SILENTIUM! – Eine Erinnerung an die „Golden Era of HiFi“.

VU Meter auf VintageDisplay.de - Silentium!

Viele von Euch erwarten jetzt vielleicht eine Fortsetzung des Restaurationsprojektes. Keine Angst es geht nĂ€chste Woche weiter. Eine außergewöhnliche Fotoserie „Silentium!“ des KĂŒnstlers Josh von Staudach hat mich sehr beeindruckt und abgehalten die TS1000 Elektronik fertigzustellen.

Seit 2006 kenne ich nun Josh von Staudach. Angefangen hat alles in der Xing Stuttgart Connection. Seine Bilder – vorwiegend Großformat und in MuseumsqualitĂ€t – haben mich und meine Frau seit dieser Zeit fasziniert. Allerdings wusste ich damals noch nicht, dass Josh ein HiFi Freak und Sammler ist. Meine Frau hat sich damals spontan ĂŒberzeugen lassen und so sind Werke von Josh (Weinberg im Herbst, Maisfeld und Rheinauen) immer noch SchmuckstĂŒcke in ihrer Firma.

Der Stuttgarter Josh von Staudach (*1964) erschafft in seinen Fotografien neue Dimensionen. Er spielt mit Sehgewohnheiten und zeigt, dass ein Standpunkt zu wenig ist, um die RealitĂ€t zu erfassen. Als KĂŒnstler steht er allen modernen Mitteln der Bildbearbeitung sehr offen gegenĂŒber. Ihn reizt das Ungewöhnliche, das „Nie-Dagewesene“. So widmet er sich auch der Extremfotografie, bei der er Ă€ußerst unzugĂ€ngliche Orte fĂŒr die Positionierung seiner Kamera nutzt, und entwickelt Techniken fĂŒr radikale Makro- und Teleaufnahmen. Von Staudachs Bilder finden sich auf unzĂ€hligen internationalen Ausstellungen und in Publikationen auf der ganzen Welt. 

Stille kehrt ein….. Silentium!

bei der andÀchtigen Erinnerung an die »Golden Era of HiFi«. Leuchtende Augen reflektieren den seidenen Schimmer regsamer Zeigerinstrumente ebenso wie langsam drehende Tonbandspulen der analogen Audio Boliden. 

(c) Josh von Staudach

 

Musik sichtbar machen!

Die Zeigerinstrumente fĂŒgen dem akustischen Erlebnis ein optisches Äquivalent hinzu: VU-Meter machen Musik quasi sichtbar – und je höher der Ausschlag, desto lauter unser Herzklopfen, desto intensiver die GĂ€nsehaut. 

(c) Josh von Staudach

Josh von Staudach ist selbst Musiker und HiFi-Fan und damit ganz persönlich involviert. Er sammelt diese ikonischen Bauteile des analogen Zeitalters, gelegentlich auch die GerĂ€te dazu – um sie mittels hochauflösender Makrokamera und viel Liebe zum Detail abzulichten. ‹Einen schönen Überblick seiner Werke gibt es hier.

So entstehen ganz individuelle Portraits, die Geschichten erzĂ€hlen können … Silentium!

Monatelange Vorbereitung, Recherche und Auswahl der geeigneten Objekte, bevor das erste VU-Meter vor die Kamera kam. Im Fotostudio sammeln sich Reinigungsmittel, spezielle Lampen, ein LabornetzgerĂ€t, viele Kabel, Feinwerkzeuge, KlebebĂ€nder und Knete, Spiegelfolie, schwarze und weiße Pappen, etc.

(c) Josh von Staudach
Der Aufwand ist kaum vorstellbar, aber er hat sich dann gelohnt, wenn ein Display in höchster Auflösung und mehreren SchÀrfeschichten (Focusstacking) auf den Sensor gebannt ist.

Musik in beindruckender GrĂ¶ĂŸe sichtbar gemacht!

Seine Bilder sind groß, manche sogar sehr groß. Bis zu 4,8 Meter in der Breite und 1,3 Meter in der Höhe dominieren in einem Hörraum. So ist das dB-Meter aus der Pioneer CT-F9191 mit der Bezeichnung Silentium # 9191r das wohl beindruckenste. 

Pioneer VU Meter im Besprechungszimmer (c) Josh von Staudach & Breather
Pioneer M6 im Hörraum  (c) Josh von Staudach & Hannah Busing
Radiotuner im Wohnzimmer  (c) Josh von Staudach & Jaroslaw Ceborski
Technics im Lese und Musikzimmer (c) Josh von Staudach & Justin Schuler

Time is a jet-plane!

Rechtzeitig und ideal fĂŒr die Selbstbeschenkung zu Weihnachten, gibt es einen Silentium Kalender 2018.

Diesen schönen Kalender habe ich mir deutlich vor Weihnachten schenken lassen und anhand der dort aufgefĂŒhrten Exponate einen Wunschkandidaten fĂŒr meinen Hörraum auswĂ€hlen. Ggf. verkaufe ich eine meiner Kameras, denn die hochwertigen, ĂŒberdimensionalen Kunstwerke geben mir mehr emotionale EindrĂŒcke zurĂŒck. Der Werterhalt und die Wertsteigerung sprechen fĂŒr Josh’s Bilder.

WeiterfĂŒhrende Links:

Webseite zum Werkprojekt „Silentium“ https://www.vintagedisplay.de/

Facebook-Seite:  Vintage Display https://www.facebook.com/vintagedisplay/

Herzlichen Dank gilt den Fotografen:

Josh von Staudach, Justin Schuler, Hannah Busing, Jeroslaw Ceborski, Breather

 

TS1000 – Sand im Getriebe – Kugellager tauschen?

In meinem letzten Blogbeitrag – der den ich kurz vor meinem Braukurs in Landshut verfasste – habe ich die MotorengerĂ€usche aus dem Kugellager des rechten Wickelmotors erwĂ€hnt. Durch die Instandsetzung des Netzteils ist es mir ja nun möglich den mechanischen Antriebsstrang zu testen.

 

Die robusten PAPST AußenlĂ€ufer haben mit ihren SKF-Kugellagern zwar eine Lebenszeitschmierung aber dennoch können Ausreißer dabei sein. Der Austausch von Kugellagern ist auch nach 40-45 Jahren nicht immer unbedingt nötig. Aber mein Motor hier macht seltsame GerĂ€usche.

Der Papst AußenlĂ€ufer aus dem Jahr 1976 ist fĂŒr die Ewigkeit gebaut – manchmal. (c) Heinz D. Schultz

Mit 4 Schrauben kann man den PAPST Motor ausbauen. Zuerst entfernt man den Wickelkern mit der zentralen Schraube. Bitte achtet darauf, einen passenden Schraubenzieher anzusetzen. Die Zentralschraube des Wickelkerns ist schwarz brĂŒniert und es wĂ€re schade, wenn man einen Kratzer hinterlĂ€sst.

Den Wickelteller entfernt man mit einer Zentral-Schraube. (c) Heinz D. Schultz

Der Wickelkern lĂ€sst sich leicht abziehen, das zeugt von prĂ€ziser Verarbeitung. Anschließend liegen die 3 Befestigungsschrauben frei. Beim Ausbau bitte sehr vorsichtig mit dem Bremsband hantieren.

Keine Fettfinger bitte!

Ich trage bei diesen Aktionen immer Wollhandschuhe, um keine kriminalistischen Fettspuren meiner Finger-DNA zu hinterlassen. Die Beflockung der BremsbÀnder ist empfindlich.

 

Nach dem Abziehen des Wickeltellers kann man schon sehen, was u.U. im Argen liegt. Das Kugellager treibt Fett aus. Austreibendes Fett bedeutet auch, dass die Kugeln im Lager unter UmstĂ€nden nicht mehr ausreichend geschmiert sind. Das fĂŒhrt langfristig zu LaufgerĂ€uschen die auch schon im normalen PLAY-Modus stören. Deutlicher wird das beim Umspulen mit hoher Geschwindigkeit.

