TS1000 Ersatzteile

TS1000 Ersatzteile

Ersatzteile für die TS1000 aus dem 3D-Drucker – Schieberegler, Andruckrollen, Reverse-Bausteine und Drehknöpfe

Zunächst möchte ich mich für die vielen Anfragen aus dem In- und Ausland bedanken. Nicht alle konnte ich in den letzten Wochen pünktlich beantworten. Es gibt aber Grund genug über die Ersatzteilversorgung zur Grundig TS1000 zu sprechen.

 

REGLER-KNÖPFE

Die häufigsten Anfragen die mich erreichen, betreffen die Regler-Knöpfe auf der TS1000 Front. Im Laufe der Zeit härtet der filigrane Kunststoff aus und schnell brechen die feinen Mitnehmer-Zapfen ab. Bei den Drehknöpfen bricht die Hülse aus und letztendlich muss die TS1000 mit „Zahnlücken“ ihr Dasein tristen. Hinzu kommt noch das unsachgemäße Hantieren bei der Demontage der Frontabdeckung an der TS1000. Leider ist bei vielen TS1000 Besitzern noch nicht angekommen, dass die Schieberegler-Knöpfe mit der Frontplatte verbaut sind, die Drehregler-Knöpfe zur Abnahme der Frontplatte dagegen drauf bleiben können 🙂 

Original TS1000 Schiebereglerknopf – und Grundplatte   (c) Heinz D. Schultz

Original TS1000 Drehreglerknopf defekt- Rohe Gewalt, ausgelöst von schwergängigen Friktionen – (c) Heinz D. Schultz

REKONSTRUKTION 

 

Ich habe mich vor einem Monat an die Firma rapidobject in Leipzig gewandt um eine Rekonstruktion der Regler-Knöpfe anzugehen. Technische Zeichnungen und Konstruktionspläne der Kunststoffteile existieren nicht in meinem Fundus. Rapidobject hat aber aus meinen eingeschickten Mustern, 3D Volumenmodelle gezeichnet und gestern kamen die ersten 3D-Drucke.

Links der 3D-Druck von Rapidobject – Rechts der Original Knopf   (c) Heinz D. Schultz

Neuer Schieberegler-Knopf mit Grundplatte  (c) Heinz D. Schultz

MULTI JET FUSION

Das von Rapidobject eingesetzte Multi Jet Fusion Verfahren liefert mit der Nachbehandlung durch Trowalisieren eine sehr ansehnliche Oberflächenstruktur. Die zu polierenden Teile werden mit Entgrat- oder Schleifkörpern in Trommeln plaziert. Unterschiedliche Bewegungsmuster sorgen nun für eine Abrieb- und Polierwirkung. Dieses gemeinhin „Gleitschleifen“ oder auch „Trowalisieren“ genannte Verfahren eignet sich für alle empfindlichen Werkstücke und komplexen Formen mit einem Gewicht von einigen Mikrogrammen bis zu Werkstücken von mehr als 500 g. Die Bearbeitungsmethode eignet sich für alle Metalle, aber auch für den von mir eingesetzten Kunststoff.

 

POSITIVER NEBENEFFEKT

Im 3D-Druck lassen sich keine glatten Oberflächen reproduzieren. In der Kombination mit der Trowalisierung bekommt die Oberfläche der Knöpfe eine haptisch ansprechenden „Grip“. Leicht rauh aber trotzdem sehr professionell. Der erste Versuch bleibt positiv in meiner Erinnerung, wenngleich die Mannen / Frauen von rapidobject genau wissen was sie tun. 3D-Druck in dieser Qualität ist nicht billig, die Erstellung eines CAD-Volumenmodells kostet Zeit. Hätte ich Spritzguss-Modelle bauen lassen, wäre ein Pre-Investment für 4 Bauteile in Höhe von 6.000 Euro angesagt gewesen. In meinem Projekt sind es knapp 1000 Euro. 

 

Neuer Schieberegler- und Drehregler-Knöpfe mit Grundplatte  (c) Heinz D. Schultz

Der nächste Arbeitsschritt ist nun das Anfertigen der ALU-Einlegeplättchen am Regler-Kopf. Grundig hat damals schöne Ideen für das optische Design umgesetzt. Diese bereiten dem Nachbauer aber Kopfzerbrechen. Ich werde ein Handwerker hier in Dettingen bitten, mir diese Alu-Blättchen zu fertigen, vorausgesetzt diese verteuern den Nachbau nicht dramatisch. Alternativ denke ich auch über eine Lackierung nach.

Ab Ende April könnt Ihr die Regler-Köpfe dann bei mir beziehen.

ANDRUCKROLLE

Das Geschäft mit Andruckrollen wird speziell in Deutschland von einigen Platzhirschen belegt. Leider ist die Qualität der nachgebauten Andruckrollen nicht immer nach den Spezifikationen der Hersteller erfolgt. In mehreren Fällen musste ich erleben, dass eine neue Andruckrolle nach 5-6 Monaten bereits hinüber war, der Gummi porös wurde und die 45-50 Euro dahinflossen. Manchmal scheint es mir so als würden die diversen Anbieter auf eBay hier „Halbwertszeiten“ einplanen und einen frühen Verschleiß provozieren. Immerhin haben die damaligen, direkt vom Hersteller ausgelieferten Andruckrollen, oftmals mehr als 30 Jahre gehalten.  

