Kostenersatz liefern. Schreibt mir einfach ein Nachricht an info@ts1000.de.

 

Bildrechte im Blog: Heinz D. Schultz 

TS1000 – Anruf aus Berlin!

Nach einem etwas längeren Telefonat mit meinem Studienkollegen aus Berlin, stehen nun die Spezifikationen für die Restaurierung der TS1000 fest.

Seine Bandmaschine soll vollständig restauriert – nicht nur revidiert – werden. Zusätzlich sollen einige Modifikationen vorgenommen werden. Hier die Liste der „Must-Haves“.

Wunschliste:

  • Vollständige Überarbeitung der Mechanik, mit Tausch aller Lager/Kugellager/Umlenkrollen
  • Andruckrolle, Antriebsriemen mit hochwertigen Bauteilen ersetzen
  • Elektronik vollständig auf/und überarbeiten mit Abgleich auf Referenzband
  • Umrüstung von 4-Spur auf 2-Spur Köpfe. (Austausch Kopfträger)
  • Digital-Ausgang mit professionellen Samplerates von 16-192 kHz und 24Bit integrieren
  • Optional Audio-Digital-USB Wandler für digitale Einspeisung in Apple/Windows PCs (treiberlos und zukunftssicher mit Audio Class 1.0 und 2.0)
  • Überarbeitung des Gehäuses und der Frontplatte
  • Abdeckhaube modifizieren und polieren

Über das Budget haben wir nicht gesprochen, zumal ich solche Projekte nicht gewerblich parallel zu meiner aktiven beruflichen Position betreibe. Es wird ein freundschaftlicher Ausgleichsbonus in Form von einigen Cigarren-Kisten (Sancho Panza, Punch, Upmann, Patoro und Rocky Patel), 23 Jahre alten Rum aus Guatemala (Zacapa Centenario) und edlem französischen oder neuseeländische Wein bezahlt.

Da ich schon geahnt habe wo mein Berliner Freund hin will, habe ich mich vorzeitig bei meinem Digital-Guru Uwe Beis (www.beis.de/Elektronik/Electronics.html) umgesehen. Die größte Herausforderung dürfte die Integration des Analog-Digital-Wandlers sein. Die Anforderungen aus Berlin wurden in einer Email nur flapsig formuliert. Endziel ist die digitale Aufbereitung des Tonmaterial in einem Computer. Da in Berlin über 100 Bänder mit z.T. Originalaufnahmen aus dem Familiennachlass auftaucht sind, soll die TS1000 als Arbeitstier für die Ton-Sichtung und späterer Archivierung dienen. Der Zustand der Bänder soll ausgezeichnet sein und teilweise wurde in 4-Spur respektive 2-Spur aufgenommen. Bei der TS 1000 ist der Trägerwechsel ja ein Kinderspiel, Entzerrung ist ja auch auf diesem voreingestellt und muss nicht in der Elektronik nachjustiert werden.

Nun gut – die TS 1000 liegt ja noch auf dem OP-Tisch

Im letzten Blogbeitrag habe ich ja nur die Rückwand aufgeschraubt und mir einen ersten Überblick verschafft. Da die Grundig TS1000 extrem servicefreundlich aufgebaut ist und Steckplätze für Erweiterungen vorhanden sind, dürfte eine Integration eines Audio Analog-Digital Wandlers kein großes Problem sein.

Uwe Beis hat mir gestern (20.9.2017) einen Bausatz seines Wandlers geschickt. Damit können die Maße für den Einbau abgeglichen werden.

Das Paket von Uwe Beis – Der Audio Anlog-Digital Wandler AD24Q. (c) Heinz D. Schultz

Platz in der TS1000

Der Steckplatz für die Serviceplatine ist so ausgelegt, dass alle Audio-Signale und auch die Stromversorgung in 26.5, 30 und 5 Volt über das Mainboard (Rückplatte) zur Verfügung stehen.

Service-Platine in der TS1000 – Die Maschine ist noch nicht gereinigt und so vom Tatort in den OP gekommen. (c) Heinz D. Schultz

Der AD24QS kann gut auf der Serviceplatine Platz finden. Inwieweit dazu die Original Platine von Grundig umgebaut wird, steht noch nicht fest. Ideal wäre natürlich eine eigene Platine mit der Option auch später einen Digital-Eingang nachzurüsten. Dazu aber später.

Die Serviceplatine mit der aufgelegten AD24QS Platine (teilbestückt). Genügend Platz vorhanden. (c) Heinz D. Schultz

Der AD24QS wird mit 12 Volt betrieben und hat eine Stromaufnahme von ca. 180mA. Da wir in der TS1000 aber 26,5 Volt und 30 Volt zur Verfügung haben, wird noch ein Spannungsregler benötigt. Ich habe mich für einen Regler entschieden der Eingangsspannungen bis 40 Volt verträgt und gnädig mit der Temperaturentwicklung umgeht und das Original Netzteil nicht strapaziert.

Die Kabelausführung aus dem Gehäuse werde ich auch noch überdenken um ggf. einen Rückbau zu ermöglichen.

Aber es liegen noch viele Arbeitsschritte vor uns. Am Wochenende wird die Frontplatte der TS1000 abgenommen und weiter am „Lagebild“ gearbeitet. Ich bin gespannt was mich noch erwartet.

Bitte dranbleiben.

 

Weiterführende Informationen zum AD24QS gibt es hier: http://beis.de/Elektronik/ADDA24QS/AD24QS-de.html

Bildrechte-Titelbild: Photo by Pavan Trikutam on Unsplash