Ein kleiner 3D Schritt für mich, ein großer für die Grundig TS1000 Besitzer.

Der erste Schritt auf dem Mond

Nach nunmehr 3 Jahren experimenteller Versuche, Ersatzteile für die TS1000 mit einem 3D-Drucker herzustellen, bin ich nun deutlich weiter. Ein Quantensprung* bezeichnet die Bedeutung dieses Fortschritts.

Die TS1000 hat mehrere altersbedingte Schwachstellen aber die wohl größte Baustelle wurde vom Besitzer und/oder Servicetechniker verursacht. Will man die Front der TS1000 öffnen, versucht man unweigerlich – ja fast schon magisch angezogen – die Regler Knöpfe abzuziehen.  Das funktioniert bei den Drehreglern sehr einfach ist aber genauso unnötig. Die Schieberegler jedoch sind auf der Frontplatte montiert. Der Schieberegler-Knopf steckt in einer dahinter liegenden Grundplatte, diese rastet mit dem filigranen Knopf ein, denn die Grundplatte stellt die Verbindung zum Schieberegler her. Grundig hatte die Grundplatte mit dem Knopf zusätzlich verklebt.

TS1000 Regler

Front der TS1000 mit Schieberegler Einheit (c) Heinz D. Schultz

Versucht man nun den Schieberegler-Knopf abzuziehen, brechen die Verbindungszapfen zur Grundplatte ab und der Knopf ist irreparabel defekt.

TS1000 Knopf

Abgebrochener Schieberegler Knopf der Grundig TS1000 (c) Heinz D. Schultz

3D Druckmodell für einen Repair-Einsatz

Kleben und weitere experimentelle Versuche scheitern an der filigranen Konstruktion. Natürlich kann man den Verbindungsmechanismus mit einem Repair-Einsatz ganz gut „flicken“. Ich habe anfänglich mit einer kleinen runden 3D-Konstruktion gearbeitet. Hierbei wird der abgebrochene Steg und ggf. der noch intakte ab geknipst/abgeschnitten und Platz für das Blättchen gemacht. Mit etwas Heisskleber kann man es fixieren und es hält dann erstaunlich gut in der noch vorhandenen Grundplatte. 

Ich habe einen kostenlosen Download der CAD Datei – thinkercad – für den ausschließlich privaten Gebrauch bereitgestellt:

Hier geht es zum Download/Aufruf: Thinkercad 3D-Modell herunterladen

Ist der Knopf aber verloren gegangen oder die Grundplatte hat sich in den ewigen Weiten des Universums verabschiedet, dann hat man schlechte Karten.

TS1000 Regler-3D Haltefuss

Repair Kit 3D Modell zum Nachdruck (c) Heinz D. Schultz

Ein Ersatzknopf mit Grundplatte muss her!

Gesagt getan. Vor 3 Jahren habe ich einen externen Dienstleister gebeten, die Knöpfe anhand von Vorlagen zu digitalisieren und im industriellen Multi Jet Fusion Verfahren nachzudrucken. Die Qualität war jedoch bescheiden. Die Oberfläche der Knöpfe war unansehnlich und haben trotz Verwendung eines über 50.000 Euro teuren Equipments sehr stark nach Bastelstube ausgesehen. Die vom Dienstleister abgekaufte Konstruktionsdateien haben ein Vermögen gekostet, sollten aber Basis für weitere Versuche sein.

Der erste Versuch mit einem FDM Drucker Anycubic i3 MEGA S und PLA als Druckmaterial (Filament) sah zunächst vielversprechend aus. Aber das PLA war nicht stabil genug, um die filigrane Steckverbindung abzubilden. Die Regler sind nach kurzer Zeit gebrochen.

Frustriert von den ersten Ergebnissen haben einen regen Gedankenaustausch im Team verursacht. Wir haben uns dann einen hochauflösenden RESIN-Drucker angeschafft und die gleichen Konstruktionsdateien verwendet. Der Anycubic Photon Mono X die Curing-Maschine haben erstaunliche Ergebnisse geliefert. Allerdings sind die Aufwände in der Nachbearbeitung sehr hoch. Die Bauteile müssen mit Pressluft ausgeblasen werden und Resin-Reste müssen restlos ausgewaschen sein. Hinzu kommen die langen Aushärtezeiten unter dem UV-Licht.

Aber auch hier kam sehr schnelle eine Enttäuschung. Der Resin-Druck hat zwar eine perfekte Knopf-Oberfläche geschaffen, aber die Ränder für das ALU Einlegeplättchen waren zu dünn und sind nur durch den Anblick gebrochen.

Enttäuscht habe ich das Projekt einige Monate schlafen lassen. Aber glücklicherweise haben sich die Anfragen von TS1000 Besitzern aus aller Welt gehäuft und der psychologische Druck hat wieder Antrieb gegeben.

Genie gefunden

Im Freundes- und Bekanntenkreis wurde ein CAD Spezialist gesucht, der die Knopf-Grundplatten Einheit neu konstruiert und umsetzt. Mit Lukas Hannert von FORMFAKTOR  in Kirchheim unter Teck haben wir das „Genie“ gefunden. Die Paarung zwischen professionellen CAD Kenntnissen und sehr ausgeprägten Material- und Produktionskenntnissen im 3D-Druck, haben uns nun zur Serienreife geführt.

Formfaktor 3D

Lukas Hannert bei der Konstruktion und Passprüfung der neuen TS1000 Regler-Kopf Konstruktion.  (c) Lukas Hannert

Mit Erlaubnis von Lukas, möchte ich Euch die Umsetzung durch 3D- Druck etwas näher bringen:

Das FDM-Verfahren und die Vorteile von Dual Extrusion im Bezug auf Konturüberhänge erklärt

Die Abkürzung „FDM“ steht für „Fused Deposition Modeling“ und wird teils auch durch „FFF“ für „Fused Filament Fabrication“ ersetzt. Dabei handelt es sich um eine Technik, bei der ein Kunststoffdraht, Filament genannt, erhitzt und dann durch eine feine Düse geleitet wird, die ihn in Bahnen an den gewünschten Stellen aufträgt. Hierbei wird das Werkstück ausgehend von einer ebenen Fläche, Druckplatte genannt, Schicht für Schicht aufgebaut. So benötigt jede Schicht eine vorhergehende Schicht, auf welcher sie aufbauen kann, was die Realisierung von Konturüberhängen des Werkstücks erschwert. Ohne Weiteres sind daher nur Überhangswinkel von 40° – 60°, ausgehend von der Senkrechten, umsetzbar.

Bisherige Lösungen des Problems sind der gezielte Verzicht auf Überhänge oder das Unterstützen mit einer gerüstartigen Stützstruktur, auch Support genannt, die ein Absacken der Schichten bei größeren Überhangswinkeln verhindern soll. Da diese unter Verwendung eines herkömmlichen Druckers jedoch aus demselben Material besteht, wie das Werkstück selbst, ist sie oft mühevoll zu entfernen und hinterlässt Oberflächen mit verminderter Qualität.

Abhilfe schaffen die von Lukas eingesetzten Drucker des Typs „Ultimaker 3“, welche statt einer, zwei Düsen besitzen. Dieses Feature nennt sich „Dual Extrusion“ und ist der Schlüssel zu nahezu uneingeschränkter konstruktiver Freiheit. Denn mithilfe der zweiten Düse ist es möglich, für die Stützstruktur ein separates Material einzusetzen. Hierfür greift Lukas auf PVA bzw. Polyvinylalkohol zurück, ein Kunststoff, der biologisch abbaubar und wasserlöslich ist. Dieser hat den enormen Vorteil, dass sich Stützstrukturen nach dem Druck durch Einlegen in Wasser von selbst beseitigen. Zurück bleiben Oberflächen mit unveränderter Qualität bei beliebigen Überhangswinkeln.

Das Endergebnis kann sich sehen lassen

Die sehr schöne Oberfläche des verwendeten mattschwarzen PLA Filaments in Kombination mit dem gebürsteten Alu-Blättchen für die Einlage sieht sehr gut aus. Viele TS1000 Besitzer können Ihrer Maschine wieder ein „Gesicht“ geben.

Reglerknopf Lang für TS1000

TS1000 Regler-Kopf Neukonstruktion im 3D-Druck und Laser Cut  (c) Heinz D. Schultz

Ersatzteile verfügbar

Ab 2. Januar 2022 biete ich nun die vollständigen Kits im Shop meines Sohnes an. Das Kit besteht aus 4 langen und 2 kurzen Regler-Knöpfen, 6 Grundplatten, 6 Alu Einlegeblättchen (vormontiert) sowie 6 Spezial-Schrauben zur Montage auf der Frontplatte.

TS1000 Reglerset nicht montiert

TS1000 6er-Set Regler-Köpfe noch nicht vormontiert  (c) Heinz D. Schultz

Reglerset für TS1000

TS1000 6er-Set so wie es vormontiert geliefert wird.  (c) Heinz D. Schultz

Erklärung Quantensprung

* Als Quantensprung bezeichnet man in der Alltagssprache des 21. Jahrhunderts einen Fortschritt, der eine Entwicklung innerhalb kürzester Zeit ein sehr großes Stück voranbringt. Dies widerspricht der ursprünglichen physikalischen Bedeutung. Daher gilt Quantensprung als sogenanntes Januswort (Autoantonym).

Copyright des Titelbildes liegt bei der NASA on Unsplash

Copyright der Texte: Heinz D. Schultz & Lukas Hannert von FORMFAKTOR

Bezugsquelle der Schieberegler Knöpfe im Grundig Sortiment der Heroms.com

Direkt zu den Ersatzteilen / Artikeln:
Regler lang 
Regler kurz 
6erSet

TS1000 – Die Tücke liegt im Detail! Gleichlaufschwankungen!

TS1000 Justierscheibe - ein wichtiges Bauteil

Ein Bauteil in der Andruckrollen-Mechanik ist verantwortlich für den korrekten Abstand der Andruckrolle zur Capstan-Welle. Geht die Justierscheibe beim z.B.  Wechseln einer Andruckrolle verloren, hat das fatale Folgen für den Durchzug und  Gleichlauf des Bandmaterials.