 

Diese Andruckrolle hat nach 5 Monaten ihren Geist aufgegeben. Tiefe Risse, schlechtes Gummi und schlechter Kleber, ausgetrocknet und spröde.  (c) Heinz D. Schultz

ZURÜCK ZU DEN WURZELN

Ich habe mich im Herbst letzten Jahres dazu entschlossen, die alten Grundig Spezifikationen für die Andruckrolle zu beschaffen. Dies ist mir auch gelungen und die Firma TGW hat mir dabei geholfen das Sinter-Bronzelager und die richtige Gummi-Mischung zu reproduzieren.

Der Austausch der Andruckrolle ist nicht schwer, verleiht der TS1000 aber wieder einen vernünftigen „Geradeaus-Lauf“. Das Band wird wieder präzise durchgezogen und die Gleichlaufwerte sind wieder wie vor 45 Jahren perfekt.

Aber auch eine Andruckrolle muss gepflegt werden. In vielen Forenbeiträgen werden waghalsige Reinigungsmethoden, angefangen von Spiritus, Isopropanol, Feuerzeugbenzin, Nagellackentferner, Spüli und Bremsenreiniger diskutiert und als „Hausmittel“ angepriesen.

Neue Andruckrolle von TGW nach den Grundig Spezifikationen – gut für weitere Jahre (c) Heinz D. Schultz

 

PUTZKOLONNE

 

Aber warum auf „spirituelle Hexenwerke“ setzen, wenn es Spezialisten gibt, die viele hunderttausend Andruckrollen und Walzen produzieren. TGW hat mir empfohlen den eigens für Andruckrollen entwickelten W1/H/soft Lixton anzuwenden. Er greift den Weichmacher der Gummi-Mischung nicht an und entfernt jeglichen Schmutz, selbst das Nikotin einer Pall-Mall die ohne Filter in 10cm Abstand zur TS1000 geraucht wurde.

Neue Andruckrolle von TGW mit dem Spezielrein iger W/H1/soft Lixton  (c) Heinz D. Schultz

Achtet bei der Reinigung peinlich genau darauf, die Reinigungsflüssigkeit vom Sinter-Bronzelager fernzuhalten. Die Sinterlagerölung verträgt das nicht. Experten wissen, dass ein Nachölen von Sinter-Bronze Lagern nicht möglich ist, trotzdem fallen viele Tonbandfreunde auf diverse Angebote rein und kaufen sich ein Fläschchen Sinterlager-Öl. Ich kann nur empfehlen dieses Geld in einen leckeren Salat und gutem Olivenöl aus Sóller zu investieren. Ihr habt dann mehr davon 🙂

 

AUTOREVERSE-ELEKTRONIK

 

Mit über 40 Anfragen zum Autoreverse-Betrieb der TS1000 haben mich überzeugt den Elektronikbaustein neu aufzulegen. Ich wollte die Elektronik auf der Zusatzplatine, die damals zusammen mit dem Autoreverse-Kopf ausgeliefert wurde, nach modernen Fertigungsmethoden in SMD Technik umsetzen zu lassen. Mein alter Weggefährte Uwe Beis, hat die Schaltung rekonstruiert und nach Beschaffung der geeigneten Steckerleisten und Bauteile, über einen Prototypen nun auch der Produktion übergeben. Ende April 2019 sind die ersten 50 Platinen bestückt und können bei mir bezogen werden. Die Platine ist so gefertigt, dass ein falsches Einstecken nicht die Capstan Elekronik abschießt. Das hatte ich auch in meinem Blogbeitrag „Smoke on the Water“  erwähnt.

Neue Autoreverse-Platine in SMD Technik  (c) Heinz D. Schultz

Neue Autoreverse-Platine in SMD Technik auf den Capstan.Baustein  (c) Heinz D. Schultz

 

Mit der neuen Platine habt ihr auch die Garantie, dass die Endabschaltung und Laufrichtungs-Umkehr mit dem richtigen Timing vonstatten gehen. Die schwere Schwungmasse wird gebremst und läuft erst nach Stillstand in die andere Richtung. Das schont den Antriebsriemen und die Ohren. Denn die TS1000 jault nicht hoch. Die Platine kann in jeder TS1000 nachgerüstet werden und funktioniert auch dann wenn nur ein 4-Spur oder 2-Spur-Träger aufgesetzt ist – dann jedoch nur in eine Richtung. 

Die Platine ist Ende April verfügbar und kostet ca. 49 Euro.

 

Bezugsquellen:

Andruckrolle TS1000:  https://heroms.com/hifi-komponenten/10014-andruckrolle-fuer-grundig-ts1000

 LIXTON W1/h/soft Andruckrollen-Reiniger:  https://heroms.com/spezialreiniger/10008-w1/h/soft-spezial-reiniger-38-ml-in-alu-flasche

Regler-Knöpfe und Autoreverse-Platine demnächst hier: https://heroms.com/hifi-komponenten/

Bildrechte:

Blog-Titelbild: Kotagauni Srinivas – Unsplash

Bild im Blog: Heinz D. Schultz