Fettaustrieb am 41 Jahre alten Kugellager. (c) Heinz D. Schultz

Ich habe mich entschlossen beide Lager an diesem Motor zu tauschen. Die Kugellager sind Industriestandard und meine kommen von SKF Schweinfurt. Man kann die Kugellager sehr gĂŒnstig im Internet kaufen. Die Bezeichnung lautet: 

 

SKF 608-ZZ (8x22x7mm / Achsdurchmesser x Durchmesser x Höhe)

 

 

Zuerst mĂŒssen die alten Lager raus.

 

 Hierzu entfernt man wie auch auf der Explosionszeichnung zu sehen die beiden Außen-Sprengringe. Ich empfehle bei solchen Aktionen immer PrĂ€zisionswerkzeug einzusetzen.

Explosionszeichnung des Papst AußenlĂ€ufers. Die Anzahl der Scheiben kann von Baureihe zu Baureihe unterschiedlich sein. (c) Heinz D. Schultz

KNIPEX liefert hierzu ausgezeichnete Zangen. Bei den PAPST Motoren werden Sprengringe (Außenringe) und Seegeringe (Innenringe) eingesetzt. Dazu benötigt man zwei unterschiedliche Zangen.

 

Eine Zange fĂŒr die Außen-Sprengringe und eine Zange fĂŒr die Seegeringe (Innenringe).

 

Die Zangen liegen im Schnitt bei ca. 12 EUR. Amazon ist eine gute Einkaufsquelle dafĂŒr.

KNIPEX Zangen fĂŒr Außensprenringe. ZuverlĂ€ssiges Werkzeug. (c) Heinz D. Schultz

Zur Demontage der Kugellager ist es erforderlich, mit etwas handwerklichen Geschick vorzugehen. Die Kugellager mĂŒssen aus Ihrern Lagerung gedrĂŒckt, respektive geschlagen werden. Ich verwende dazu einen langen Schlitzschraubenzieher und einen 300g Hammer.

Der Schraubenzieher wird durch das obere Kugellager gesteckt und an dem unteren Kugellagerrand angesetzt. Bitte darauf achten, dass man nicht den Innenliegenden Seegering des Lagers als Ziel auswĂ€hlt. Nun schlĂ€gt man mit dem Hammer, leicht auf den Schraubenzieher und wiederholt diese Aktion kreisförmig, bis sich das Lager aus der Fassung löst. Bitte unbedingt darauf achten, dass die Kunststoffverschalung fĂŒr die Motorwicklung nicht beschĂ€digt wird. Das Gleiche gilt natĂŒrlich fĂŒr die Kupferwicklung. Die feinen DrĂ€hte sind sehr empfindlich und brechen sehr schnell.

 

 

 

Das gleiche Spiel erfolgt nun mit dem oberen Kugellager.

 

 

 

Die beiden innenliegenden Seegeringe kann entweder im Lager lassen oder ersetzt sie gleich mit. Der Ring spielt hier lediglich die Rolle des Tiefen-Fixierers fĂŒr das Kugellager.

Der innenliegende Seegering dient zur Fixierung der Einpresstiefe. (c) Heinz D. Schultz

 

Söhne von U-Boot-Fahrern machen alles anders.

 

Ich bereite meine SKF-Kugellager vor dem Einbau vor. Hierzu entferne ich die werksseitige Schmierung der Kugeln mit Tickopur unter Ultraschall. Nach der Reinigung werden beide neuen Lager in  Molykote BG-20 bei 45-65 Grad im Fettbad vorbereitet. Das Fett ist ideal fĂŒr die Kugellager der PAPST Motoren in der TS1000.

 

Langzeitschmierung, verbunden mit einer konsistenten Anhaftung auch bei hohen Geschwindigkeiten.

Das neue und alte Kugellager mit dem Kunststoffhammer. (c) Heinz D. Schultz

Nach dem Fettbad kommen die Kugellager 8-12 Stunden verpackt in einem Kunststoffbeutel in die TiefkĂŒhltruhe. Dadurch zieht sich das Metall um einige Mikrometer zusammen und erleichtert das Einpressen in die Motorenlager.

Zum Einpressen/Einschlagen verwende ich den Außenring des alten Kugellagers in Kombination mit einem Hartplastik-Hammer. Dabei liegt der Motor plan auf einer stabilen Arbeitsplatte, um den nötigen Gegendruck zu halten. Vorsichtiges Hantieren zahlt sich aus, die Kugellager sitzen fest. Beim oberen Kugellager ist darauf zu achten, dass es tiefer eingeschlagen werden muss. Der Seegering liefert ja einen genauen Tiefenanschlag.

Abschliessend werden die Außensprengringe angebracht – bitte unbedingt neue verwenden –  und der Wickelkern aufgeschraubt, fertig!

Der PAPST Wickelmotor schnurrt wieder wie ein KĂ€tzchen.

 

Ein fertiges Kugellagerkit mit Aussen-Sicherungsringen gibt es in meinem Shop.

FĂŒr die Youtube-Schauer habe ich auch ein kleines Video gedreht, zurĂŒcklehnen, anschauen und zuhören!

 

 

Copyright des Titelbildes liegt bei Alex Wong | Unsplash

TS1000 – Das ElektrizitĂ€tswerk | Netzteil

TS1000 - Offenes Herz

In meinem letzten Blogbeitrag habe ich angekĂŒndigt, mich der Instandsetzung der Mechanik zu widmen. Das muss bis zum Wochenende warten, denn es fehlen noch Spezialwerkzeuge und Schmierstoffe.

Heute möchte ich mich aber mit dem Ausgangspunkt zur weiteren elektronischen Aufbereitung beschĂ€ftigen, nĂ€mlich dem TS1000 Netzteil. Bereits im ersten Blogbeitrag erwĂ€hnt, ist das Netzteil der Start fĂŒr weitere ÜberprĂŒfungen der TS1000 Elektronik.

Das Netzteil ist das Herz der Maschine.

Auf der Platine ist auch die Elektronik fĂŒr die Ansteuerung der beiden Wickelmotoren untergebracht. Die Optokoppler fĂŒr den Bandzug liefern ihre Informationen hier hinein und die Ansteuerung der Anzugskraft der der beiden Papst-AußenlĂ€ufer wird von hier aus geregelt.

Ein typischer Netzteilfehler ist daran zu erkennen, wenn nach dem Einschalten der Maschine die Wickelmotoren in entgegengesetzter Richtung loslaufen, die Instrumentenbeleuchtung nicht funktioniert und die Sensortasten nicht reagieren.

In fast allen TS1000 auf meinem OP-Tisch sind nur wenige Bauteile daran Schuld, diesen Fehler auszulösen. Ich habe mir im Laufe der Zeit eine Controller-Platine gebaut, die die 3 wichtigen Versorgungsspannungen  der TS1000 auf einen Blick kontrolliert.

TS1000 – Adapterplatine im Schaltplan (c) Heinz D. Schultz

Die Betriebsspannungen der TS1000 sind:

  • 26,5 Volt
  • 30 Volt
  • 5 Volt

Die Grundig Ingenieure haben sich damals sehr viele Gedanken zum Service gemacht. Nicht umsonst gibt es eine Adapter-Platine die sich ideal dazu eignet eine kleine Diagnose-Platine daraus zu machen ohne die FunktionalitÀt einzuschrÀnken.

In den Schaltungsunterlagen ist diese Adapterplatine gut beschrieben. Auf dieser Platine sind nun die 3 Voltmeter untergebracht.

TS1000 – Adapterplatine mit 3 Voltmeter – hier die richtige Versorgungsspannungen bei einer bereits restaurierten Maschine – hier auch mit Dolby Platinen (c) Heinz D. Schultz

Bei der Berliner TS1000 sieht die Welt der Elektronen jedoch etwas armseeliger aus. Die 5 Volt Versorgungspannung existiert nicht, die Arbeitsspannungen 26,5 Volt und 30 Volt sind nicht korrekt.