Angeregt durch einen netten TS1000 Besitzer, möchte ich hier nochmal darauf hinweisen.

Danke Herr Thomas für die aufmerksame Beobachtung!

Die nachfolgenden Schaubilder zeigen die Lage der Justierscheibe, der Textauszug stammt aus dem Servicemanual.

Kleine Scheibe, aber wichtige Funktion

Lagebild der Justierscheibe (c) Heinz D. Schultz

 Bauteil aus dem 3D-Drucker? Aber welches Material?

Die Original-Scheibe ist aus durchsichtigem Nylon oder Hartgummi. Ich habe mich entschlossen das weiche 3D-Filament TPU85A einzusetzen. Hier musste ich mit über 18 Probedrucken an die idealen Parameter für den Drucker herantasten.

Das Ersatzteil liefert die gleichen Flankenabstände zum innenliegenden Kern, passt auf den Metall-Hebel und kann durch Wechseln der Aufsteckposition, den richtigen Abstand Andruckrolle/Capstan herstellen.

Wichtiges Bauteil in der TS1000

Original Justierscheibe (c) Heinz D. Schultz

3D-Druck der Scheibe

Original und Nach(bau/druck) (c) Heinz D. Schultz

Ersatzteil bestellen?

Ich verschicke das Ersatzteil gegen einen Obolus von 5 Euro deutschlandweit. Schreibt mir einfach an hdschultz@ts1000.de.

Falls Ihr selbst einen 3D-Drucker und das entsprechende Filament TPU85A besitzt, dann schicke ich Euch mit Angabe der TS1000 Seriennummer das G-Code oder STL-File zu. Auch hierfür sammle ich Kaffee-Spendengelder ein.

Apropos! Wenn Ihr wissen wollt wie man eine Andruckrolle wechselt, dann dürfte dieser Videoclip für Euch interessant sein 🙂

Copyright des Titelbildes liegt bei  Edge2Edge Media auf Unsplash

TS1000 – VU Meter Umbau auf Vor- und Hinterband!

VU Meter auf VintageDisplay.de - Silentium!

Die Aussteuerungsanzeige – VU-Meter – der Grundig TS1000 wird werksseitig auf Vorband zur Aufnahme ausgeliefert. In diesem Anzeigeverfahren weiß man jedoch nicht, was wirklich auf dem Band ankommt.

Angeregt durch einen Kundenwunsch sollte die TS1000 mechanisch und elektronisch modifiziert werden.

Keine Narben hinterlassen!

Da ich ein großer Freund von authentischen Tonbandgeräten bin, sollte der „operative Eingriff“ keine Narben hinterlassen. Ein späterer Rückbau auf den Werkszustand ist jederzeit möglich.

Nach Studium des Schaltplans läßt sich das Hinterband-Signal auf der Automatik-Mischverstärker Platine ( D ) einspeisen. Das Aufnahme-Signal hat eine Spannung von 625mV, das liefert auch der Wiedergabeverstärker (G). 

Zur Modifikation wurde die Platine des Automatik-Mischverstärkers an R37 und R38 aufgetrennt. Hier kann man nun über den 47k Widerstand entweder das Vorband oder alternativ das Hinterband Signal einspeisen. Mit dieser Vorgehensweise bleibt auch das Anzeigeverhalten bei den unterschiedlichen Bandgeschwindigkeiten erhalten. 

Auftrennen des Leitungsweges auf der Automatik-Mischverstärker Platine an R37 und R38 (c) Heinz D. Schultz

 Was ist auf dem Band angekommen?

Das Hinterband-Signal kommt direkt von der Wiedergabe-Platine (G) über PIN 27 und 29.

Um die Modifikation auf nur einer Platine vornehmen zu müssen, wird das Wiedergabe-Signal von der Backpane (Hauptplatine) abgenommen. Die PIN-Anschlüsse sind auf der Frontseite durch Ausfräsungen die werksseitig vorbereitet sind, zugänglich. Hier wird das linke und rechte Ausgangssignal des Wiedergabeverstärkers zur Platine des Automatik-Mischverstärkers geleitet.

Wiedergabesignal wird angezapft (c) Heinz D. Schultz

Wiedergabesignal kann direkt an den PINs der Platinen-Steckleiste abgegriffen werden. (c) Heinz D. Schultz

Wiedergabesignal wird an der Backpane (Hauptplatine) angezapft (c) Heinz D. Schultz

Umschaltung von Vor- auf Hinterband

Ein hochwertiges Micro-Relais schaltet nun zwischen Vor- und Hinterband um. Die Ansteuerung des Relais erfolgt mit 5 Volt. Diese werden an der Beleuchtung der VU Meter abgegriffen. Der Micro-Switch für das Relais findet seinen Platz auf der Kopfhörer-Verstärker-Platine. Die Schaltkulisse des werksseitigen Vor/Hinterband Schalters wird genutzt um die Steuerung des Relais zu übernehmen. 

Zur Sicherheit ist bei einem Ausfall des Relais, der Werkszustand wieder hergestellt. 

Alle Modifikationen sind steckbar ausgeführt. Für den Rückbau sind lediglich R37/R38 wieder anzubringen.

Microschalter auf der Kopfhörerverstärker-Platine (O). Wird durch die Schaltkulisse des original VOR/HINTER-Band Schalters bedient (c) Heinz D. Schultz

Hier noch ein paar Detailaufnahmen zur VU-Meter Modifikation im ersten Prototypen

Traut Euch – Traut Euch nicht!

Mit etwas handwerklichem Geschick, gepaart mit dem virtuosen Umgang eines Lötkolbens und der Fähigkeit eine Schaltung von einer Straßenkarte unterscheiden zu können, gelingt die Modifikation in 3-4 Stunden. Zeitfresser sind die kleine Platine mit dem Relais, die Verbauung des Microschalters auf der Kopfhörerverstärker-Platine und die Verkabelung.

Falls Ihr dieses Fähigkeiten nicht ausgebaut habt, kann ich Euch dabei helfen. Das fertige KIT gibt es nun in meinem Shop.

Copyright des Titelbildes liegt bei Josh von Staudach auf VintageDisplays

Ein dickes DANKE geht auch an den Elektronik Professor Uwe Beis der mich ermutigt hat den Schaltplan der TS1000 gewissenhaft zu studieren.

Öle, Fette, Reiniger und Langzeitschutz

Oele, fette und Schmierstoffe

Ich werde oft mit Fragen zur Restauration einer 44 Jahren Bandmaschine konfrontiert. Eine elektrische Aufarbeitung der Platinen und der Steuerlogik ist eher trivial. Denn alle elektronischen Bauuteile sind heute noch am Markt verfügbar. Die Grundig-Ingenieure haben auch auf der Steuerlogik Platine nur Standardkomponenten eingesetzt.

Neben der elektronischen Aufarbeitung stellt manchmal aber die Mechanik eine Hürde dar. Verharzte Kunststoff-Friktionen, eingerostete Drehachsen für die Schalter oder angerostete Federn, Bremsenenttlüfter oder Luft-Dämpfer wieder auf Vordermann zu bringen ist nicht leicht. Mit den richtigen Reinigungsmethoden wie zum Beispiel dem Ultraschall-Verfahren wird man schneller zum Ziel kommen.

Ich habe Euch hier eine Listung meiner eingesetzten Öle, Fette und Reiniger zusammengestellt. Vielleicht ist die Liste eine Anregung für kommende Restaurationsprojekte bei Tandbergs, Uhers, Akais, Teacs, Pioneers, Revoxen oder 1000 anderen Bandgeräten.

 

Eingesetzte Schmierfette und Öle

Bei der Restauration der Friktionen und mechanischen Bauteile werden Schmierstoffe verwendet, die weitestgehend den ursprünglichen Spezifikationen der Firma Grundig entspechen. 

 

Zum Einsatz bei Metall Kunststoff Friktionen….

…… wird das Dow Corning Produkt Molykote EM-30L eingesetzt. Als Friktionen bezeichnet man die Schalter- und Hebelmechanik. Bei der TS-1000 werden Schiebeschalter die auf den Einsteckplatinen verlötet sind, durch mechanische Umlenkungen bedient. Diese Friktionen sind ursprünglich mit BEACON 40 (heute ähnlich dem BEACON EP1 von ESSO). Um den zum Teil ausgehärten Friktionen, Zahnrädern und Schiebeflächen keinen Schaden zuzufügen, wird das moderne und werkstofferhaltende Molykote eingesetzt. Das weiße Fett hat eine hohe konservierende Wirkung, eine solide Anhaftung und ist antistatisch. Dadurch wird ein Verschmutzen der Schmierstellen verhindert. Die Schmierung ist daueranhaftend.

Beschreibung: Hochleistungsfett für langsame bis mittlere Geschwindigkeiten von Kunststoff/Kunststoff, Kunststoff/Metall und Gummi/Metall– Paarungen bei mittleren bis hohen Lasten.

Anwendungen: Für Schmierstellen, die mittleren bis schweren Lasten bei geringen bis mittleren Geschwindigkeiten ausgesetzt sind.

Merkmale: Blei- und Nickelfrei; Hohes Lasttragevermögen; Geeignet für Langzeitschmierung aufgrund geringer Ölverdunstung und geringer Neigung zur Oxidation; Geringer Reibungskoeffizient; Mit den meisten Kunststoffen und Elastomeren verträglich.

Zusammensetzung: Polyalphaolefin; Lithiumseife; Festschmierstoffe, Gebrauchstemperaturbereich – Von -45°C bis +150°C

 

 

Zum Einsatz bei Metall/Metall Paarungen ….

…… wird das Dow Corning Produkt Molykote BG-20 eingesetzt. Die Lagerschale der Capstan Schwungmasse wird mit diesem Hochleistungsfett ausgestattet.

Beschreibung: Das BG-20 ist ein Hochleistungsfett für Metall/Metall- Paarungen bei hohen Geschwindigkeiten und mittleren bis hohen Lasten. Es ist geeignet für Schmierstellen bei mittleren bis hohen Lasten und hohen Drehzahlen. 

Merkmale: Blei- und Nickelfrei; Hohes Lasttragevermögen; Geeignet für Langzeitschmierung aufgrund geringer Ölverdunstung und geringer Neigung zur Oxidation; Weiter Gebrauchstemperaturbereich; Geeignet für sehr hohe Drehzahlen (DN-Wert 750.000 mm/min).

