In meinem ersten Blogbeitrag zur TS1000 Restauration habe ich ja die „matching numbers“ der Maschine kritisiert. Ich hatte aus meiner Erfahrung heraus berichtet, daß viele Maschinen im Internet aus zusammengewürfelten Komponenten gebraucht und angeblich funktionstüchtig angeboten werden.
Mein Freund in Berlin hat sich just nach dem ersten Blogbeitrag von mir, mit dem Verkäufer in Verbindung gesetzt und ihm den Link zum Blog geschickt. Wohl getrieben vom schlechten Gewissen hat dieser dann die richtige Rückwand und 2 Platinen und eine Flasche Wein auf den Postweg gebracht. Die Entschuldigung wurde aktzeptiert und jetzt sind die Komponenten wieder vereint.
Non, je ne regrette rien
Um diesem Kaufrisiko vorzubeugen, empfehle ich immer wieder, diese Seriennummern zu überprüfen. Lasst Euch ein Foto vom Inneren der Maschine, der Rückwand und ggf. der uralten Garantiekarte zusenden. Erst dann kann man sichergehen, daß wie bei der TS1000, die Platinen-Versionen auch zusammenpassen und die elektronischen Komponenten harmonieren. Wenn alles stimmt könnt Ihr das Liedchen von Edit Piaf „Non, je ne regrette rien“ trällern.
Die Platinen der TS1000 verfügen über Revisionsnummern. Wenn möglich sollte die .02 auch auf den anderen Platinen zu finden sein. (c) Heinz D. Schultz
Matching Numbers – Was heißt das?
Der Begriff “matching numbers” wird im Zusammenhang mit Oldtimern verwendet. Er bedeutet, dass das Automobil mit demselben Motor oder Getriebe ausgerüstet ist, mit dem es vor Jahrzehnten vom Band lief. Unsere Grundig TS1000 ist ja auch ein Oldtimer aber kein Auto.
Aus meiner Erfahrung heraus, werden Tonbandgeräte aus Deutscher Fertigung immer beliebter. Als ich den Blog hier angefangen habe, ahnte ich nicht auf welche Ressonanz er stößt. Inzwischen häufen sich die Anfragen zur Restauration aus dem In- und Ausland im zweistelligen Bereich. Ich wusste nicht, daß z.B. Italien eines der begehrtesten Käuferländer der Grundig Maschinen war. Gleichzeitig möchte ich mich auch dafür entschuldigen, nicht jede Anfrage die in der ersten Zeile der Email mit „Was kostet das?“, „Quanto costa?“, „What does it cost?“, „Qu’est-ce que ça coûte?“ oder „¿Cuánto cuesta?“ beginnt, sofort beantworte.
Eine grundlegende Restauration mit Austausch alterschwacher mechanischer und elektronischer Bauteile kostet sehr viel Zeit, Geduld, Konzentration und Präzisionsarbeit. Demzufolge schnellen die Arbeitsstunden in den Bereich von 25h bis weit über 150h. Dafür ist die Maschine im Werkszustand und läuft die nächsten 25 Jahre durch.
Aufwendige Reparaturen und Restaurationen kann man teilweise einsparen, wenn man eben die „matching numbers“ prüft. Das ist natürlich keine Garantie für die Funktion, aber für Harmonie der Komponenten die in Fürth im Werk von Grundig verbaut wurden.
Die richtige Rückwand ist gekommen! (c) Heinz D. Schultz
Die Moral von der Geschichte!
Prüfe wer sich ewig bindet. Ich gehöre nicht zu den sammelwütigen Krabbenfischern im Nordatlantik oder irgendeiner Bucht.
„Für mich haben Bandmaschinen Seelen. Ich kann mich an die vielen Nächte in meiner Jugend erinnern. Traurig, freudig, verliebt, zu Tode betrübt.“
Alles hat sich meine Bandmaschine und mein Plattenspieler anhören müssen. Selbst wenn ich heute noch ein altes Band von 1980ff aus meinem Schallarchiv hole, die staub- und luftdichte Verpackung öffne und mir der Geruch von Räucherstäbchen oder sonstigen Rauch-, Whiskey-, Damen-Düften entgegenkommt, ja dann kommt auch die Erinnerung an diese schöne Epoche zurück. Nostalgie oh Nostalgie 🙂
Bleibt dran! In der nächsten Woche nehmen die Platinen ein erstes „lautstarkes“ Bad.
Bildrechte des Titelbildes: Kristopher Roller