TS1000 – In der Maschine auf dem OP-Tisch exitsiert die 5 Volt Versorgung nicht. Anstatt 30 Volt gibt es hier nur 23,8 Volt, die 25.9 Volt werden auch nicht sauber als 26.5 Volt geliefert. (c) Heinz D. Schultz

Der beschriebene Fehler wurde auch schon vor einiger Zeit von Christian aufgegriffen. Auf Seiner Website makarateyp.magnetofon.de beschreibt er den bekannten Netzteilfehler sehr schön. Ich habe mir erlaubt sein Bild hier zu verwenden und seine Diagnose zu zitieren.

„Die Ursache habe ich hier mit Pfeilen markiert
 Der Spannungsregler fĂŒr 24V und ein kleiner 4,7 mikrofarad Tantal können die Ursache fĂŒr einen großen Fehler sein
 Hinzu kommt, dass eine Zenerdiode (kommt drauf an ob eine in der Schaltung verbaut wurde) ein Aufbauen der Spannung von 30V verhindert
 so ist diese auch zu tauschen
 “ (c) Christian

Grundig hat im Laufe der TS1000 Evolution mehrere Versionen der Elektronik verbaut. Im Netzteil der TS1000 aus Berlin wurde z.B. die Zenerdiode auf D21 (ZPD 6.2) eingesetzt. In anderen Maschinen ist dort ein Widerstand verlötet. In meinem Schaltplan gibt es keine D21 auf der Netzteilplatine. Also immer Sichtung der Bauteile vornehmen.

 Ein kleiner Hinweis noch! Um das reparierte Netzteil nicht sofort wieder durch einen Folgefehler zu zerstören, entnehme ich die Audio-Steckkarten der TS1000. Die Motorsteuerung und Logik bleiben gesteckt. So arbeite ich mich systematisch vom Netzteil ĂŒber die Motorsteuerung in den Audiobereich vor.

 Bei meinem ersten Funktionstest habe ich aber starke GerĂ€usche aus dem rechten Wicklemotor gehört. Dann werde ich die Lager der Papst Motoren doch noch sichten mĂŒssen.  Das ist dann am Wochenende dran, vorausgesetzt ich bin nach dem Braukurs in Landshut dazu noch in der Lage 🙂

 

Bildrechte des Titelbildes liegen bei  Aaron Burdon  auf Unsplash

TS1000 – Im Waschsalon

TS1000 im Waschsalon

Wie bereits in meinem letzten Blogbeitrag angekĂŒndigt, beginne ich heute mit der ersten Grundreinigung der Grundig TS1000 im Waschsalon. Nach langer Recherche und Interviews mit „Alten Hasen“ habe ich mich fĂŒr den Lösungsansatz von „Pitti“ – dem alten Kollegen von Uwe Beis – entschieden. Die Grundreinigung der Elektronik wird mit Ultraschall und einer speziellen Tinktur vorgenommen.

Viele Tonbandfreunde werden mich fĂŒr verrĂŒckt halten, das stört mich nicht. Wasser an Platinen? Der frĂŒhe Tod der Schaltung und Bauteile?

Heinz D. Schultz

Nicht verrĂŒckt, wenn man bestimmte Regeln befolgt.

Folgendes Setup ist nötig um bestĂŒckte Platinen grĂŒndlich zu reinigen und anschließend elektronisch fit zu bekommen:

  • Anschaffung eines Ultraschallreinigers mit Heizung und Zeitschaltuhr und mind. 3 Liter Fassungsvermögen. Einlegekorb und Deckel sind sehr wichtig.
  • Platinen Reiniger TICKOPUR RW77 als Konzentrat. Bei normaler Verschmutzung 5% von 2,7 Liter FĂŒllvermögen des Ultraschallreinigers. Das sind ca. 135mL RW77. Normales Leitungswasser einsetzen! Messbecher (150ml, zur exakten Einhaltung des Konzentrat VerhĂ€ltnisses ist wichtig.
  • Gummihandschuhe und Augenschutz, Arbeitskittel
  • Zur SpĂŒlung nach dem Ultraschallbad ca. 5 Liter VE-Wasser. (Demineralisiertes Wasser)
  • Trockenschrank oder Heißluft Fön zur Trocknung und vollstĂ€ndigen Feuchtigkeitsentfernung.

UltraschallgerÀt 3L, Tickopur RW77, Messbecher, Einlegekorb und Deckel (c) Heinz D. Schultz

 

Und los geht es!

Zur Vorbereitung des Ultraschall-Bades habe ich Wasser mit Wasserkocher auf ca. 60 Grad erhitzt. Ich gebe ca. 2.7 Liter Leitungswasser aus dem Wasserkocher bis zur Wannenmarkierung in den Ultraschallreiniger und setze die Ist-Temperatur des Bades auf 60 Grad. Heizung sofort einschalten. NatĂŒrlich hĂ€tte ich auch das Wasser vom Ultraschallreinger aufheizen lassen können, mit dem Wasserkocher geht es jedoch viel effizienter, denn die Heizung im GerĂ€t hat nur 140 Watt und die ErwĂ€rmung auf 60 Grad hĂ€tte ne Stunde gebraucht.   Um das Wasser zu entgasen, lasse ich den Ultraschallreiniger 5 Minuten ohne Einlegekorb und Elektronik mit geöffnetem Deckel laufen.

Handschuhe und Augenschutz!

Das Konzentrat TICKOPUR RW77 stammt von der Berliner Chemie-Manufaktur Dr. H. Stamm und wird ĂŒber diverse GroßhĂ€ndler in grĂ¶ĂŸeren Gebinden angeboten. Zu beachten sind dabei die Sicherheitsvorschriften und das Sicherheitsdatenblatt. Ich hatte frĂŒher im Fach Chemie durch Unwissen geglĂ€nzt und mich im Bereich einer „Langzeit Dunkelrote FĂŒnf“ bewegt, dafĂŒr aber bis zum Abitur in Physik und Mathematik ĂŒber Jahre mit einer 1.0 geglĂ€nzt.

Seltsamerweise hat mich das Thema Ultraschall so fasziniert, dass ich mich in die Anwendung der Tinkturen und Konzentrate wieder intensiv mit der Chemie auseinandergesetzt habe. Nicht zuletzt wegen des Selbstschutzes.

Die TS1000 Entzerrerplatine liegt im Ultraschallbad (c) Heinz D. Schultz

Ich setzte zum AbfĂŒllen immer eine Schutzbrille auf und trage einen alten Kittel. Sehe aus wie mein alter Chemielehrer Haydn. Gummihandschuhe sind obligatorisch. Tickopur enthĂ€lt Ammoniak und riecht streng und stechend. Eine Anwendung im Freien ist deshalb dringend anzuraten. Eine Anwendung in geschlossenen RĂ€umen ein absolutes NO-GO!

Das TICKOPUR Konzentrat – 135 ml – kommt nun in das Ultraschallbad. Es vermischt sich sofort mit dem entgasten Wasser. Nun werden zwei bis drei TS1000 Platinen in den Einlegekorb gegeben und dieser wird in das UltraschallgerĂ€t gelegt. Deckel drauf und ca. 8 Minuten Ultraschall behandeln.

Von Links nach rechts: (Klicke auf ein Bild um es zu vergrĂ¶ĂŸern) 1.Die Platinen vor der Reinigung.  2. TS1000 Platine im 60Grad Ultraschallbad.  3. Es brodelt ganz schön!  4. Ganz schön dreckige BrĂŒhe. (c) Heinz D. Schultz

SpĂŒlen und Trocknen

Nach Ablauf der 8 Minuten nehme ich den Einlegekorb mit den Platinen heraus und spĂŒle alles in einem Baumarkteimer (10 Liter Fassungsvermögen mit ca. 5 Liter VE Wasser) grĂŒndlich ab. Die Platinen werden zum Abtropfen abgelegt. In der Zwischenzeit lege ich 3 weitere Platinen in das Ultraschallbad und starte den Reinigungsprozess fĂŒr weitere 8 Minuten. Mit insgesamt 6 Platinen in 2 DurchlĂ€ufen ist die LeistungsfĂ€higkeit des Reinigungskonzentrates erschöpft. Die brĂ€unliche FĂ€rbung im Ultraschallbad zeugt von starker Verunreinigung durch Staub, Fett, Bandabrieb und ggf. Nikotin.   Die abgetropften Platinen föhne ich nun mit meinem Industriefön aus ca. 30 cm Abstand staubtrocken. Mit meinem Pressluft-Kompressor werden die Steckverbinder (Steckerleisten) und Schalter ausgeblasen. Fertig!