Zusammensetzung: Esteröl; Lithium-Komplexverdicker; EW/AR-Additive; Oxidationsinhibitoren. Gebrauchstemperaturbereich – Von -45°C bis +180°C

 

 

Zum Einsatz bei Zugfedern ….

…… wird das MANNOL Produkt EP-2 Multi-MoS2 Grease eingesetzt. Die Zugfedern der TS1000 sind aus hochwertigem Stahl gefertigt. Das EP-2 wird sehr dünn auf die Federn aufgetragen und verhindert Korrossion und Vibration. Die Geräuschentwicklung der Maschine wird dadurch reduziert.  

Beschreibung und Zusammensetzung: Universal-Hochdrucklithiumfett auf Grundlage von hochreinen Mineralölen, ergänzt durch Molybdändisulfid und andere EP-Additive (EP = Extreme Pressure).

Merkmale: Betriebstemperaturbereich: von -30 °C bis +120 °C. Geeignet für die Wartung von Wälz- und Gleitlagern, Kreuzstücken von Kardanwellen, Fahrgestellen und anderen Reibknoten, die hohen Belastungen ausgesetzt sind. 

 

 

Zum Einsatz bei Bandführungs-Rollen ….

…… wird das Costenoble Produkt OSIXO® OS 05 eingesetzt. 

Beschreibung: OSIXO® OS 05 ist ein sehr hochwertiges, synthetisches Spezial-Beschichtungsfluid auf Basis von KRYTOX™ für viele Materialien bzw. Materialpaarungen (metallische Oberflächen, Kunststoffe und Elastomere).

Merkmale: Es werden sehr dünne funktionale Filmschichtdicken (5-10 µm) erzielt und durch die spezielle Formulierung ist es gut sprühfähig.
OSIXO® OS 05 löst grundlegende Stick-Slip-Probleme und ist multifunktional in seinem Einsatz. Durch seine Geruch- und Farblosigkeit unterliegt es keinen optischen oder haptischen Einschränkungen. OSIXO® OS 05 gewährleistet eine extrem reibungs- und verschleißarme Oberfläche und erhöht damit die allgemeinen Gleiteigenschaften. Das Produkt lässt sich auf eine Vielzahl von Oberflächen auftragen und zeichnet sich besonders durch seinen niedrigen Reibungskoeffizienten und seine ausgezeichnete Ablösungs- und Anti-Haft-Eigenschaft aus.

Anwendung:
OSIXO® OS 05 sollte auf sauberen, trockenen und fettfreien Oberflächen aufgetragen werden. Ist die Beschichtung einmal aufgetragen, so ist sie gegen die meisten Lösungsmittel resistent. Eine Entfernung ist nur mit Hilfe von speziellen Lösungsmitteln möglich.

 

Zum Einsatz auf elektrischen Kontakten ….

…… wird das Produkt FEREXelectric® eingesetzt. 

Beschreibung: FEREXelectric® ist ein auf der Basis des bewährten Ferex Rapidrostlockerers formulierter Kontaktschutz, der speziell zur Reinigung, Pflege, Reparatur und Entfeuchtung elektrischer Kontakten entwickelt wurde. Das hochwertige Ferex electric beseitigt rasch und zuverlässig durch Staub- sowie Öl-, Fett oder Wassereinwirkung entstandene Spannungsverluste.

Merkmale: Darüber hinaus entfernt Ferex electric Oxyd und Sulfid-Schichten von den Kontakten und ist in der Lage, die Funktionsfähigkeit der behandelten Teile wiederherzustellen. Selbst nässebedingte Kontaktprobleme wie feuchte Zündverteiler und Zündkerzen behebt Ferex electric effektiv. Nach der Behandlung der Kontakte verdunstet Ferex electric restlos und hinterlässt einen nicht sichtbaren und hochwirksamen Gleitschutzfilm der das Material effektiv und nachhaltig vor
Korrosion schützt. Diese Effizienz zusammen mit einer einfachen, sicheren und sauberen Handhabung machen Ferex electric zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel bei der Wartung, Instandsetzung oder Reparatur von elektrischen Kontakten. Der Anwendungsbereich von Ferex electric ist nahezu unbegrenzt. Es reicht von den elektrischen Anlagen in Kraftfahrzeugen, Bauschmaschinen und Schiffen über Anwendungen in HiFi- und Haushaltsgeräten bis hin
zum Einsatz in industriellen Großanlagen.

Anwendung:
FEREXelectric® sollte auf sauberen, trockenen und fettfreien Oberflächen aufgetragen werden. Ist Ferex einmal aufgetragen, so sind die Kontakte lange Zeit vor Korrosion geschützt und bieten höchste Kontaktsicherheit.

 

Zum Einsatz auf Andruckrollen und Antriebsriemen ….

…… wird das Produkt LIXTON W1/H/soft eingesetzt. 

Der Spezialreiniger LIXTON W1/H/soft wurde vom renommierten Walzen- und Tonband-Andruckrollen-Hersteller TGW entwickelt.

Anwendung: Für Profis entwickelt!
Der LIXTON Reiniger ist hocheffizient und übertrifft konventionelle Reinigungsflüssigkeiten aus dem Amateurbereich (wie z.B. Isopropanol). Entscheidend ist bei Reinigung einer Andruckrolle oder Antriebriemens, der Schutz des Weichmachers in der Gummimischung. Isopropanol ist dafür weniger geeignet.

Andruckrollen – Pinch Rollers
Mit wenigen Tropfen W1/H/soft reinigen Sie Ihre Andruckrolle sehr zuverlässig. Schmutz, Abrieb, Nikotin und Fett werden bereits nach wenigen Umdrehungen der Andruckrolle und einem Wattestäbchen entfernt. Die Oberfläche der Andruckrolle oder des Antriebriemens wird leicht angeraut und erhält somit eine optimale Oberfläche. Bei sehr alten Andruckrollen kann der Reinigungsvorgang 2-3 mal kurz hintereinander durchgeführt werden.

Antriebsriemen – Drive Belts
Antriebsriemen können ebenfalls mit wenigen Tropfen W1/H/soft gereinigt werden. Benetzen Sie ein kleines Stück Baumwolltuch oder eine Wattepad. Umgreifen Sie den Antriebsriemen mit dem Pad/Tuch und lassen Sie den Antrieb anlaufen. Der Druck/Spannung sollte nur gering auf den Riemen wirken. Nach 10-15 Umdrehungen ist der Riemen gereinigt.

Professioneller Einsatz
W1/H/soft kommt bei Profis und Semiprofis der Tonbandwelt zum Einsatz. Das Produkt ist auf den professionellen gewerblichen Gebrauch ausgelegt.

 

Hier eine kleine Bildersammlung der kritischen Stellen in der TS1000.

 

Bildrechte:

Blog-Titelbild: Daniel Olah – Unsplash

Bilder im Blog:  Uwe Beis und Heinz D. Schultz 

Zählwerksalat – Siemens-Stern und Reflexschranken

GRUNDIG TS1000 Zählwerk

Ersatzteile für die TS1000 die zweite Runde.

Zunächst möchte ich mich erneut für die vielen Anfragen aus dem In- und Ausland bedanken. Mein heutiger Beitrag wird einigen T1000 Besitzern wieder etwas Hoffnung geben. Zählwerksalat, Siemens-Stern und Reflexschranken begleiten Euch in diesem Text. 

Altersbedingt geben fast alle TS1000 Zählwerke Ihren Geist auf. Die zur damaligen Zeit präzise gefertigten Kunststoff-Zahnräder haben nach nunmehr 43 Jahren den Weichmacher verloren, fangen an zu rattern und hängen in irgendeiner Position fest. 

Nach weiteren Recherchen sind davon nicht nur die TS1000 Besitzer betroffen, ein fast baugleiches Zählwerk findet man z.B. in der Philips N4550.   

Original TS1000 Zählwerk   (c) Heinz D. Schultz

 

ZÄHLWERK NACHBAU?

 

Ein solches Präzisions-Zählwerk nachzubauen, zumindest aus Kunststoff, kommt für mich nicht infrage. Ein adäquater Ersatz wäre ein elektronischer Nachbau. 

Inspirit von vielen Tonband-Freunden viel mir im September 2018 ein Beitrag zu einem Echtzeitzählwerk für einen Cassetten-Recorder in die Hände. Der Entwickler stützt sich dabei auf ein Verfahrenspatent der Firma Bosch aus dem Jahre 2001. Er hat das Verfahren geschickt umgesetzt. 

Es lohnt sich wirklich den Beitrag von Stefan Kneller zu lesen. Mit einer mathematischen Exkursion wird klar, daß man solch eine Projektumsetzung nicht einfach mal trivial mit Bauteilen zusammensteckt. Seine Umsetzung berechnet sogar die Banddicke und leitet daraus die Bandzeit ab. Bei seiner Kreation werden auf kleinsten Raum – wir sprechen von Cassetten-Recorder Bandwickel – Reflexschranken verbaut. 

 

(ECHTZEIT)-ZÄHLWERK – MIT BORDMITTELN

 

Nach der Findungsphase mit meinem elektronischen „Weggefährten“ und guten Freund Uwe Beis, haben wir uns an die Umsetzung einer elektronischen Version des TS1000 Zählwerks herangewagt. Wenngleich ich vorwegnehmen möchte,  „Professor“ Beis ist der geniale Umsetzer!.

Ich habe ihn lediglich mit Umfrage-Ergebnisse vieler TS1000 Besitzer versorgt und er hat es einfach angepackt. 

Wie aus der Kapitelüberschrift „MIT BORDMITTELN“ zu entnehmen ist, wollen wir ein Zählwerk schaffen, daß mit wenigen Lötaktionen (4 Käbelchen) und keinen selbst durchzuführenden mechanischen Umbauten, schnell zum Einsatz kommen kann. 

