TS1000 – Capstan Antrieb | Im Vergleich zu Revox A77 und B77

TS1000 Capstan Antrieb im Vergleich

In meinem August Beitrag „Smoke in the water“ habe ich mich zu den Gleichlaufschwankungen einiger Bandgeräte geäußert. Aus dem eigenen Freundeskreisen hat sich nun Uwe Beis zu Wort gemeldet um die Fraktion Revox ehrenhaft zu vertreten. Uwe hat mit seinem Freund Sonny Schneid lange Jahre an Audio-Projekten gearbeitet und 2015 haben wir zu dritt das Kickstarter-Projekt „ADICON“ durchgezogen.

Der Tonwellenmotor der Grundig TS1000 mit Reversebaustein und Kopfträger 437 (c) Heinz D. Schultz

TS1000 | Revox A77 | Revox B77

Hier eine kurze Zusammenfassung von Uwe zu den unterschiedlichen Regelverfahren:

TS1000

Die 4-phasige Ansteuerung erlaubt, dass immer 2 Wicklungen mit positiver Spannung angesteuert werden, während die anderen beiden Wicklungen frei sind und eine negative Spannung proportional zur Drehzahl und unabhängig von der Last erzeugen. Die negativste davon wird im TS1000 über D1 bis D4 abgenommen und mit der Sollspannung verglichen, so dass Solldrehzahl = Sollspannung = Istspannung = konstant bleibt.

Schaltung des Grundig TS1000 Capstanantriebs (c) Heinz D. Schultz

Revox A77 und B77

Auf dem Capstan-Motor eingefräste Zähne erzeugen über eine Art Tonkopf eine zur Drehzahl proportionale Frequenz (800 bzw. 1600Hz).

In der A77 Mk1&2 wird über einen Phasendiskriminator (eine Art Frequenzdemodulator mit einem Schwingkreis) eine Drehzahl-abhängige Spannung erzeugt, die sowohl positiv als auch negativ sein kann und bei korrekter Drehzahl nahezu Null (genauer: 0,8 V) ist.

Schaltung der A77 (c) Heinz D. Schultz

In der A77 Mk3 und B77 wird statt des relativ aufwändigen Schwingkreises eine Frequenzdiskriminator-Schaltung mit Halbleitern (im Kern eine NE555) verwendet.

Prinzipiell ist die Spannungsänderung pro Drehzahländerung mit Schwingkreis deutlich höher und zuverlässiger als die der vom Motor generierten Spannung, je nach Magnet-Werkstoff nicht zuletzt möglicherweise auch durch einen relativ hohen Temperaturkoeffizienten. Fast nur die Qualität des Schwingkreises bestimmt die Langzeit-Konstanz der Drehzahl, und diese Qualität ist von Natur aus vergleichsweise einfach zu erzielen. Aber wie gesagt: „Fast nur…“.

 

Schaltung der B77 (c) Heinz D. Schultz

Spätere Geräte wurden mit PLLs und Quarzoszillatoren geregelt. Damit die Regelung schnell reagieren kann, müsste auch bei denen die Drehzahl höherfrequent abgenommen werden (-> „Zahnrad“), hat dann aber eine Langzeitkonstanz, die 10er-Potenzen besser als die anderen Verfahren ist.

Umgekehrt gibt es auch noch einfachere Lösungen: Z. B. bei einem einfachen DC-Motor ist der Strom weitgehend proportional zum Drehmoment und die Drehzahl sinkt proportional zu beidem. Mit einer einfachen Schaltung kann man bei steigendem Motorstrom die Motorspannung genau in dem Maße erhöhen, dass die Drehzahl weitgehend unabhängig von der Last und damit konstant bleibt. Technisch gesprochen: Die Spannungsquelle für den Motor hat einen negativen Ausgangswiderstand, der den positiven Innenwiderstand des Motors kompensiert. Ein Beispiel dafür weiß ich aber nicht.

Copyright des Titelbildes liegt bei Fancycrave auf Unsplash

Der Autor dieses Beitrags

 

Uwe Beis

Uwe Beis

Jahrgang 1951, erstes Interesse an Elektronik und Musik (Beatles natürlich) im Alter von 10 Jahren. Unter anderem baute ich sehr früh einen Röhrenverstärker. Nach dem Studium der Elektrotechnik arbeitete ich mehr als 30 Jahre lang als Hardwareentwickler im Bereich Videosicherheitstechnik. Die Audiotechnik verlor ich dabei nie aus den Augen und seit einigen Jahren befasse ich mich wieder intensiv mit ihr. Das führte zu mehreren interessanten Produkten, einer Partnerschaft mit Sonny und schließlich zu SSB AUDIO. Nebenbei: Ohne Musik kann ich nicht leben!

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