(Klicke auf ein Bild um es zu vergrĂ¶ĂŸern) Die Platinen nach dem Ultraschallbad und dem Föhnen!

Wie man auf den Bildern erkennen kann, sind die Platinen optisch in fast neuwertigen Zustand. Fettreste in der Mechanik werden fast vollstÀndig entfernt. HartnÀckige Verklumpungen sollte man im Nachgang mit einem WattestÀbchen und einem Tickopur Tropfen lösen.

The Day after!

Heute behandle ich die Steckkontakte und Schalter mit einer Kontaktkonservierung. Das Wasser ist vollstĂ€ndig verschwunden, rate aber dennoch mindestens 48 Stunden mit der weiteren elektronischen Bearbeitung zu warten. Schon wenig Restfeuchtigkeit in den Trimmern und Induktionen könnte zu falschen Messergebnissen fĂŒhren. Zur Schmierung und Langzeitkonservierung der Steckkontakte und Schiebschalter verwende ich ausschließlich Electrolube CG60. Mit einer feinen Spritze werden die Kontakte hauchdĂŒnn eingefettet. Ich möchte noch in Erinnerung rufen, dass die Widerstandsbahnen der Trimmer und Potis durch den Einsatz der Ultraschallreinigung in Mitleidenschaft gezogen werden. Der dĂŒnne Schutzfilm wird abgetragen und unverhofft könnte der Trimmer ausfallen. Deshalb messe ich den Stellwert des Trimmers vor der Reinigung durch, ersetze den Trimmer, bringen diesen auf den annĂ€hrend gleichen Stellwert und habe somit eine vernĂŒnftige Ausgangsbasis fĂŒr die elektronische Aufarbeitung. Eine vollstĂ€ndige Einmessung der TS1000 ist sowieso obligatorisch.

Inventar, Equipment und Wunschliste

Nach mehreren Restaurationen hege ich nun den Wunsch mir einen grĂ¶ĂŸeren Ultraschallreiniger anzulegen. Die Firma Bandelin in Berlin hat sich seit 1955 auf die Produktion von UltraschallgerĂ€ten im professionellen Bereich spezialisiert. Die GerĂ€teserie SONOREX mit einer Ultraschall-Leistung von bis zu 1200 Watt hat es mir angetan.   Bandelin ist auch eine ideale und seriöse Informationsquelle fĂŒr den Einstieg in de Ultraschallreinigung. Hier gibt es eine gute Einstiegsseite.

Leider sind die GerĂ€te sehr teuer aber dafĂŒr hochwertig, langlebig, leistungsfĂ€hig, sicher und was mir sehr wichtig ist: „Made in Germany“!   Ein kleiner Video-Clip von Bandelin hat mich ĂŒberzeugt. Die Tinkturen wie TICKOPUR RW77 und TICKOPUR TR14 sind nicht billig und zudem in großen Gebinden abzunehmen. Hierzu lasse ich mir aber noch etwas einfallen.

Das Trocknen mit dem Fön ist sehr effizient, aber ich möchte das Föhnen lieber dem weiblichen Geschlecht an deren Haarpracht ĂŒberlassen. Also wird demnĂ€chst ein DörrgerĂ€t (richtig gelesen: Dörrobst-Maschine) oder ein kleiner Trockenschrank angeschafft. Vielleicht gebraucht und aus einer medizintechnischen Einrichtung.

Mister Mechanic

Im nÀchsten Blogbeitrag werde ich einige mechanische Komponenten der TS1000 reinigen und mit Spezialfetten behandeln.

Dran bleiben!

Bildrechte des Titelbildes: (c) Averie Woodard on Unsplash

Bildrechte der Damen im Haarsalon:  (c) The Atlantic

Bildrechte von dem Ultraschall-Prozess und den Platinen: (c) ich selber.

TS1000 – Es geschehen noch Zeichen und Wunder

Zeichen und Wunder - TS1000

In meinem ersten Blogbeitrag zur TS1000 Restauration habe ich ja die „matching numbers“ der Maschine kritisiert. Ich hatte aus meiner Erfahrung heraus berichtet, daß viele Maschinen im Internet aus zusammengewĂŒrfelten Komponenten gebraucht und angeblich funktionstĂŒchtig angeboten werden.

Mein Freund in Berlin hat sich just nach dem ersten Blogbeitrag von mir, mit dem VerkĂ€ufer in Verbindung gesetzt und ihm den Link zum Blog geschickt. Wohl getrieben vom schlechten Gewissen hat dieser dann die richtige RĂŒckwand und 2 Platinen und eine Flasche Wein auf den Postweg gebracht. Die Entschuldigung wurde aktzeptiert und jetzt sind die Komponenten wieder vereint.

 

Non, je ne regrette rien

Um diesem Kaufrisiko vorzubeugen, empfehle ich immer wieder, diese Seriennummern zu ĂŒberprĂŒfen. Lasst Euch ein Foto vom Inneren der Maschine, der RĂŒckwand und ggf. der uralten Garantiekarte zusenden. Erst dann  kann man sichergehen, daß wie bei der TS1000, die Platinen-Versionen auch zusammenpassen und die elektronischen Komponenten harmonieren. Wenn alles stimmt könnt Ihr das Liedchen von Edit Piaf „Non, je ne regrette rien“ trĂ€llern.

Die Platinen der TS1000 verfĂŒgen ĂŒber Revisionsnummern. Wenn möglich sollte die .02 auch auf den anderen Platinen zu finden sein. (c) Heinz D. Schultz

Matching Numbers – Was heißt das?

Der Begriff “matching numbers” wird im Zusammenhang mit Oldtimern verwendet. Er bedeutet, dass das Automobil mit demselben Motor oder Getriebe ausgerĂŒstet ist, mit dem es vor Jahrzehnten vom Band lief. Unsere Grundig TS1000 ist ja auch ein Oldtimer aber kein Auto.

Aus meiner Erfahrung heraus, werden TonbandgerĂ€te aus Deutscher Fertigung immer beliebter. Als ich den Blog hier angefangen habe, ahnte ich nicht auf welche Ressonanz er stĂ¶ĂŸt. Inzwischen hĂ€ufen sich die Anfragen zur Restauration aus dem In- und Ausland im zweistelligen Bereich. Ich wusste nicht, daß z.B. Italien eines der begehrtesten KĂ€uferlĂ€nder der Grundig Maschinen war. Gleichzeitig möchte ich mich auch dafĂŒr entschuldigen, nicht jede Anfrage die in der ersten Zeile der Email mit „Was kostet das?“, „Quanto costa?“, „What does it cost?“, „Qu’est-ce que ça coĂ»te?“ oder  „ÂżCuĂĄnto cuesta?“ beginnt, sofort beantworte.

Eine grundlegende Restauration mit Austausch alterschwacher mechanischer und elektronischer Bauteile kostet sehr viel Zeit, Geduld, Konzentration und PrĂ€zisionsarbeit. Demzufolge schnellen die Arbeitsstunden in den Bereich von 25h bis weit ĂŒber 150h. DafĂŒr ist die Maschine im Werkszustand und lĂ€uft die nĂ€chsten 25 Jahre durch.