Beim Umbau werden die beiden Taster für die Nullstellung und den Autostop an einer vorgewählten Stelle erhalten bleiben. Erster wird so programmiert werden, daß zwischen unterschiedlichen Messmodi umgeschaltet werden kann. Die Riemenscheibe die mit dem rechten Wickelteller via Riemen mitläuft, bekommt eine Reflexscheibe „Siemens-Stern“ aufgesetzt. Zwei Optokoppler werden die eigens entwickelte Elektronik mit der Drehrichtung und der Umdrehungen versorgen. Damit wäre die klassische, ehemals mechanische Zählung gewährleistet. 

Archivisten, die Ihre Büchlein mit Bandstellen und Musiktiteln gefüllt haben, können diese dann auch wieder finden. 

 

 

ZEITMESSUNG

 

Die Grundig-Entwickler haben sich 1973 vermutlich in weiser Voraussicht schon mit der Messung der Bandwickelgeschwindigkeit auseinandergesetzt. Bei der TS1000 befindet sich in der rechten Umlenkrolle ein „Siemens-Stern“ der einen Reflexschranke bedient. Insider wissen aber auch, daß die Signale lediglich die Information liefern „Band läuft / Band steht“. Mehr wird nicht ausgewertet.

 

Original TS1000 Umlenkrolle rechts geöffnet mit Siemensstern für Reflexlichtschranke    (c) Heinz D. Schultz

 

Die Fertigung der Umlenkrolle, deren Oberfläche und der verbauten Sinterlager, vermeiden ein Durchrutschen (Schlupf) des Bandes.  So kann man diese Informationen in Korrelation mit der gewählten Bandgeschwindigkeit, auch bei hohen Umspulgeschwindigkeiten als Zählimpuls nutzen. 

Diese Impulsinformation wird von einem Mikroprozessor ausgewertet und bringt die Zeitinformation zur Anzeige. 

Messung der Impulse aus der rechten Umlenkrolle (c) Heinz D. Schultz

Original TS1000 Umlenkrolle rechts   (c) Heinz D. Schultz

 

DIE UMSETZUNG

 

Das Grundig Zählwerk hatte ja eine mechanische Bandstellenvorwahl integiert. Fast alle befragten TS1000 Besitzer wollten auf diese Funktion nicht verzichten. 

Um die Funktion zu erhalten, werden Reflexscheiben an den Stellrädern angebracht. Die Positionen werden pro Stellrad mit weiteren 4 Reflexschranken ausgewertet und liefern dem Mikroprozessor die Vorwahlposition. Hierzu ist es erforderlich, die Zahnkränze der Kunststoff-Stellräder abzudrehen und mit einer Reflexscheibe zu versehen. Das haptische Einrastgefühl bleibt vollständig erhalten. 

Die gesamte Steuerelektronik wird im Zählwerksrahmen untergebracht werden. Schalt- und Tastfunktionen werden über Mikroschalter aus der bestehenden Mechanik übernommen werden.

Wichtige Features hier in der Aufzählung:

  • Anzeige mit weissen LED-Ziffern
  • Zählwerkanzeige im konventionellen, ursprünglichen Modus
  • Zählwerkanzeige im Echtzeitmodus
  • Zählerstand bleibt beim Ausschalten der Maschine erhalten
  • Optionale NULL-Unterdrückung

 

Platinen-Layout   (c) Uwe Beis

Schaltungsentwurf  (c) Uwe Beis

 

ZEITPLAN UND VERFÜGBARKEIT

Die ersten Prototypen werden bis Ende Juli 2019 fertiggestellt sein. Marktverfügbarkeit ca. Ende September 2019. Alles hängt davon ab ob die mechanischen Elemente des alten Zählwerks ohne Materialschaden umgebaut werden können. Wir haben 3 Versionen (1975, 1976, 1977) der mechanischen Zählwerke unter die Lupe genommen und auch unterschiedliche Alterungsprozesse festgestellt.  

Zur Bereitstellung eines solchen Zählwerkes, haben wir uns für ein Umbauverfahren entschlossen.

  • Der TS1000 Besitzer mit etwas Lötkenntnissen, kann das alte Zählwerk ausbauen, dabei sind 2 Schrauben zu lösen und 4 Litzen abzulöten.
  • Das Zählwerk wird zu uns eingeschickt, wir zerlegen es und integrieren die Elektronik, testen und senden das Zählwerk nach 3-5 Tagen zurück an den TS1000 Besitzer.
  • Er muss wiederum 4 Litzen anlöten und das Zählwerk festschrauben. 

Für weniger erfahrene TS1000 Besitzer haben wir einen Versandkoffer für die TS1000 bereitgestellt. Die Maschine kommt zu uns in die Werkstatt und wir machen den vollständigen Umbau. 

Die geplanten Preise für das neue elektronische Zählwerk liegen bei ca. 160 – 175 EUR und bekommt eine Garantie von 2 Jahren. 

Vorabanfragen gerne an mich: hdschultz(@)ts1000.de oder +491726257945

 

NACHTRAG 1

Heute am 6.7.2019 sind die ersten PCB Nutzen (Leiterplatten) geliefert worden. Siemens-Stern und Codierscheiben sind mit schwarz lackierten Leiterplatten umgesetzt worden.

 

PCB Nutzen für das TS1000 Digital Zählwerk  (c) Uwe Beis

 

NACHTRAG 2

Heute am 13.7.2019 sind die Platinen bestückt und bereits in den Zählwerkrahmen eingesetzt. Die nachfolgenden Bilder dokumentieren den betriebenen Aufwand. 

 

Umbau der Komponenten für das  TS1000 Digital Zählwerk  (c) Uwe Beis

Siemens-Stern unter der Riemenscheibe für das  TS1000 Digital Zählwerk  (c) Uwe Beis

Rückseite mit den Aussparungen für die Vorwahlplatinen des  TS1000 Digital Zählwerk  (c) Uwe Beis

Frontseite  des  TS1000 Digital Zählwerk  (c) Uwe Beis

 

Learnings

Der mechanische Umbau stellt uns vor neue Herausforderungen. Der Kunststoffrahmen des original-Zählwerkes muss genutzt werden um die Platine stabil aufzunehmen. Bohrungen in den Rahmen müssen sehr präzise durchgeführt werden. Ein Teil des rückwärtigen Rahmenbügels muss entfert werden. Alles Handarbeit die sehr viel Zeit inanspruch nimmt 🙂

 

Bildrechte:

Blog-Titelbild: Markus Spiske – Unsplash

Bilder im Blog:  Uwe Beis und Heinz D. Schultz 

TS1000 Ersatzteile

TS1000 Ersatzteile

Ersatzteile für die TS1000 aus dem 3D-Drucker – Schieberegler, Andruckrollen, Reverse-Bausteine und Drehknöpfe

Zunächst möchte ich mich für die vielen Anfragen aus dem In- und Ausland bedanken. Nicht alle konnte ich in den letzten Wochen pünktlich beantworten. Es gibt aber Grund genug über die Ersatzteilversorgung zur Grundig TS1000 zu sprechen.

 

REGLER-KNÖPFE

Die häufigsten Anfragen die mich erreichen, betreffen die Regler-Knöpfe auf der TS1000 Front. Im Laufe der Zeit härtet der filigrane Kunststoff aus und schnell brechen die feinen Mitnehmer-Zapfen ab. Bei den Drehknöpfen bricht die Hülse aus und letztendlich muss die TS1000 mit „Zahnlücken“ ihr Dasein tristen. Hinzu kommt noch das unsachgemäße Hantieren bei der Demontage der Frontabdeckung an der TS1000. Leider ist bei vielen TS1000 Besitzern noch nicht angekommen, dass die Schieberegler-Knöpfe mit der Frontplatte verbaut sind, die Drehregler-Knöpfe zur Abnahme der Frontplatte dagegen drauf bleiben können 🙂 

Original TS1000 Schiebereglerknopf – und Grundplatte   (c) Heinz D. Schultz

Original TS1000 Drehreglerknopf defekt- Rohe Gewalt, ausgelöst von schwergängigen Friktionen – (c) Heinz D. Schultz

REKONSTRUKTION 

 

Ich habe mich vor einem Monat an die Firma rapidobject in Leipzig gewandt um eine Rekonstruktion der Regler-Knöpfe anzugehen. Technische Zeichnungen und Konstruktionspläne der Kunststoffteile existieren nicht in meinem Fundus. Rapidobject hat aber aus meinen eingeschickten Mustern, 3D Volumenmodelle gezeichnet und gestern kamen die ersten 3D-Drucke.

Links der 3D-Druck von Rapidobject – Rechts der Original Knopf   (c) Heinz D. Schultz

Neuer Schieberegler-Knopf mit Grundplatte  (c) Heinz D. Schultz

MULTI JET FUSION

Das von Rapidobject eingesetzte Multi Jet Fusion Verfahren liefert mit der Nachbehandlung durch Trowalisieren eine sehr ansehnliche Oberflächenstruktur. Die zu polierenden Teile werden mit Entgrat- oder Schleifkörpern in Trommeln plaziert. Unterschiedliche Bewegungsmuster sorgen nun für eine Abrieb- und Polierwirkung. Dieses gemeinhin „Gleitschleifen“ oder auch „Trowalisieren“ genannte Verfahren eignet sich für alle empfindlichen Werkstücke und komplexen Formen mit einem Gewicht von einigen Mikrogrammen bis zu Werkstücken von mehr als 500 g. Die Bearbeitungsmethode eignet sich für alle Metalle, aber auch für den von mir eingesetzten Kunststoff.

 

POSITIVER NEBENEFFEKT

Im 3D-Druck lassen sich keine glatten Oberflächen reproduzieren. In der Kombination mit der Trowalisierung bekommt die Oberfläche der Knöpfe eine haptisch ansprechenden „Grip“. Leicht rauh aber trotzdem sehr professionell. Der erste Versuch bleibt positiv in meiner Erinnerung, wenngleich die Mannen / Frauen von rapidobject genau wissen was sie tun. 3D-Druck in dieser Qualität ist nicht billig, die Erstellung eines CAD-Volumenmodells kostet Zeit. Hätte ich Spritzguss-Modelle bauen lassen, wäre ein Pre-Investment für 4 Bauteile in Höhe von 6.000 Euro angesagt gewesen. In meinem Projekt sind es knapp 1000 Euro. 

 

Neuer Schieberegler- und Drehregler-Knöpfe mit Grundplatte  (c) Heinz D. Schultz

Der nächste Arbeitsschritt ist nun das Anfertigen der ALU-Einlegeplättchen am Regler-Kopf. Grundig hat damals schöne Ideen für das optische Design umgesetzt. Diese bereiten dem Nachbauer aber Kopfzerbrechen. Ich werde ein Handwerker hier in Dettingen bitten, mir diese Alu-Blättchen zu fertigen, vorausgesetzt diese verteuern den Nachbau nicht dramatisch. Alternativ denke ich auch über eine Lackierung nach.

Ab Ende April könnt Ihr die Regler-Köpfe dann bei mir beziehen.

ANDRUCKROLLE

Das Geschäft mit Andruckrollen wird speziell in Deutschland von einigen Platzhirschen belegt. Leider ist die Qualität der nachgebauten Andruckrollen nicht immer nach den Spezifikationen der Hersteller erfolgt. In mehreren Fällen musste ich erleben, dass eine neue Andruckrolle nach 5-6 Monaten bereits hinüber war, der Gummi porös wurde und die 45-50 Euro dahinflossen. Manchmal scheint es mir so als würden die diversen Anbieter auf eBay hier „Halbwertszeiten“ einplanen und einen frühen Verschleiß provozieren. Immerhin haben die damaligen, direkt vom Hersteller ausgelieferten Andruckrollen, oftmals mehr als 30 Jahre gehalten.  

 

Diese Andruckrolle hat nach 5 Monaten ihren Geist aufgegeben. Tiefe Risse, schlechtes Gummi und schlechter Kleber, ausgetrocknet und spröde.  (c) Heinz D. Schultz

ZURÜCK ZU DEN WURZELN

Ich habe mich im Herbst letzten Jahres dazu entschlossen, die alten Grundig Spezifikationen für die Andruckrolle zu beschaffen. Dies ist mir auch gelungen und die Firma TGW hat mir dabei geholfen das Sinter-Bronzelager und die richtige Gummi-Mischung zu reproduzieren.

Der Austausch der Andruckrolle ist nicht schwer, verleiht der TS1000 aber wieder einen vernünftigen „Geradeaus-Lauf“. Das Band wird wieder präzise durchgezogen und die Gleichlaufwerte sind wieder wie vor 45 Jahren perfekt.

Aber auch eine Andruckrolle muss gepflegt werden. In vielen Forenbeiträgen werden waghalsige Reinigungsmethoden, angefangen von Spiritus, Isopropanol, Feuerzeugbenzin, Nagellackentferner, Spüli und Bremsenreiniger diskutiert und als „Hausmittel“ angepriesen.

Neue Andruckrolle von TGW nach den Grundig Spezifikationen – gut für weitere Jahre (c) Heinz D. Schultz

 

PUTZKOLONNE

 

Aber warum auf „spirituelle Hexenwerke“ setzen, wenn es Spezialisten gibt, die viele hunderttausend Andruckrollen und Walzen produzieren. TGW hat mir empfohlen den eigens für Andruckrollen entwickelten W1/H/soft Lixton anzuwenden. Er greift den Weichmacher der Gummi-Mischung nicht an und entfernt jeglichen Schmutz, selbst das Nikotin einer Pall-Mall die ohne Filter in 10cm Abstand zur TS1000 geraucht wurde.

Neue Andruckrolle von TGW mit dem Spezielrein iger W/H1/soft Lixton  (c) Heinz D. Schultz

Achtet bei der Reinigung peinlich genau darauf, die Reinigungsflüssigkeit vom Sinter-Bronzelager fernzuhalten. Die Sinterlagerölung verträgt das nicht. Experten wissen, dass ein Nachölen von Sinter-Bronze Lagern nicht möglich ist, trotzdem fallen viele Tonbandfreunde auf diverse Angebote rein und kaufen sich ein Fläschchen Sinterlager-Öl. Ich kann nur empfehlen dieses Geld in einen leckeren Salat und gutem Olivenöl aus Sóller zu investieren. Ihr habt dann mehr davon 🙂

 

AUTOREVERSE-ELEKTRONIK

 

Mit über 40 Anfragen zum Autoreverse-Betrieb der TS1000 haben mich überzeugt den Elektronikbaustein neu aufzulegen. Ich wollte die Elektronik auf der Zusatzplatine, die damals zusammen mit dem Autoreverse-Kopf ausgeliefert wurde, nach modernen Fertigungsmethoden in SMD Technik umsetzen zu lassen. Mein alter Weggefährte Uwe Beis, hat die Schaltung rekonstruiert und nach Beschaffung der geeigneten Steckerleisten und Bauteile, über einen Prototypen nun auch der Produktion übergeben. Ende April 2019 sind die ersten 50 Platinen bestückt und können bei mir bezogen werden. Die Platine ist so gefertigt, dass ein falsches Einstecken nicht die Capstan Elekronik abschießt. Das hatte ich auch in meinem Blogbeitrag „Smoke on the Water“  erwähnt.

Neue Autoreverse-Platine in SMD Technik  (c) Heinz D. Schultz

Neue Autoreverse-Platine in SMD Technik auf den Capstan.Baustein  (c) Heinz D. Schultz

 

Mit der neuen Platine habt ihr auch die Garantie, dass die Endabschaltung und Laufrichtungs-Umkehr mit dem richtigen Timing vonstatten gehen. Die schwere Schwungmasse wird gebremst und läuft erst nach Stillstand in die andere Richtung. Das schont den Antriebsriemen und die Ohren. Denn die TS1000 jault nicht hoch. Die Platine kann in jeder TS1000 nachgerüstet werden und funktioniert auch dann wenn nur ein 4-Spur oder 2-Spur-Träger aufgesetzt ist – dann jedoch nur in eine Richtung. 

Die Platine ist Ende April verfügbar und kostet ca. 49 Euro.

 

Bezugsquellen:

Andruckrolle TS1000:  https://heroms.com/hifi-komponenten/10014-andruckrolle-fuer-grundig-ts1000

 LIXTON W1/h/soft Andruckrollen-Reiniger:  https://heroms.com/spezialreiniger/10008-w1/h/soft-spezial-reiniger-38-ml-in-alu-flasche

Regler-Knöpfe und Autoreverse-Platine demnächst hier: https://heroms.com/hifi-komponenten/

Bildrechte:

Blog-Titelbild: Kotagauni Srinivas – Unsplash

Bild im Blog: Heinz D. Schultz 

TS1000 – Capstan Antrieb | Im Vergleich zu Revox A77 und B77

TS1000 Capstan Antrieb im Vergleich

In meinem August Beitrag „Smoke in the water“ habe ich mich zu den Gleichlaufschwankungen einiger Bandgeräte geäußert. Aus dem eigenen Freundeskreisen hat sich nun Uwe Beis zu Wort gemeldet um die Fraktion Revox ehrenhaft zu vertreten. Uwe hat mit seinem Freund Sonny Schneid lange Jahre an Audio-Projekten gearbeitet und 2015 haben wir zu dritt das Kickstarter-Projekt „ADICON“ durchgezogen.

Der Tonwellenmotor der Grundig TS1000 mit Reversebaustein und Kopfträger 437 (c) Heinz D. Schultz

TS1000 | Revox A77 | Revox B77

Hier eine kurze Zusammenfassung von Uwe zu den unterschiedlichen Regelverfahren:

TS1000

Die 4-phasige Ansteuerung erlaubt, dass immer 2 Wicklungen mit positiver Spannung angesteuert werden, während die anderen beiden Wicklungen frei sind und eine negative Spannung proportional zur Drehzahl und unabhängig von der Last erzeugen. Die negativste davon wird im TS1000 über D1 bis D4 abgenommen und mit der Sollspannung verglichen, so dass Solldrehzahl = Sollspannung = Istspannung = konstant bleibt.

Schaltung des Grundig TS1000 Capstanantriebs (c) Heinz D. Schultz

Revox A77 und B77

Auf dem Capstan-Motor eingefräste Zähne erzeugen über eine Art Tonkopf eine zur Drehzahl proportionale Frequenz (800 bzw. 1600Hz).

In der A77 Mk1&2 wird über einen Phasendiskriminator (eine Art Frequenzdemodulator mit einem Schwingkreis) eine Drehzahl-abhängige Spannung erzeugt, die sowohl positiv als auch negativ sein kann und bei korrekter Drehzahl nahezu Null (genauer: 0,8 V) ist.

Schaltung der A77 (c) Heinz D. Schultz

In der A77 Mk3 und B77 wird statt des relativ aufwändigen Schwingkreises eine Frequenzdiskriminator-Schaltung mit Halbleitern (im Kern eine NE555) verwendet.

Prinzipiell ist die Spannungsänderung pro Drehzahländerung mit Schwingkreis deutlich höher und zuverlässiger als die der vom Motor generierten Spannung, je nach Magnet-Werkstoff nicht zuletzt möglicherweise auch durch einen relativ hohen Temperaturkoeffizienten. Fast nur die Qualität des Schwingkreises bestimmt die Langzeit-Konstanz der Drehzahl, und diese Qualität ist von Natur aus vergleichsweise einfach zu erzielen. Aber wie gesagt: „Fast nur…“.

 

Schaltung der B77 (c) Heinz D. Schultz

Spätere Geräte wurden mit PLLs und Quarzoszillatoren geregelt. Damit die Regelung schnell reagieren kann, müsste auch bei denen die Drehzahl höherfrequent abgenommen werden (-> „Zahnrad“), hat dann aber eine Langzeitkonstanz, die 10er-Potenzen besser als die anderen Verfahren ist.

Umgekehrt gibt es auch noch einfachere Lösungen: Z. B. bei einem einfachen DC-Motor ist der Strom weitgehend proportional zum Drehmoment und die Drehzahl sinkt proportional zu beidem. Mit einer einfachen Schaltung kann man bei steigendem Motorstrom die Motorspannung genau in dem Maße erhöhen, dass die Drehzahl weitgehend unabhängig von der Last und damit konstant bleibt. Technisch gesprochen: Die Spannungsquelle für den Motor hat einen negativen Ausgangswiderstand, der den positiven Innenwiderstand des Motors kompensiert. Ein Beispiel dafür weiß ich aber nicht.