Aufwendige Reparaturen und Restaurationen kann man teilweise einsparen, wenn man eben die „matching numbers“ prĂŒft. Das ist natĂŒrlich keine Garantie fĂŒr die Funktion, aber fĂŒr Harmonie der Komponenten die in FĂŒrth im Werk von Grundig verbaut wurden. 

Die richtige RĂŒckwand ist gekommen! (c) Heinz D. Schultz

Die Moral von der Geschichte!

PrĂŒfe wer sich ewig bindet. Ich gehöre nicht zu den sammelwĂŒtigen Krabbenfischern im Nordatlantik oder irgendeiner Bucht.

„FĂŒr mich haben Bandmaschinen Seelen. Ich kann mich an die vielen NĂ€chte in meiner Jugend erinnern. Traurig, freudig, verliebt, zu Tode betrĂŒbt.“

Alles hat sich meine Bandmaschine und mein Plattenspieler anhören mĂŒssen. Selbst wenn ich heute noch ein altes Band von 1980ff aus meinem Schallarchiv hole, die staub- und luftdichte Verpackung öffne und mir der Geruch von RĂ€ucherstĂ€bchen oder sonstigen Rauch-, Whiskey-, Damen-DĂŒften entgegenkommt, ja dann kommt auch die Erinnerung an diese schöne Epoche zurĂŒck. Nostalgie oh Nostalgie 🙂

Bleibt dran! In der nĂ€chsten Woche nehmen die Platinen ein erstes „lautstarkes“ Bad.

 

Bildrechte des Titelbildes: Kristopher Roller

 

 

TS1000 – 22 Kilogramm Wertarbeit

Wie in meinem ersten Blogbeitrag angekĂŒndigt, geht es nun mit der Berliner TS1000 ins Eingemachte.

Die Front öffnet sich und ein wichtiger Teil der Elektromechanik wird zugĂ€nglich. Immer wieder sehe ich gebrauchte TS1000 mit abgebrochenen Schiebereglern und Knöpfen. In den meisten FĂ€llen sind die Radiotechniker und stolzen Besitzer selbst schuld an diesem Übel. Um die Front einer Grundig TS1000 abzunehmen bedarf es nur 7 Kreuzschlitzschraube.

Nur 7 Kreuzschlitzschrauben und die Frontseite kann geöffnet werden. (c) Heinz D. Schultz

TS1000 Liebhaber versuchen immer wieder die Knöpfe der Schieberegler und Drehregler mit Gewalt abzuziehen. Das ist nicht nötig! Die Servicefreundlichkeit einer TS1000 ist schon 1976 ausgereift und im Wartungsfall löst man eben nur 7 Schrauben, hebt die Umlenkhebel und Rollen (gelbe Pfeile) etwas an und kann die aus einem Guß produzierte Front abnehmen.

Die Umlenkrollen beidseitig etwas anheben und schon kann die Frontplatte abgehoben werden. (c) Heinz D. Schultz

Die Schieberegler sind mit einem sehr clever gemachten System mit der Frontplatte verbunden und haben Mitnehmer fĂŒr die Schieberegler auf der Frontplatine.

Schieberegler-Mechanik in der Frontplatte. Einfach, pragmatisch und genial gelöst. Verfechter der Pisastudie mögen mir verzeihen, denn die meisten Servicetechniker können keine Wartungsanleitungen lesen und reissen die Regler mit brachialer Gewalt raus. (c) Heinz D. Schultz

(P.S.: Ich habe den Staub bewusst gelassen. Reinigen kommt spÀter. Mea culpa.)

Murkser am Werk?

Ich achte beim Öffnen der Maschinen immer auf den Zustand der Schrauben. Sind diese vermurkst oder mit dem falschen Schraubenzieher geöffnet worden, kann man davon ausgehen, daß Laien am Werk waren.

Superprofis öffnen Kreuzschlitzschrauben mit Taschenmesser, Flaschenöffner und Kronkorken. Es ist ein Drama! (c) Heinz D. Schultz

Nun gut, einen Riemen fĂŒr den Capstan oder das ZĂ€hlwerk zu wechseln, kann auch von einem Laien gemacht werden. Das sind dann auch die, die das TS1000 Schieberegler-Abreiss-Syndrom haben. Aber vielleicht hilft dieser Beitrag, solche grundlegenden Fehler zu vermeiden.

Offener Kimono!

Hier steht sie nun, die nackte TS1000! AufgerĂ€umt, ĂŒbersichtlich und auch in diesem Zustand noch ansehnlich.

Nackt? Nein! Symetrisches Design, Alu-Guss pur.  (c) Heinz D. Schultz

Spiderman was here!

Ich blicke heute etwas zufriedener in den „Brustraum“ der TS1000. Außer Staub und etwas „Webematerial“ eines Mini-Spidermans gibt es nicht viel zu beanstanden. Ab jetzt beginnt sich eine Strategie zur Reinigung der Maschine in meinem Großhirn zu entwickeln. Der Staub muss raus!

Staub an der rechten Bremse. (c) Heinz D. Schultz

„Bremshebel am rechten und linken Wickelmotor zieht am meisten Staub.“

Das liegt an der elektrostatischen Aufladung beim Bremsvorgang. Das Bremsband aus Metall und Spezial-Beflockung entwickeln eine Aufladung, Diese wird ĂŒber den Hebel abgeleitet und „saugt“ förmlich den Staub an. Auf diesem Bild kann man auch schön sehen, daß Grundig zur SchalldĂ€mpfung und fĂŒr den Korrosionsschutz alle Zugfedern mit einem speziellen Fett geschĂŒtzt hat. Zu den Ölen und Fetten schreibe ich ein einem der nĂ€chsten Posts etwas mehr.

Nicht das Netz einer Vogelspinne! Staubflockung durch elektrostatische Aufladung bei der Reibung von Filz, Metall und Kunststoff. (c) Heinz D. Schultz

Auf der Frontplatine sind kleine mechanische Meisterwerke an Schiebeschaltern verbaut. Diese sind glĂŒcklicherweise mit Goldkontakten ausgestattet. Hier werde ich noch ĂŒberlegen ob eine Reinigung mit Druckluft und eine nachtrĂ€gliche Versiegelung mit einen Kontakt-Fett notwendig wird.

Die Drehregler sind in einfachen aber robusten Messingbuchsen gehalten und bleiben so sehr lange funktionsfĂ€hig. Einige Besitzer klagen ĂŒber schwergĂ€ngige Schalter des Mixers/EingangwĂ€hlers. Die SchwergĂ€ngigkeit kommt aber nicht von den Lagerbuchsen.

Kleine Meisterwerke auf der Frontplatine. (c) Heinz D. Schultz

VU Meter – Johnny Controlletti

Die VU Meter der TS1000 sind auch im hohen Alter noch ein Augenschmauß. Vorausgesetzt der Vorbesitzer ist nicht mit chemischen Reinigungsmitteln an den hochwertigen Kunststoff rangegangen.

Die VU Meter sind auf den gesamten Frequenzbereich der TS1000 ausgelegt. Also keine Flacker-Bling-Bling Anzeigen sondern echte VUs! (c) Heinz D. Schultz

Ich habe meine Grundig TS1000 immer mit einem feuchten Tuch / Leder und etwas SpĂŒlmittel (Seifenwasser oder PRIL) gereinigt. Dadurch bleibt die OberflĂ€che kratzfrei und wird nicht stumpf. Wenn man die gesamte Frontplatte abgenommen hat, kann man diese bedenkenlos mit etwas SpĂŒlmittel und handwarmen Wasser in der Dusche reinigen. Gut abtropfen lassen und mit einem Fön (Abstand mind. 40 cm und niedrigste WĂ€rmestufe) trocken blasen.

Der Staub, sollte er in die VU-Meter eingedrungen sein, lĂ€sst sich nicht so einfach entfernen. Das Anzeigeinstrument mĂŒsste dazu zerlegt werden. Hierbei ist höchste Vorsicht geboten. Zeiger und Mechanik sind sehr filligran und eine BerĂŒhrung der RĂŒckholfeder wĂŒrde die Ansprechzeiten der Zeiger beeinflussen. Die kleinen Staubflocken hier auf dem Bild zu sehen, sind aber zum GlĂŒck auf der Scheibe.