Copyright des Titelbildes liegt bei Fancycrave auf Unsplash

Der Autor dieses Beitrags

 

Uwe Beis

Uwe Beis

Jahrgang 1951, erstes Interesse an Elektronik und Musik (Beatles natürlich) im Alter von 10 Jahren. Unter anderem baute ich sehr früh einen Röhrenverstärker. Nach dem Studium der Elektrotechnik arbeitete ich mehr als 30 Jahre lang als Hardwareentwickler im Bereich Videosicherheitstechnik. Die Audiotechnik verlor ich dabei nie aus den Augen und seit einigen Jahren befasse ich mich wieder intensiv mit ihr. Das führte zu mehreren interessanten Produkten, einer Partnerschaft mit Sonny und schließlich zu SSB AUDIO. Nebenbei: Ohne Musik kann ich nicht leben!

Ein Besuch auf meiner Website lohnt sich immer.

TS1000 spielt auf SONOS

TS1000.DE Grundig TS1000 spielt auf SONOS

Es könnte natürlich auch heißen, REVOX B77, TANDBERG TDA 20, u.v.a Tonbandgeräte aus der goldenen Ära der analogen Audio Welt spielen auf SONOS.

Im Laufe der Zeit hat sich mein Hörverhalten im Haus verändert. Die Kinder sind längst ausgezogen, die großen Boxen von POLK, Wigo, Electro Voice und JBL sind verkauft oder tristen Ihr Schattendasein im Hobbyraum, der Garage oder stehen gut verpackt irgendwo.

Seit gut 5 Jahren ist mein Haus mit SONOS unter Sound gestellt. Im Wohnzimmer regieren zwei Play 3 und der SONOS Subwoofer als Tonlieferanten. Im Fernsehzimmer eine SONOS Beam und in den übrigen Räumen entweder SONOS Play One oder Play 5. Im Dachstudio heizt der SONOS AMP zwei meiner alten POLK Standlautsprecher an.

Gesteuert wird die Anlage mit dem Smartphone. Meine Streaming-Dienste sind TIDAL-HiFi, Apple Music, Amazon Music und ein knapp 1 Terrabyte Festplatten-Sammelsurium von digitalisierten, eigenen CD’s und vielen Original Aufnahmen. Darunter auch Startgeräusche meiner 20 Jahre alten Harley Fat Boy oder das 31 Jahre alte Baby-Geplappere meiner beiden Söhne.

Jedoch hatte die gesamte Konstellation mit SONOS einen entscheidenden Haken:

 

Was mache ich mit meiner Bandmaschinen oder dem Plattenspieler?  Beide Geräte stehen bei mir im Dachstudio und sind weit entfernt von den „Hörplätzen“ die ich inzwischen neu entdeckt habe.

 

SONOS und Raspberry Pi

Ich war schon immer fasziniert von dem kleinen Rechenwunder Raspberry PI, hatte aber außer der Haussteuerung keinen wirklichen audiophilen Bedarf. Ein Projekt auf „Instructables“ hat mich bewegt an das Projekt heranzugehen. Hier findet Ihr auch eine ausgezeichnete Schritt-für-Schritt Anleitung zum Software-Setup.

Zielsetzung

Meine GRUNDIG TS1000 soll über das SONOS System hörbar werden. Insider werden anmerken, dass man dies natürlich mit einer SONOS Play 5 mit analogem Stereoeingang oder einem SONOS Connect realisieren kann, das hätte aber eine zusätzliche Anschaffung der SONOS Komponenten bedeutet. Zudem steht die Bandmaschine derzeit nicht neben einer dieser SONOS Bausteine.

Ich wollte aber, wenn ich mich schon an ein solches Projekt heranmache, eine Lösung die einfach, robust und auch die Fernsteuerbarkeit der TS1000 ermöglicht. Folgende Funktionen sollten in der Lösung vorhanden sein.

Remote-Steuerung

  • Ein/Ausschalten der Bandmaschine via Smartphone
  • Start / Stop und Pause, Vor- und Zurückspulen

Audio-Qualität

  • Streaming in HiFi Qualität an SONOS
  • Streaming in HiFi Qualität an jedes beliebige Soundsystem
  • Streaming auch außerhalb meines Hauses, z.B. am Urlaubsort oder im Hotel via Internet
  • Sampling Frequenz 44.1 Khz bei 16 Bit in Stereo
  • Streaming 320 Kbps Stereo-MP3-Stream

Design

  • Kein externes zusätzliches Gehäuse oder Steckernetzteil
  • Einbau in die TS1000

Investitionssumme

  • Maximal 150 EUR

 

Diese “Pflichtvorgaben” waren nicht ohne. Aber mit etwas elektronischem und programmiertechnischen Aufwand lösbar.

Raspberry Pi 3+, Schaltnetzteil, und Relaisbaustein  (c) Heinz D. Schultz

 

Folgende Komponenten habe ich angeschafft respektive werden benötigt

  • Raspberry PI 3 Modell B+ (1,4 GHz 64-Bit ARM Cortex-A53 Quadcore  CPU, 1GB RAM, WLAN, Blutooth)
  • Speicherkarte 8 GB microSDHC Class 4
  • Ein Desktop oder Laptop-Computer mit microSD-Kartenleser
  • Monitor oder TV mit HDMI-Eingang (nur für die Erstinstallation)
  • USB oder Bluetooth-Tastatur und Maus (nur für die Erstinstallation)
  • Behringer U-Control UCA202 externe USB-Soundkarte (hat Stereo-RCA-Eingänge kostet ca. 35 Euro)

Für den Einbau in die TS1000

  • Schaltnetzteil mit stabilisierten 5 Volt Ausgang und gute Abschirmung
  • Raspberry Schalt-Relais 1 Kanal
  • Raspberry GPIO-Erweiterung mit Optokopplern und galvanischer Trennung zur Fernsteuerung der Laufwerkfunktion

Software

NOOBS, Darkice und icecast2 sind Open Source, die TS1000 Steuersoftware läuft auf dem Raspberry FLASK Webserver. Programmiert unter Phyton und kostenpflichtig. Die Programmierung hat mir allerdings sehr viel Zeit gekostet, Phyton und die Ansteuerung der GPIO Ports musste ich erst erlernen.

 

Umsetzung

Ich habe in der Umsetzung des Projektes die Anleitung des Autors auf Instructables gehalten. Installation, Feinabstimmung und das Erstellen der Konfiguratioinsdatei für den Streamingserver haben mit allen Vor- und Zurück-Aktionen ca. 5 Stunden verschlungen.

Danach war die TS1000 schon auf SONOS im ganzen Haus zu hören. Da mein Router (Fritzbox) über eine DYNDNS Adresse auch von außerhalb zu erreichen ist, wollte ich das auch gleich im Büro ausprobieren. Dort habe ich noch kein SONOS. Aber mit der Eingabe der IP Adresse: http://meine-fritzbox.de:8000/ts1000.mp3 kann man die Bandmaschine auch außerhalb meines Hauses hören.

Das funktioniert übrigens auch im Auto mit Carplay.

Bei der TS1000 ist die Dokumentation zur Fernsteuerung #439 im Servicemanual vorhanden. Diese ist recht einfach mit einer GPIO Lösung mit Optokopplern zur galvanischen Trennung umsetzbar. Die Ansteuerung erfolgt über ein kleines Web-Interface mit den Tast-Funktionen:

  • TS1000 an/aus
  • > Start
  • Pause
  • Stop
  • >> Vorspulen
  • << Rückspulen

Die Fernsteuerung der TS1000 ist jetzt mit dem Aufruf der Webapplikation via URL: http://meine -fritzbox.de:8080/TSremote ansteuerbar. Die Rückmeldung des Betriebszustandes wird im Web-interface angezeigt.

Meine Lösung setzt natürlich voraus, dass der Webserver respektive der Raspberry immer an und erreichbar ist. Durch die geringe Leistungsaufnahme des Raspberrys betrieben am Schaltnetzteil stört mich das auch nicht.

 

 

Zusammenfassung

Nach der Umsetzung des Projektes stellen sich immer wieder neue Herausforderungen. So bin ich heute noch nicht ganz mit der Fernsteuerung zufrieden. Eine Integration in die SONOS App dem SONOS Controller wäre ein Punkt auf meiner Wunschliste.

Die Behringer Soundkarte ist auch nicht unbedingt der Hammer. Diese möchte ich mit einer Lösung von Uwe Beis (beis.de) AD24QS und DA2USB ersetzen und der TS1000 dadurch auch gleichzeitig einen Digitalen Ausgang (TOS, RCA und USB) verbauen.

Das Sounderlebnis und das gute Gefühl meine analoge TS1000 ins digitale Streaming Zeitalter mitgenommen zu haben ist schon überwältigend. Es hat sich gelohnt!

Viel Spass beim Nachmachen.

P.S.: Ich habe die Anleitung von Instructables ins Deutsche übersetzt. Auch wurde das Config-File auf meine Qualitätsansprüche angepasst und optimiert. Falls Ihr Interesse an einem vollständigen Software-Setup (außer der TS1000 Steuerung) habt, kann ich das gegen Kostenersatz liefern. Schreibt mir einfach ein Nachricht an info@ts1000.de.

 

Bildrechte im Blog: Heinz D. Schultz 

TS1000 Mythos, Legende, Träume, Glas-Ferrit Tonköpfe und 38cm/s – (K)eine Weihnachtsgeschichte

TS1000-Mythos 38cm

Das Jahr neigt sich dem Ende. Es ist viel geschehen im sich verabschiedenden Jahr 2018. Viele von Euch wissen ja durch viele Emails, Telefonate und persönliche Gespräche, dass meine Leidenschaft zur TS1000 seit über 44 Jahren ungebrochen ist. Trotz perfektionierter Digitaltechnik, Streaming-Technologien, Alexa, Siri und dem Trend zum Minimalismus, gibt es noch Liebhaber der analogen Tonbandtechnik.

Mehrere Gruppen auf Facebook, Diskussionsrunden in Foren und Treffen im realen Leben, vereinen die Leidenschaft zu den Spulendrehern. Natürlich sind unter den geschätzten 3000 Fans alleine in Deutschland, nicht nur TS1000 Liebhaber. Revox, Akai, Tascam, Teac, Tandberg, Pioneer, Telefunken, Uher, Sony, Technics u.v.a. sind kreuz und quer vertreten und die Marken ihrer Tonbandgeräte werden auch in „Benzingesprächen“ verteidigt.

Im Rückblick möchte ich gerne auf ein paar Erlebnisse eingehen, die mir im Herbst dieses Jahrs viel Freude bereitet haben.

GRUNDIG TS1000 mit 38cm/s

Ja, es gibt und gab sie, die TS1000 mit der Bandgeschwindigkeit 38cm/s. Wenn auch nur als Labormuster aber immerhin war das Labormuster schon sehr nahe an der Serie dran.

Der Tonwellenmotor der Grundig TS1000 . 38 cm/s – Direct-Drive (c) Heinz D. Schultz

Ein direkter Capstan Antrieb und eine quarzstabilisierte Motorsteuerung für die Geschwindigkeiten 9,5 cm/s,  19,25cm/s und 38cm/s sind in der TS1000 von Herrn Eduard G. aus Eggolsheim verbaut. Der liebenswerte Künstler und Liebhaber der analogen Audiotechnik und auch Fotografie, hat mich nach einer durchgeführten Netzteil-Revision über die Existenz dieses Labormusters informiert. Die Aufnahmen belegen, dass sich die Grundig Techniker intensiv mit der Forderung einiger Liebhaber auseinandergesetzt haben, auch höhere Bandgeschwindigkeiten anzubieten. Die Tauschbarkeit der Tonkopfträger und der Einsatz von 2-Spur Trägern kam wohl schon von einem der cleveren Vordenker im Fürther TS1000 Entwicklungslabor von Herrn Schaller. 

Direct Drive Capstan (c) Heinz D. Schultz

Spannend am Labormuster ist der mechanische und elektronische Aufbau. Als Capstan Direktantrieb kam ein Motor zum Einsatz wie er damals in Direct-Drive Plattenspielern verbaut wurde. Der Motor wurde durch die Motorsteuerung für ein robustes Drehmoment ausgelegt. Das belegt die Batterie der Leistungstransistoren BD177. Eine Drehzahlstabilisierung, natürlich quarzgesteuert, für die Geschwindigkeiten 9.5cm/s bis 38cm/s funktioniert tadellos. Ich konnte Gleichlaufschwankungen von unter 0,003% messen. Sehr schön integriert ist auch eine Kontroll-Leuchte im Geschwindigkeitsregler. Eine kleine LED signalisiert das Erreichen der genauen Geschwindigkeit.

TS1000 – 38 cm/s Leistungstransistoren für den Direct-Drive   (c) Heinz D. Schultz

Mechanisch ist der Direktantrieb in einem vollständig abgeschirmten Metallgehäuse dort verbaut, wo üblicherweise die große Schwungmasse der Seriengeräte regiert. Die Motorachse ist etwas größer als die Serie. Um das Achspendeln zu verhindern, wurde eine Achsjustierung installiert. Diese verhindert das axiale Spiel und sorgt nebenbei für Laufruhe im Turbogang. Die Andruckrolle ist 1:1 Serie und auch hier mit hochwertigem Sinterlager gefertigt. Lediglich der Druckpunkt wurde aufgrund des größeren Achsdurchmessers um 2,8mm nach hinten versetzt.

Der erste Hörtest mit 38cm/s und wohlbemerkter 4-Spur Aufzeichnung haben sehr beeindruckt.

Die Serienmaschine hat bei 19 cm/s – Viertelspur 64dB (mit Dolby 72 dB) Geräuschspannungsabstand ohne Dolby geliefert. Die Maschine hier hat es bei 38 cm/s auf 69 dB geschafft.

Mit testweise eingesteckten Dolby-Platinen konnte dieser Wert um weitere 8dB auf 77 dB gepusht werden. Die Höhendynamik bei der Serien-Schwester liegt bei 54 dB, die Höhendynamik dieser Maschine bei 74dB, Tiefendynamik bei 54 dB (Serie 50dB bei 19 cm/s)

Die Maschine von Eduard G. steht nun in der ts1000.de Werkstatt und wird in den nächsten Tagen einer kleinen Revision unterzogen. Die beste Gelegenheit, ausführlicher hinter die (Platinen) Kulissen zu schauen.

Bildergalerie TS1000 -38 cm/s -Direct Drive Capstan von Eduard G. aus Eggolsheim  (c) Heinz D. Schultz

Glas-Ferrit Tonköpfe und Kurzhubtasten

Im Spätherbst entstand der ebenfalls nette Kontakt zu Wolf P. aus Eckental. Wolf war sehr lange bei Grundig in der Fertigung/Entwicklung beschäftigt und verfügt noch heute über ein sehr präzises Wissen um die Entwicklungsphasen der TS1000. Er hat auch die Höhen und Tiefen bei Grundig miterleben dürfen.

Schnell und vermutlich auch mit einem Funkeln in den Augen, hat er mir von der Entwicklung eines Kopfträgers mit Glas-Ferrit Köpfen berichtet.

TS1000 4-Spur Kopfträger mit Matushita Glas-Ferrit Köpfen HPF WT451 von Wolfgang P. aus Eckental  (c) Heinz D. Schultz

Ich konnte das zu Beginn unserer Email Konversation fast nicht glauben, aber die mir zugeschickten Bilder haben mich begeistert. Tatsächlich hat Grundig Kopfträger in der Planung gehabt die mit den verschleißfreien Glas-Ferrit Köpfen der Firma Matushita (Technics/Panasonic) ausgestattet werden sollten. Wolf P. verfügt über so einen Kopfträger.  Sehr präzise eingearbeitet und wie ich vermute auch via der existierenden Entzerrer- und Vormagnetisierung-Elektronik der TS1000, klanglich perfekt abgestimmt.

TS1000 4-Spur Kopfträger mit Matushita Glas-Ferrit Köpfen HPF WT451 von Wolfgang P. aus Eckental  (c) Heinz D. Schultz

Auch die Maschine von Wolf P. hat zur Laufwerksteuerung Kurzhubtasten verbaut. Genau wie bei der Maschine von Eduard G. zu sehen, wollten sich die Konstrukteure von den Sensortasten der Laufwerksteuerung verabschieden. Man wollte der aus meiner Sicht unverständlichen Kritik der HiFi-Journalisten Paroli bieten und hätte wohl in den zukünftigen Serienmaschinen die sehr zuverlässigen Sensortasten zu Grabe getragen

Beide Geschichten haben mich auch etwas bewegt. Der Untergang der Firma Grundig die in den Spitzenzeiten 38.500 Mitarbeiter beschäftigte und das Leben von Max Grundig sind in zwei Artikel aus den Jahren 2010 und 2016 in der Süddeutschen nüchtern zusammengefasst. Autor beider Artikel ist Uwe Ritzer.

Der Untergang eines Patriarchen – Artikel von Uwe Ritzer 17. Mai 2010

Grundig verabschiedet sich aus Nürnberg – Artikel von Uwe Ritzer 11. April 2016

Auf jeden Fall sind die beiden Prototypen oder Werksmuster der TS1000 nicht aus dem 6. Stock von Max Grundig zum Fenster hinausgeworfen worden. Eduard G und Wolf P. sind glückliche Besitzer dieser Entwicklungs-Zeitzeugen. Gerne stelle ich bei den beiden sympathischen Herren den Antrag auf ein Vorkaufsrecht, damit der Erhalt dieser exklusiven Technik dauerhaft gesichert wird.

Wie geht es weiter?

Bestärkt von den vielen positiven Gesprächen und Erlebnissen, werde ich mit TS1000.de und dem Team dahinter, natürlich dran bleiben. Derzeit lassen wir von sehr erfahrenen Handwerkern Ersatzteile für die TS1000 fertigen. Eine neue getönte Plexiglasabdeckung für den VU-Meter- und Zählwerkausschnitt der TS1000 wird hier in Dettingen von Schaufler gefertigt.

Die Andruckrolle nach den Werksvorgaben von Grundig, wird von TGW in Emmendingen – dort werden/wurden auch die Revox/Studer Andruckrollen produziert – mit hochwertigen Sinterbuchsen exklusiv für ts1000.de hergestellt.

Ein Spezial-Andruckrollen-Reiniger von TGW, der das Gummi der Andruckrolle und des Antriebsriemens nicht austrocknet oder den Weichmacher killt, aber Nikotin, Fett, Bandabrieb und sonstigen Schmutz zielgerichtet entfernt, anschließend die Gummioberfläche leicht anraut, ist nun in kleinen Gebinden lieferbar.

Mit diversen Repair-Kits für Netzteile und der Capstan-Elektronik versuchen wir das Sortiment mit selektierten Bauteilen nach den Werksvorgaben von Grundig zu ergänzen. Spezialfette wie das Molykote EM-30L oder das Molykote BG-20 zur Schmierung von Kunststoff/Metall oder Metall/Metall Friktionen ist ja schon lange im Programm meines kleinen Repair-Shops.

Ein altbekanntes Problem der abgebrochenen Regler und Drehknöpfe lösen wir ab Januar / Februar 2019 mit einer handwerklichen Lösung aus eloxiertem Aluminium. Ein kleiner Handwerksbetrieb hier in Dettingen fertigt die Knöpfe und Regler für uns. Wir werden die Regler und Knöpfe als komplettes Kit anbieten und werten somit das Erscheinungsbild der TS1000 wieder auf.

Sonderanfertigungen und Umbauten für die Digitale Welt mit Streaming-Server und Remote-Steuerungen via dem Raspberry Pi, VU-Meter Modifikationen mit LED- und TFT Technik sowie der Einbau von Echtzeitzählwerken werden fortgesetzt.

In diesem Sinne verbleibe ich mit einem herzlichen Dank an alle TS1000 Fans.

Bildrechte Titelbild: Simon Matzinger 185073 unsplash.com
Bildrechte im Blog: Eduard G.,  Wolf P., Heinz D. Schultz 

Ein Nachtrag zur TS1000 – 38 cm/s

Im April 2019 ist die TS1000 – 38 wieder an den Besitzer Eduard G. zurückgeführt worden. Einige kleine Reparaturen, ein neues Zählwerk und eine optische Auffrischung verleihen dem Labormuster neuen Glanz und Würde. 