Andruckrolle, Tonkopf und TontrÀger!

Bei dieser TS1000 habe ich im ersten Blogbeitrag ja festgestellt, daß die Seriennummer auf der RĂŒckwand mit der innenliegenden SerĂ­ennummer nicht ĂŒbereinstimmt. Meine Vermutung lag nahe, daß diese TS1000 aus 2 GerĂ€ten zusammengebaut wurde und dann auf die Reise durchs Internet ging.

Spuren zur Nutzungszeit schlagen sich u.a. auf Andruckrolle und die Abnutzung der Tonköpfe nieder.

Doch jetzt geht es erstmal zur Andruckrolle!

Typisches Aussehen einer 40 Jahre alten Andruckrolle.  (c) Heinz D. Schultz

FĂŒr eine 40 Jahre alte Bandmaschine sieht die Andruckrolle noch gut aus. Sie hat an ElastizitĂ€t verloren und strahlt mit einer glatten OberflĂ€che. Das Lacksiegel am Lager ist nicht gebrochen und man kann davon ausgehen, daß die Maschine noch mit der ersten Andruckrolle zurecht gekommen ist.

Die Rolle werde ich neu vulkanisieren lassen. Es gibt in Deutschland 2-3 Spezialisten die entweder Neuanfertigungen inklusive des Kerns (Lagerbuchse) anbieten, aber auch Fachleute die eine Vulkaniserung auf den Original-Kern vornehmen. Ich werde vermutlich letztere Methode vorziehen.

Tonköpfe und KopftrÀger!

Grundig hatte damals die geniale Idee, die Tonköpfe auf einen KopftrÀger zu montieren. Ein Abgleich der Elektronik war direkt auf der Platine im KopftrÀger vorgesehen.

Zudem gab es 4-Spur, 2-Spur und 4-Spur Autoreverse KopftrÀger. Welche Bandmaschiene im semiprofessionellen Bereich kann mit einem solchen Luxus aufwarten?

Die Berliner TS1000 glĂ€nzte am KopftrĂ€ger mit unbeschĂ€digten Schrauben. Die TrĂ€gerschrauben des KopftrĂ€gers waren niemals „gepeinigt“ worden.

KopftrÀgerschrauben sind noch jungfreulich! (c) Heinz D. Schultz

Das ist eine erstes gutes Zeichen. Ich bin gespannt was die Tonköpfe sagen.

Tadelloser KopftrĂ€ger und Tonköpfe! (DafĂŒr wĂŒrde ich bis zu 200 Euro bezahlen!) (c) Heinz D. Schultz

Das begeistert mich! Die Tonköpfe haben eine minimalen Kopfspiegel von weniger als 1.5mm. Das kĂ€me nach meiner Erfahrung auf ca. 300-450 Stunden Betrieb mit gutem Band. Die Tonköpfe haben eine Lebensdauer von 5.000 bis 10.000 Stunden, je nach verwendeter Geschwindigkeit und Bandmaterial. Die ARD hat mal an einer Telefunken M15A die Verscheißgrenze mit 13.000 Betriebsstunden (Motorstunden) ermittelt. Die Telefunken lief aber mit 38cm/s. Wenn man einigen insider Berichten Glauben schenkt, halten z.B. Revox Recovac Köpfe ca. 3.000 Stunden. (Diese Information ist jedoch unbestĂ€tigt und habe ich aus mehreren ForenbeitrĂ€gen zusammengetragen.)

Der KopftrĂ€ger und die Tonköpfe hier werden dem Berliner Freund noch viele Jahre Freude bereiten. Zudem gibt es im Internet immer wieder gĂŒnstige KopftrĂ€ger zu kaufen. Ich hoffe das bleibt noch eine Weile so, denn die Preise fĂŒr TonbandgerĂ€te erleben derzeit einen neuen Boom.

Kluge Bandfreunde decken sich rechtzeitig damit ein. In vielen Foren hört man immer wieder, daß man Tonköpfe „lĂ€ppen“ kann. Ich selbst habe noch keinen Tonkopf gelĂ€ppt. WĂŒrde auch dem Laien davor abraten. LĂ€ppen ist das Abtragen der TonkopfoberflĂ€che mit einem 400er-1000er Schleifpapier. Allein der Gedanke daran bereitet mir GĂ€nsehaut……

Tonköpfe in einem excellenten Zustand. (c) Heinz D. Schultz

UnberĂŒhrte Justage!

Meine Freude wird immer grĂ¶ĂŸer! Die Tonköpfe wurden nicht nachgestellt oder verschlimmbessert. Die Lacksiegel zur Tonkopfjustage sind unversehrt!

Die Lacksiegel zur Tonkopfjustage sind nicht beschÀdigt! (c) Heinz D. Schultz

Das Innenleben – oder der Platinensalat

Der Blick in den Brustkorb der TS1000 hat mich ĂŒberzeugt. Guter Zustand der Mechanik und der Tonköpfe. Solche Erkenntnisse spornen immer an, Gas zu geben. Wir haben nĂ€chste Woche schon Anfang Oktober und bis Weihnachten soll die TS1000 in Berlin laufen.

Maschine um 180 Grad gedreht und ran an den Platinensalat.

Spiderman lĂ€sst grĂŒĂŸen. Es ist nur Staub. (c) Heinz D. Schultz

Der servicefreundliche Aufbau der TS1000 zahlt sich hier ein Zweites mal aus. Die Platinen stehen senkrecht und saugen nicht allzuviel Schmutz an. Dennoch sind die Herausforderungen – oder ist es mein Anspruch – sehr hoch. Wir haben bis jetzt noch keinen elektronischen Funktionstest durchgefĂŒhrt. Wir sind noch im Lagebild-Modus.

Unbehandelte TS1000 Platine. (c) Heinz D. Schultz

Auf der hier abgebildten Platine sieht man sehr schön den Schiebeschalter (heller belichtet). Dieser wird durch die Gabelnase, rechts im Bild, von einem Front-Drehschalter bedient. Diese Bauweise finden wir in der TS1000 auf 3 Platinen.

Grundig verwendete zur Schmierung ein nichtleitendes Fett. Leider habe ich bei vielen Restaurationen festgestellt, daß im Laufe der Zeit, der Staub und Schmutz dem Fett ordentlich zusetzt. Das fĂŒhrt zu Störungen im Signalweg. (c) Heinz D. Schultz

Auf dem Bild ist schön zu sehen, daß die darunterliegende Leiterbahn, mit altem Fett bedeckt ist. Das muss grĂŒndlich entfernt werden.

Hot Stuff – Überhitzte TS1000

Im letzten Beitrag habe ich das Netzteil der TS1000 begutachtet. Einen wichtigen Hinweis möchte ich dazu noch loswerden. Das Netzteil ist ĂŒber den Alu-Winkel (KĂŒhlwinkel) mit dem GehĂ€use-KĂŒhlkörper verbunden und verschraubt. Zwischen den beiden KĂŒhlkörpern befindet siche eine WĂ€rmeleitpaste. Ich werde diese Leitpaste mit einem Spezialreiniger entfernen und mit einer neuen beschichten. Das wird sich auszahlen und die Netzteiltemparatur wieder auf das geplante Niveau zurĂŒckfĂŒhren. (P.S.: Diesen Hinweis habe ich in den AusfĂŒhrungen von Matthias Madsen bestĂ€tigt bekommen)

Ausgetrocknete WÀrmeleitpaste. (c) Heinz D. Schultz

Was kommt als NĂ€chstes?

Im nĂ€chsten Blogbeitrag geht es an die Reinigung der einzelnen Komponenten, Leiterplatten und Schalter. Hierzu setze ich ein Ultraschallverfahren und eine SpezialflĂŒssigkeit ein. Ein bewĂ€hrtes Trocknungsverfahren sowie der Einsatz von modernen Fetten und Ölen werde ich ausfĂŒhrlich beschreiben.

Ihr werdet bestimmt denken: „Der Alte ĂŒbertreibt“. Aber meine Einstellung zu solider Technik stammt von meinem Vater. Er war U-Bootfahrer im zweiten Weltkrieg und war auf Technik angewiesen. Diesen Bezug hat er mir mit seiner DNA vererbt.

Also dran bleiben, wir schaffen das bis Weihnachten.

Bildrecht des Beitragbildes: Jeremy Bishop 

TS1000 – Anruf aus Berlin!

Nach einem etwas lĂ€ngeren Telefonat mit meinem Studienkollegen aus Berlin, stehen nun die Spezifikationen fĂŒr die Restaurierung der TS1000 fest.

Seine Bandmaschine soll vollstĂ€ndig restauriert – nicht nur revidiert – werden. ZusĂ€tzlich sollen einige Modifikationen vorgenommen werden. Hier die Liste der „Must-Haves“.

Wunschliste:

  • VollstĂ€ndige Überarbeitung der Mechanik, mit Tausch aller Lager/Kugellager/Umlenkrollen
  • Andruckrolle, Antriebsriemen mit hochwertigen Bauteilen ersetzen
  • Elektronik vollstĂ€ndig auf/und ĂŒberarbeiten mit Abgleich auf Referenzband
  • UmrĂŒstung von 4-Spur auf 2-Spur Köpfe. (Austausch KopftrĂ€ger)
  • Digital-Ausgang mit professionellen Samplerates von 16-192 kHz und 24Bit integrieren
  • Optional Audio-Digital-USB Wandler fĂŒr digitale Einspeisung in Apple/Windows PCs (treiberlos und zukunftssicher mit Audio Class 1.0 und 2.0)
  • Überarbeitung des GehĂ€uses und der Frontplatte
  • Abdeckhaube modifizieren und polieren

Über das Budget haben wir nicht gesprochen, zumal ich solche Projekte nicht gewerblich parallel zu meiner aktiven beruflichen Position betreibe. Es wird ein freundschaftlicher Ausgleichsbonus in Form von einigen Cigarren-Kisten (Sancho Panza, Punch, Upmann, Patoro und Rocky Patel), 23 Jahre alten Rum aus Guatemala (Zacapa Centenario) und edlem französischen oder neuseelĂ€ndische Wein bezahlt.

Da ich schon geahnt habe wo mein Berliner Freund hin will, habe ich mich vorzeitig bei meinem Digital-Guru Uwe Beis (www.beis.de/Elektronik/Electronics.html) umgesehen. Die grĂ¶ĂŸte Herausforderung dĂŒrfte die Integration des Analog-Digital-Wandlers sein. Die Anforderungen aus Berlin wurden in einer Email nur flapsig formuliert. Endziel ist die digitale Aufbereitung des Tonmaterial in einem Computer. Da in Berlin ĂŒber 100 BĂ€nder mit z.T. Originalaufnahmen aus dem Familiennachlass auftaucht sind, soll die TS1000 als Arbeitstier fĂŒr die Ton-Sichtung und spĂ€terer Archivierung dienen. Der Zustand der BĂ€nder soll ausgezeichnet sein und teilweise wurde in 4-Spur respektive 2-Spur aufgenommen. Bei der TS 1000 ist der TrĂ€gerwechsel ja ein Kinderspiel, Entzerrung ist ja auch auf diesem voreingestellt und muss nicht in der Elektronik nachjustiert werden.

Nun gut – die TS 1000 liegt ja noch auf dem OP-Tisch

Im letzten Blogbeitrag habe ich ja nur die RĂŒckwand aufgeschraubt und mir einen ersten Überblick verschafft. Da die Grundig TS1000 extrem servicefreundlich aufgebaut ist und SteckplĂ€tze fĂŒr Erweiterungen vorhanden sind, dĂŒrfte eine Integration eines Audio Analog-Digital Wandlers kein großes Problem sein.

Uwe Beis hat mir gestern (20.9.2017) einen Bausatz seines Wandlers geschickt. Damit können die Maße fĂŒr den Einbau abgeglichen werden.

Das Paket von Uwe Beis – Der Audio Anlog-Digital Wandler AD24Q. (c) Heinz D. Schultz

Platz in der TS1000

Der Steckplatz fĂŒr die Serviceplatine ist so ausgelegt, dass alle Audio-Signale und auch die Stromversorgung in 26.5, 30 und 5 Volt ĂŒber das Mainboard (RĂŒckplatte) zur VerfĂŒgung stehen.

Service-Platine in der TS1000 – Die Maschine ist noch nicht gereinigt und so vom Tatort in den OP gekommen. (c) Heinz D. Schultz

Der AD24QS kann gut auf der Serviceplatine Platz finden. Inwieweit dazu die Original Platine von Grundig umgebaut wird, steht noch nicht fest. Ideal wĂ€re natĂŒrlich eine eigene Platine mit der Option auch spĂ€ter einen Digital-Eingang nachzurĂŒsten. Dazu aber spĂ€ter.

Die Serviceplatine mit der aufgelegten AD24QS Platine (teilbestĂŒckt). GenĂŒgend Platz vorhanden. (c) Heinz D. Schultz

Der AD24QS wird mit 12 Volt betrieben und hat eine Stromaufnahme von ca. 180mA. Da wir in der TS1000 aber 26,5 Volt und 30 Volt zur VerfĂŒgung haben, wird noch ein Spannungsregler benötigt. Ich habe mich fĂŒr einen Regler entschieden der Eingangsspannungen bis 40 Volt vertrĂ€gt und gnĂ€dig mit der Temperaturentwicklung umgeht und das Original Netzteil nicht strapaziert.

Die KabelausfĂŒhrung aus dem GehĂ€use werde ich auch noch ĂŒberdenken um ggf. einen RĂŒckbau zu ermöglichen.

Aber es liegen noch viele Arbeitsschritte vor uns. Am Wochenende wird die Frontplatte der TS1000 abgenommen und weiter am „Lagebild“ gearbeitet. Ich bin gespannt was mich noch erwartet.

Bitte dranbleiben.

 

WeiterfĂŒhrende Informationen zum AD24QS gibt es hier: http://beis.de/Elektronik/ADDA24QS/AD24QS-de.html

Bildrechte-Titelbild: Photo by Pavan Trikutam on Unsplash

TS1000 – Revision versus Restauration

„Die TS1000 aus Berlin ist eingetroffen!“

Ein ehemaliger Studienkollege hat mich gebeten seine TS1000 zu begutachten. Er hatte sie bei eBay gefunden und fĂŒr knappe 200 Euro ersteigert. Der VerkĂ€ufer hat die Maschine als „gebraucht“ und „lĂ€sst sich einschalten“ deklariert. Leider war das nicht so.

Der Spediteur hatte das schwere Paket am Freitag den 15.9.2017 bei mir abgeliefert. Heute einen Tag vor meinem Geburtstag darf die schöne TS1000 auf den OP-Tisch. Aber zunÀchst wird seziert wie die Gerichtsmediziner zu sagen pflegen.

Die TS1000 aus Berlin ist eingetroffen. Optisch auf den ersten Blick in Ordnung. (c) Heinz D. Schultz

Die typischen MĂ€ngel der gebrauchten TS1000 sind abgebrochene oder nicht mehr vorhanden Schalter, Schiebereglerknöpfe oder Tonkopfabdeckungen. Von den sich auflösenden GummifĂŒĂŸen auf der RĂŒckseite spreche ich zunĂ€chst mal nicht.

Fehlende Schiebereglerknöpfe auch hier an der TS1000 (c) Heinz D. Schultz

Zum GlĂŒck war der fehlende Knopf des Schiebereglers dabei. Hochwertige OberflĂ€chen aus Kunststoff lassen sich mit einem 3D-Drucker leider nicht so gut herstellen. Aber das GegenstĂŒck im Inneren der Maschine sieht ja niemand.