Das TS1000.DE Team blickt traurig hinterher…….  Aber wir bleiben in freundschaftlichen Kontakt 🙂

TS1000 – Capstan Antrieb | Smoke on the Water

Titelbild von Étienne Beauregard-Riverin
Nach nunmehr 8 Monaten Sendepause fange ich jetzt mal wieder an etwas auf meinem TS1000 Blog zu schreiben. Insider und engste Freunde wissen, dass ich selbst einige Ersatzteil aus Titan – keinen Capstan – bekommen habe und nun die tägliche Strecken-Leistung auf 12km pro Tag halten und stetig ausbauen kann. Mein Hund Johnny ist wieder glücklich.

Da die Tage wieder kürzer werden ist nun der richtige Zeitpunkt angerückt, sich wieder den vielen Grundig TS1000 zu widmen.

In diesem Beitrag möchte das Herz der TS1000 näher beleuchten. Der Capstan-Antrieb ist der elektromechanische Kern der Maschine.

Der Tonwellenmotor der Grundig TS1000 mit Reversebaustein und Kopfträger 437 (c) Heinz D. Schultz

Vorwärts / Rückwärts = Autoreverse

 

Grundig hat den elektronischen Teil des Capstan Antriebs recht solide aufgebaut. Die Motorsteuerung und der Gleichstrom Servo-Motor sind auf einer kleinen Platine fest verankert. Mit der Herausforderung einen Autoreverse-Betrieb zu bieten, haben die Entwickler eine robuste und dennoch einfache Motorregelung implementiert. Kein Quarz oder Unterstützung von Tachogeneratoren wurden verbaut, nein man hat auf Spannungskonstanz gesetzt und das Drehmoment mit Strom nachgesteuert.

Durch die einfache Schaltung hat man erreicht, Temperaturunterschiede weitgehend zu eliminieren. Bei den Revoxen und einigen Japanern war das nicht immer so einfach und Geschwindigkeits-Toleranzen von +/- 5-10% lagen an der Tagesordnung. Je wärmer umso schneller….

Der solide Gleichstrommotor auf der Platine – revidierter Zustand  (c) Heinz D. Schultz
Bevor Ihr beginnt die Motorsteuerung und die Geschwindigkeitsregelung zu revidieren, solltet Ihr Euch eine Bezugsband herstellen. Ich bin bei der Produktion eines Geschwindigkeits-Bezugsbandes recht pragmatisch vorgegangen.

 

Neues Band kaufen!

 

Ein nagelneues RTM Band mit 100m Länge wurde auf einer 18er Spule konfektioniert. Keine Fettfinger oder Schmutz auf dem Band sind Voraussetzung für einen vernünftigen Start. Mit dem konfektionierten Band habe ich dann ein Eingangssignal mit 1000Hz bei 4,75cm/s, 9,25cm/s und 19 cm/s jeweils 5 Minuten aufgenommen. Das habe ich natürlich bei einer exakt eingemessenen TS1000 gemacht.

 

Meine Messbasis (TS1000 Maschine) heißt bei mir „PAUL“.

Bandlängentabelle für das Bezugsband (c) Heinz D. Schultz
Zum Einsatz kommt bei mir ein Funktions-/Ton Generator von UNI-T. Dieser hat auch einen Frequenzähler-Eingang. Über den Eingang können wir dann das Wiedergabesignal der TS1000 messen.
Mein Funktionsgenerator – günstiges Modell von UNI-T  (c) Heinz D. Schultz

Los geht es!

 

TS1000 „Paul“ in den Aufnahme Modus schalten, Geschwindigkeit 4,75 cm/s, Generator 1000Hz bei 0,5 mV Sinus-Signal Ausgangs. DIN Eingang bei „Paul“ auf 0dB aussteuern und 5 Minuten (300 Sekunden) aufzeichnen. Wiederholung für 9,25 cm/s und 19 cm/s. Nun habt Ihr eine sauberes – minimalistisches – Bezugsband zur Justierung der korrekten Bandgeschwindigkeit. Ihr solltet dieses Band hüten wie Euren Augapfel. Im Laufe der Zeit werdet ihr ab und an darauf zurückgreifen müssen. Falls Ihr nicht über ein solches Band verfügt, respektive keine sauber justierte Maschine mehr habt, schreibt mir kurz.

Grubenarbeit – Vorsicht Staub und Schmutz

 

Ich bin ein Freund von effektiven Restaurationen und versuche Kosten/Nutzen in einem Gleichgewicht zu halten. Um einen Motorsteuerung auf Vordermann zu bekommen, solltet ihr Elkos, Tantals und den einen oder anderen Leistungstransistor austauschen vorausgesetzt er weicht von den Nennwerten ab. Die Trimmer auf den Motorsteuerungsplatinen sind zum Großteil hinüber und durch Korrosion und Staubbelag (Nikotin) nicht mehr vernünftig einzupegeln.

Hier die Platine vor der Revision – Trimmer sind hinüber  (c) Heinz D. Schultz

Ran an den Speck.

 

In den beiden Bildern seht ihr eine alte und eine revidierte Motorsteuerungsplatine. Die Tantal-Elkos ersetzte ich fast immer gegen sehr gute selektierte Elkos. Habe auch bis heute nicht verstanden weshalb Grundig zu damaligen Zeiten Tantals verbaut hat. Tantals neigen im Laufe der Zeit zu Mikro-Kurzschlüssen, heilen aber wieder. (Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Tantal-Elektrolytkondensator)

Speziell auf der Motorsteurungsplatine setze ich Elkos die 105º vertragen ein. Die Kühlbleche der Leistungstransistoren heizen sich mit bis zu 45-55 Grad auf, hier wird es also auf kleinem Raum immer sehr warm.

Bei den Trimmern verwende ich gekapselte Bauteile von ACP. Staub und Ablagerungen sind tabu. Die Werte sind 500 Ohm (2x), 1K und 2.5KOhm. Natürlich gehen auch Piher Trimmer.
APC Trimmer – Staubdicht (c) APC Spain

Nach einer gründlichen Reinigung der Platine, geht es an den Zusammenbau. Bevor Ihr aber an den mechanischen Einbau geht, solltet Ihr die Spannungsbandbreite justieren. Hierzu wird der ausgelagerte Transistor (Texas GD204) auf eine Arbeitsspannung von 17 Volt mit dem Trimmer  R29 justiert. Mit dieser Einstellung erhalten die Trimmer R20, R22 und R24 für die jeweiligen Geschindigkeiten ausreichend Regelspielraum.

Platinenlayout des Tonwellen-Motor Bausteins – Blick von der Lötseite – Messpunkte A & B sowie Trimmerpositionen (c) Heinz D. Schultz

Zur Messung stellt die Bandgeschwindigkeit am Frontschalter auf 19cm/s. Die Maschine muss sich im Stop-Modus befinden. Nun wird die Arbeitsspannung zwischen Messpunkt A und B auf 17 Volt eingestellt.

Im nächsten Schritt verbindet Ihr den Capstan-Antrieb mit der großen Antriebs-Metallplatte. Der Leistungstransistor sollte unbedingt mit einer Glimmerunterlage aufgeschraubt werden. Aufschrauben mit entsprechendem Drehmoment „fest“ ist wichtig. Der Bursche hat viel Hitze abzugeben. Wie man den Antriebsriemen effektiv aufsetzt, berichte ich in einem weiteren Blog-Post.

Sind nun Capstan-Antrieb und der mechanische Teil fest verschraubt, geht es an das Einmessen der entsprechenden Geschwindigkeiten. Das Messband einlegen, den DIN Ausgang der TS1000 mit dem Eingang des Frequenzzählers verbinden und mit der Bandgeschwindigkeit 4,75 cm/s starten. Auf dem Frequenzzähler solltet ihr über den Trimmer R22 dann die 1000Hz anstreben. Bei dieser extrem langsamen Geschwindigkeit kann es schon passieren, dass die Frequenz mit einer Toleranz von +/- 10 % springt, sich aber im Mittel bei 1000Hz einpegelt. Keine Sorge! Entscheidend sind die Geschwindigkeiten 9,25 cm/s und 19 cm/s.

Diese sind wichtiger als die „Geheimdienstabhörgeschwindigkeiten“ aus Zeiten des kalten Krieges. Die Geschwindigkeit 9,25 cm/s stellt ihr mit dem Trimmer R24 und die Geschwindigkeit 19 cm/s mit dem Trimmer R22.

Bitte nehmt Euch die Zeit diesen Justierungs-Durchlauf 2 bis 3 mal zu wiederholen.

Autoreverse Baustein – Rauchzeichen aus dem Fürther Lager.

Die Grundig Ingenieure haben es den Japaner immer zeigen wollen und mit der Entwicklung der Autoreverse-Steuerung auch bewiesen, dass eine TS1000 ohne Dual-Capstan in der Lage ist, ein Band in sehr guter Qualität wiederzugeben. Auf der Motorplatine befindet sich ein Steckplatz für die Reverse-Platine.

Diese hat allerding so seine Tücken. Steckt man diesen nicht PIN-konform ein, gibt es böse Rauchsignale auf dem Reversebaustein und der Motorsteuerung.

Markierungen für den  sicheren Aufsteckvorgang. (c) Heinz D. Schultz
Die Transistoren T13 auf der Reverse-Platine und der Transistor T11 auf der Motorplatine sind ins Reich der ewigen Jagdgründe dahingezogen. Ein Austausch der beiden setzt das System in den Urzustand.
Defekter T11 auf der Motorplatine (c) Heinz D. Schultz
Defekter T13 auf der Reverseplatine (c) Heinz D. Schultz
Beim erneuten Aufstecken der Platine solltet ihr unbedingt auf die korrekte Position der Steckerleiste achten.

Ich habe bei meinen durchgeführten Revisionen eine kleine Führungsschiene angebracht. Diese verhindert, dass die Platine falsch aufgesteckt wird.

Führungsschien auf der Tonwellen-Platine (c) Heinz D. Schultz
Das war es auch schon. Eure TS1000 läuft wieder präzise wie aus dem Werk im Jahr 1976.
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