Abgebrochen aber zum GlĂŒck noch vorhanden (c) Heinz D. Schultz

Die RĂŒckseite der TS1000 sieht noch ganz ansehnlich aus. Ich habe mir jedesmal vor einer OP vorgenommen die Seriennummern auf der RĂŒckseite mit der Seriennummer im Inneren der Maschine zu vergleichen. Das hört sich vielleicht seltsam an, liefert aber Indizien auf den Ursprungs-Status. Manche Maschinen die auch als Sammlermaschinen angeboten werden, sind aus mehreren GerĂ€ten zusammengeschusterte Verkaufsobjekte. Schön ist es immer wenn beide Seriennummer ĂŒbereinstimmen. Also vor einem Kauf die Fangfrage nach Seriennummern innen und außen stellen 🙂

Seriennummer aus der 14.000er Serie. Das ist so um 1979 (c) Heinz D. Schultz

Schade! Die Seriennummer im Inneren weicht ab. Aber das Innenleben ist jĂŒnger als die HĂŒlle. Hier muss jemand wie vermutet mindestens 2 Maschinen zu einer Buchten-Kiste zusammengewĂŒrfelt haben. Aber mal sehen was die Substanz hergibt.

Seriennummer im Inneren stimmt nicht ĂŒberein. Seriennummer aus der 16.000er Serie. Das ist so um 1981 (c) Heinz D. Schultz

Jetzt wird es Ernst!

Nachdem die RĂŒckwand mit 6 Schrauben gelöst wurde und der Seriennummern-Schock ĂŒberwunden, geht es an die erste Sichtung des Innenlebens.

Und es geht weiter mit den Überraschungen. 

Die Motorplatte fĂŒr den Tonwellenantrieb hĂ€ngt gravitationslos im Innenraum. Vermutlich hat der Vorbesitzer einen Riemenwechsel versucht und hat dann mittendrin aufgegeben. Die 3 Befestigungsschrauben fehlen.

Motorplatte ist lose, Schrauben fehlen (c) Heinz D. Schultz

Motorplatte fĂŒr den Tonwellenantrieb an der TS1000 ist lose. (c) Heinz D. Schultz

Tonwelle hat noch ein gutes Lager!

Zum GlĂŒck hat die Tonwelle noch eine sehr gutes Lager. Die Verhartzung am Kugelkopf wird spĂ€ter gereinigt und mit neuem Buchsenfett auf Laufruhe getrimmt. Man sollte die Tonwelle niemals versuchen herauszuziehen um sich ĂŒber den Zustand der Tonwellen-Lagerung ein Bild zu verschaffen. Die Lager die Grundig damals verbaut hat, sind extrem langlebig und fĂŒr die Ewigkeit gefertigt. Messen kann man den Höhenschlag mit einem Mikrometer.

Tonwellen-Schwungmasse an der TS1000. (c) Heinz D. Schultz

Die beiden ÖldĂ€mpfer fĂŒr die Umlenkrollen sollte man bei einer 40 Jahre alten Maschine entharzen, reinigen und mit vorgeschriebenem Fett neu bestĂŒcken. Grundig hat die Verwendung von zugelassenen Fetten und Ölen in der Serviceanleitung dokumentiert. Leider lese ich in vielen Blogbeitragen immer wieder das WD40 und Balistol zur Reinigung eingesetzt wird. Balistol ist ein Waffenöl und sollte nur bei einem G3 Heckler & Koch, Glock 43 u.Ă€. angewendet werden. WD40 ebenda der sichere Tod fĂŒr ein Bandmaschinenlager, Andruckrollen, Riemen u.v.a. Komponenten.

ÖldĂ€mpfer fĂŒr die Bandzugregelung/Umlenkrollen. (c) Heinz D. Schultz

Elektronik-Schau!

Nun sehen wir uns mal die Elektronik etwa nĂ€her an. Aufmerksame Leser haben festgestellt, daß ich bei einer ersten Sichtung niemals der Versuchung verfalle, die TS1000 an 220Volt anzuschließen und einzuschalten. Alleine die lose Motorplatte hĂ€tte bei Kontakt mit einem Steckverbinder oder einer Leiterbahn grĂ¶ĂŸern Schaden verursacht. Also immer erst eine mechanische/optische Sichtung und dann systematisch vorangehen.

Das Netzteil

Meine Aufmerksamkeit gilt immer zuerst der Stromversorgung. Alte Kondensatoren, Elkos und Transitoren sorgen schon mal fĂŒr einen zu hohen Stromfluss und fĂŒhren zu einem Netzteilschaden. Die meisten Besitzer haben dann bei den ersten Rauchzeichen und AusfĂ€llen neue Sicherungen eingebaut. Das Netzzeil der TS1000 ist auch wichtiger Bestandteil der Motorensteuerung.

Meine Empfehlung ist es auch die Werte der Sicherungen am Trafo und der Stromverteiler-Platine zu ĂŒberprĂŒfen. An dieser Maschine hier war alles okay und keine der Sicherungen war defekt.

Grundig hat immer sehr sorgfÀltig und servicefreundlich gearbeitet. Die Werte der notwendigen Sicherungen ist auf der Platine aufgdruckt.

Das TS1000 Netzteil von der Leiterbahnenseite sieht noch ganz gut aus. (c) Heinz D. Schultz

Netzteil ohne „Lagerfeuer“ an der TS1000. (c) Heinz D. Schultz

Dioden-Pow-Wow mit Hitzespuren. (c) Heinz D. Schultz

Platinen-Sammlung

Nachdem das Netzteil keinen besonderen Anlass zur Sorge gibt, sichte ich die Lack-Siegel an den Platinen. Sind diese beschĂ€digt, kann man davon ausgehen, daß jemand im Bauchraum der TS1000 gewerkelt hat.  Die Platinen nehme ich in der ersten Phase nicht heraus. Das geschieht dann spĂ€ter.

Platinen-Siegel sind gebrochen. (c) Heinz D. Schultz

Papst – Wickelmotoren

Die Papst Wickelmotoren aus dem Schwarzwald lassen sich drehen und nach dem Lösen der Bremse auch gerĂ€uschlos mit Schwung auf Geschwindigkeit bringen. Hier ĂŒberlege ich dann immer, ob ein Kugellager-Wechsel lohnt oder man die fĂŒr die Ewigkeit gebauten Komponenten nicht im Motor lĂ€sst. Dazu kommen wir noch spĂ€ter.

Es sei angemerkt, daß viele Maschinen lange Jahre in SchrĂ€nken, Kellern oder klimatisch nicht optimalen Orten gelagert werden. Im Erbfall oder Umzug wird eine solche TS1000 dann schnell mal im Internet als Dachboden-/Keller-Fund angeboten. Luftfeuchtigkeit setzt den Lagern sehr zu. Hier ist Vorsicht geboten. Zwei Lager (Kugellager) tauschen kostet 20 Minuten Zeit und 16 Euro Material. In einem meiner spĂ€teren BlogbeitrĂ€gen werde ich beschreiben, wie man ein Kugellager am Papst Motor wechselt.

Papst Wickelmotoren – Test nur mit gelöster Bremse. (c) Heinz D. Schultz

Wie geht es weiter?

Im nĂ€chsten Blogbeitrag werde ich die Frontplatte abnehmen und das „Gesicht“ der TS1000 nĂ€her betrachten.  ZunĂ€chst mĂŒssen wir uns ja ein „Lagebild“ zum Gesamt-Zustand der Maschine verschaffen.

Da ich beruflich sehr aktiv bin, kann ich an manchen Abenden nur 1-2 Stunden mit der TS1000 verbringen, mein Jagdhund Johnny hat erste PrioritĂ€t. Deshalb folgen die nĂ€chsten BeitrĂ€ge nicht immer regelmĂ€ĂŸig.

Ich hoffe Ihr habt dafĂŒr VerstĂ€ndnis 🙂